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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Rückkehr deines Gemahls wieder zu uns kommen? Diesmal natürlich nicht als Nonne, sondern als Gast in den dafür vorgesehenen Räumen?«
    Als Judith einige Monate zuvor in Poitiers eingetroffen war, hatte ihr erster Weg sie ins Radegundis-Kloster geführt. Sie hatte Äbtissin Philomena reiche Gaben mitgebracht und vergeblich versucht, mit den Schwestern ins Gespräch zu kommen. Wo sie während ihrer ersten Verbannung mühelos mit Nonnen hatte plaudern können, stieß sie als Kaiserin jetzt auf respektvolles Schweigen. Nur Schwester Gerberga hatte sie flüsternd gefragt, ob Lothar tatsächlich die Nonne Gerberga in Chalon habe ertränken lassen. Als Judith dies mit großem Bedauern bestätigte, entfuhr der Nonne voller Entsetzen die Frage, weshalb denn Lothar nicht nur wieder in Gnaden aufgenommen, sondern abermals als Mitkaiser bestätigt und ihm sogar die Hälfte des Reichs übertragen worden sei. Judith hatte zu einer Erklärung über die verworrenen Verhältnisse angesetzt, die es zwingend erforderlich machten, des Kaisers ältesten Sohn einzubinden, um ihn davon abzuhalten, noch mehr Unheil anzurichten, als sie von Äbtissin Philomena höflich unterbrochen wurde.
    »Lothar ist der verlorene Sohn«, erläuterte diese knapp, »und wenn ein solcher heimkehrt, ist dies dem Herrn allzeit ein Wohlgefallen.«
    Wie leicht sich doch mithilfe der Heiligen Schrift so manch komplizierter Sachverhalt auslegen ließ! Und wie leicht Judith das beschwerliche Klosterleben mit einem Mal wieder erschien! Am liebsten hätte sie sich sofort zum Brunnen begeben, um Wasser für die Wäsche zu holen oder sich einer anderen niederen Arbeit hingegeben, um jegliche Gedanken an die nähere und fernere Zukunft auszulöschen, aber das ging natürlich nicht. Sie befand sich an des Kaisers Seite in Poitiers. Nur war Ludwig jetzt abgereist, und Karl ließ sich nicht mehr in den Pfalzgebäuden sehen, sondern lagerte bei seinem Heer am Stadtrand. Ja, derzeit wollte sie nichts lieber als sich dem friedlichen Leben in der Abtei widmen.
    »Du kannst ein paar ausgesuchte Leute deines Hofstaats hierher mitnehmen, zum Beispiel Wilhelm«, schlug die Äbtissin jetzt vor.
    »Einen Mann? In dieses Kloster?«
    »Nun, so ein ganzer Mann scheint er noch nicht zu sein. Und wie du weißt, beschäftigen wir hier auch Männer für Aufgaben, die uns Frauen schwerfallen. Natürlich nur Männer, die sich nicht durch den Geheimgang Zutritt verschaffen. Den ich im Übrigen habe zuschütten lassen. Doch wer schwere Fässer tragen, Reparaturen durchführen und gut Holz spalten kann, ist uns im Gasthaus durchaus willkommen. So mager wie du jetzt bist, wirst du wohl kaum solche Arbeiten verrichten können. Du musst essen, mein Kind, essen. Schließlich ist in der Heiligen Schrift von der Auferstehung des Fleisches die Rede, nicht von der der Knochen.«
    Judith lachte, und dann fiel ihr ein, wie Ruadbern am Holzblock von Mürlenbach ohnmächtig geworden war. Nun, der Grund für diese Schwäche war inzwischen entfallen. Ruadbern könnte sich jetzt als Lehrer Wilhelms nützlich machen. Sie wunderte sich selbst darüber, wie das Verlangen, in seinen Armen liegen zu wollen, mit der Zeit immer mehr nachgelassen hatte, ihr Herz aber dennoch unvermindert kräftig für ihn schlug. Hielt er sich in ihrer Nähe auf, verflog jeglicher Trübsinn, und nur der Gedanke an ihn zauberte bereits ein Lächeln auf ihre Lippen. War ihr in Mürlenbach eine Liebe zu Ruadbern ohne körperliche Erfüllung noch unvorstellbar erschienen, so begriff sie jetzt, wie sehr es ihr Leben bereicherte, bedingungslos zu lieben. Sie wusste, dass sie wiedergeliebt wurde, und empfand es als entlastend, diese Liebe zu hüten und zu pflegen, ohne zu Heimlichkeiten gezwungen zu sein. Nicht Ruadberns Hände, sondern seine Blicke streichelten sie. Sie musste nicht sein Geschlecht an ihrem spüren, um sich seiner Liebe zu vergewissern. Sicher, gelegentlich bedauerte sie, ihn nicht in ihren Armen halten, ihn nicht küssen und sich nicht an seinen schmalen, langen Körper schmiegen zu können. Manchmal sehnte sie sich nur danach, ihm mit den Händen über das Gesicht zu streichen, schon das wäre ihr wie eine Vollendung vorgekommen. Aber dann dachte sie, dass darin das Wort Ende mitschwang; dass dann nichts mehr zu wünschen übrig blieb. Verglich sie die fortwährende ungezwungene Vertrautheit im Umgang mit Ruadbern mit dem rasenden, nach schneller Erlösung strebenden Verlangen, das Bernhard einst in ihr ausgelöst

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