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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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behandeln.
    »Ich werde ihn ehren, wie es die Heilige Schrift verlangt«, schwor Lothar, und dann ging es an die Neuverteilung des Reichs.
    Pippin bestand darauf, das Land zwischen Loire und Seine zu erhalten, und Ludo forderte neben seinem Bayern das Gebiet Ostfrankens ein. Beides wurde ihnen zugestanden.
    »Kommt, Brüder, lasst uns unsere Einigkeit feiern«, schlug Lothar vor, »und dem Heiligen Vater die frohe Botschaft überbringen, auf dass er wieder seines Amtes walten kann.«
    Papst Gregor reiste frohgemut ab. Er hatte sein Ziel erreicht: Lothar war glücklich aus Italien hinausgebracht und stellte somit keine Bedrohung für den Kirchenstaat mehr dar.
    Lothar ließ Ludwig nicht aus den Augen. Er schleppte ihn von Colmar nach Reims, wo er ihn mit Fußtritten von der Kirchenschwelle stieß; er ließ ihn auf der Reichsversammlung, die er in Compiègne einberief, in einer abgeschlossenen Hinterkammer sitzen, erklärte ihn für regierungsunfähig und brachte ihn schließlich nach Soissons. Hier wurde noch deutlicher als zuvor, dass er weder die Absicht hatte, den Vater zu ehren noch ihm die Kaiserwürde zu belassen.
    Er verordnete ihm im Kloster Saint Medard Hausarrest und ließ das Gebäude von Wachen umstellen. Ludwig, an die freie Natur gewohnt, durfte sich nicht einmal im Klosterhof ergehen.
    Während sich Lothar auf der Jagd erholte, besprach er mit seinen Getreuen die förmliche Absetzung des Kaisers.
    Wie so oft, kam Graf Hugo von Tours auf den erlösenden Gedanken.
    »Nach einer alten päpstlichen Verordnung«, führte er abends am Kochfeuer aus, »darf jener, der sich wegen schwerer Verbrechen einer feierlichen Kirchenbuße unterworfen hat, danach keine Waffen mehr tragen, sondern muss zeitlebens im Büßerstand bleiben oder Mönch werden.«
    »Attigny!«, erklangen mehrere erfreute Stimmen.
    Erzbischof Agobard von Lyon ärgerte sich maßlos darüber, dass ihm als Kirchenmann dieses Gesetz nicht eingefallen war. Er schalt sich, sein Augenmerk zu sehr auf die Vernichtung Judiths gerichtet zu haben, und da fiel ihm plötzlich ein, wie Ludwigs Lebensmut gänzlich gebrochen werden konnte.
    Er erhob sich vom Feuer und ließ sich neben Ebbo von Reims nieder, in dessen Diözese sich das Medardskloster befand. »Bruder«, flüsterte er ihm zu, »wir lassen dem Kaiser eine Nachricht zukommen …«
    Der Mönch und sein Bediensteter beobachteten von fern, wie die Reiterschar an einem niedrigen Gebäude aus rötlichen Steinen mit einem Turm Halt machte. Das Ende der Reise schien erreicht zu sein. Ein langer Ritt, der den beiden Männern viel abverlangt hatte. Des Reitens ungewohnt, war es ihnen schwerer gefallen, über die lange Strecke die Gruppe zu verfolgen, als sich in den Wirren der Ereignisse von Colmar abzusetzen.
    »Das ist kein Kloster«, wandte sich Ruadbern besorgt an Arne.
    »So ein Gebäude habe ich noch nie gesehen«, erklärte der einstige Bauer. »Eine Burg aus Stein! Vielleicht werden dort Vorräte gelagert.«
    »Oder Gefangene«, sagte Ruadbern. Er schlug vor, die nahe gelegene Ansiedlung aufzusuchen, um herauszubekommen, wo sie sich überhaupt befanden. Arne schirmte die Augen gegen die Nachmittagssonne ab.
    »Ich glaube, sie wird jetzt in den Turm gezerrt!«
    Mit trauriger Miene betrat Lothar die Mönchszelle seines Vaters. »Du weißt, dass ich meiner Stiefmutter, deiner Gemahlin, nie sonderlich gewogen war«, begann er, »aber …« Und dann schienen ihm die Worte zu fehlen.
    Ludwig erhob sich von den Knien, starrte seinen Sohn verstört an und begann zu zittern.
    »Was ist mit Judith? Sprich!«
    Tränen standen in Lothars Augen, als er fortfuhr: »Sie muss die Krankheit schon in Colmar in sich getragen haben, Vater. Die Männer sagen, dass sie nach zwei Tagen über Erschöpfung klagte. Sie brachten sie ins nächste Kloster, aber … Vater, es schmerzt mich, der Überbringer solch böser Nachricht zu sein. Judith ist tot.«

 
Drittes Buch
    Bruderkrieg

10
    Aus den Chroniken der Astronoma
    Im Jahr des Herrn 833
    Armes Reich, in dem die Lüge solche Triumphe feiert. Armer Kaiser, dem vorgegaukelt wird, seine geliebte Gemahlin Judith wäre gestorben und sein Sohn Karl in Prüm zum Mönch geschoren. Mit solchen Nachrichten will Lothar den Vater zur Übernahme einer Buße stimmen, der sein unwiderruflicher Klostereintritt folgen soll. Ludwig bittet sich – wie stets in solchen Lagen – Bedenkzeit aus, doch die Bischöfe Agobard und Ebbo erklären, sich nicht wieder überlisten zu lassen wie

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