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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Karolinger?«
    Judith hörte ihn kaum. In ihrer Hand zitterte der Brief aus Fulda. Und dem war Gerswinds Zauberring beigelegt. Ihr alter Feind Erzbischof Ebbo, der in Haft sitzende Milchbruder Ludwigs, flehte sie, die Kaiserin, um Hilfe an.

11
    Aus den Chroniken der Astronoma
    In den Jahren des Herrn 835 bis 840
    Erzkaplan Drogo setzt am 28. Februar 835 in der Stephanskirche zu Metz unter freudigen Zurufen Ludwig noch einmal die Kaiserkrone auf. Doch in Reich und Familie kehrt keine Ruhe ein.
    Die Gebietsansprüche der Söhne Pippin und Ludo lassen für Karl nichts mehr übrig. Deshalb müht sich die Kaiserin abermals um eine Versöhnung mit Lothar. Sie schlägt vor, dessen Beschränkung auf Italien aufzuheben, um ihn sich verpflichtet zu machen. Denn um Lothar haben sich die tüchtigsten Männer des Frankenreichs geschart, und der Kaiser ist sichtlich hinfällig geworden. Nach seinem drohenden Tod muss Judith die Rache Lothars fürchten, der Mutter und Sohn im günstigen Fall in ein Kloster einweisen lassen würde. Der Hoflehrer Einhard ist der Streitereien müde und zieht sich endlich mit kaiserlicher Genehmigung als Abt nach Seligenstadt zurück. Dank der Fürsprache der Kaiserin werden die Haftbedingungen für Ebbo von Reims in Fulda gemildert. Judith vermählt ihre Tochter Gisela mit Eberhard von Friaul, einem der wichtigsten Ratgeber Lothars, und überzeugt Ludwig, das gesamte Reich zwischen Lothar und Karl aufzuteilen. Darüber kommt es zu geheimen Verhandlungen in Diedenhofen. Doch als eine Seuche Lothars bedeutendste Räte dahinrafft, darunter auch seinen Schwiegervater Hugo von Tours und Abt Wala, sieht das Kaiserpaar keinen Grund mehr, Lothar zu fürchten und zu berücksichtigen.
    Unter Judiths Einfluss teilt Kaiser Ludwig das Reich in Aachen zwischen Pippin, Ludwig und Karl neu auf. Doch Mitte April 837 wird der Kaiser durch einen großen Kometen erschreckt, der im Zeichen der Waage erscheint und drei Nächte hindurch sichtbar ist. Gewaltige Wirbelwinde brechen los, und Feuer in Form eines Drachens wird am Himmel erblickt. Die dänischen Wikinger, die bereits Antwerpen niedergebrannt haben, machen sich das Chaos im Frankenreich zunutze und überfallen das an Gewerbe und Handel reiche Friesland. Harald Klak sieht sich gezwungen, gegen seine einstigen Landsleute zu kämpfen, schafft es aber nur, sie zu vertreiben. Sie sind mit ihrer Beute bereits auf hoher See verschwunden, als Ludwig in Nimwegen eintrifft. Sein Sohn Ludwig von Bayern, unzufrieden mit den ihm zugesprochenen Gebieten, nutzt die Abwesenheit des Vaters und trifft sich in Trient mit Lothar. Dies kommt dem Kaiser zu Ohren, der Ludo daraufhin alle rechtsrheinischen Gebiete entzieht und nur Bayern lässt.
    Seinen Sohn Karl erhebt er an dessen 15. Geburtstag anlässlich seiner Schwertleite zum König über das neustrische Gebiet zwischen Seine und Loire. Daraufhin erklärt Ludwig von Bayern seinem Vater den Krieg, zieht im November 838 in Frankfurt ein und rückt mit dem Heer Richtung Mainz, um dem Vater den Rheinübertritt zu verwehren. Pippin von Aquitanien, der sich friedlich verhalten hat, stirbt plötzlich an Wassersucht. Erst im Januar gelingt es Kaiser Ludwig, Ludo in die Flucht zu treiben. Die Feindschaft zwischen Vater und Sohn bleibt bestehen. Doch dem Herrscher setzt die Schwindsucht zu; er scheint bereits vom Tod gezeichnet zu sein. Schon deshalb muss Judith ihren alten Wunsch, Karl zum Kaiser zu machen, aufgeben und Lothar für sich gewinnen.
    Am 25. März wird der ganze Umkreis des Himmels von wunderbaren Lichtstreifen umzogen, die in Form eines runden Domes erscheinen. Wenig später kommt es in Worms zu einer Aussöhnung zwischen dem Kaiser und seinem ältesten Sohn. Auf dem dortigen Reichstag teilt der Herrscher das Reich zwischen Karl und Lothar auf. Lothar wählt die östliche Reichshälfte, und Karl erhält den westlichen Teil, sehr zum Missvergnügen von Pippins Sohn, Pippin II. von Aquitanien, der sich um sein Erbe betrogen fühlt. Unterstützt von Bernhard von Barcelona, rüstet er gegen den Großvater zum Krieg.
    Das Jahr 839 klingt mit einem ungeheueren Wirbelsturm aus, bei dem das Meer über die Ufer tritt und unzählige Menschen in Höfen und Weilern zugleich mit den Gebäuden wegrafft. Flotten auf See werden auseinandergerissen und eine Feuerflamme wird über das ganze Meer hin gesehen. Auch die Flamme des Krieges in der eigenen Familie kommt nicht zum Erlöschen. Als Kaiser Ludwig, begleitet von seiner Gemahlin und

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