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Die Welle

Titel: Die Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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Spaß, über gute Filme zu schreiben«, behauptete Jeanie.
    »Ja«, pflichtete Alex, der weltreisende Plattenreporter, ihr bei. »Es macht keinen Spaß, über einen guten Film zu schreiben, weil man nichts Schlechtes darüber sagen kann. Eine Kritik ist überhaupt nur gut, wenn sie schlecht ist. Dann kann man alles in Stücke reißen.«
    Alex rieb sich die Hände und spielte händereibend und kichernd wieder einmal seine berühmte Rolle eines irrsinnigen Wissenschaftlers. Das konnte niemand so gut wie er. Außerdem hatte er auch eine Pantomime eines Windsurfers im Wirbelsturm in seinem Repertoire.
    »Wir brauchen aber Artikel für unsere Zeitung!«, sagte Laurie entschieden. » Hat denn gar keiner eine Idee?«
    »Es gibt einen neuen Schulbus«, sagte jemand.
    »Wie spannend!«
    »Ich habe gehört, dass Mr Gabondi nächstes Jahr ein Freisemester nehmen wird.«
    »Vielleicht kommt er nicht wieder.«
    »Irgendein Bursche in der Zehnten hat gestern mit der Faust eine Fensterscheibe eingeschlagen.«
    »Wie kam das?«
    »Er wollte beweisen, dass man ein Loch in ein Fenster schlagen könne, ohne sich dabei zu verletzen.«
    »Hat er’s geschafft?«
    »Nein, es hat ihn zwölf Schnittwunden gekostet.«
    »He, wartet mal«, sagte Carl. »Wie wäre es denn mit der Welle? Darüber will doch jetzt jeder etwas wissen.«
    »Bist du nicht im Geschichtskurs von Ross, Laurie?«, fragte einer.
    »Das ist augenblicklich die größte ›Geschichte‹ an der Schule.«
    Laurie nickte. Ihr war klar, dass die Welle einen Bericht wert war, vielleicht sogar einen sehr umfangreichen. Vor einigen Tagen schon war ihr klar geworden, dass so etwas wie die Welle wahrscheinlich genau das war, was dieser wirre Redaktionshaufen der Schülerzeitung selbst dringend brauchte. Aber sie hatte den Gedanken verdrängt. Sie konnte sich den Grund dafür nicht einmal erklären. Da war nur dieses ein wenig unheimliche Gefühl, das allmählich in ihr wuchs, das Gefühl, dass man mit dieser Welle vielleicht sehr, sehr vorsichtig umgehen müsse. Bisher hatte sie nur erlebt, dass in Mr Ross’ Geschichtskurs etwas Gutes dabei herausgekommen war. Und dem Footballteam hatte sie anscheinend auch geholfen. Trotzdem hatte Laurie Bedenken.
    »Nun, was ist damit, Laurie?«, fragte jemand. »Mit der Welle?«
    »Wieso hast du das Thema eigentlich noch keinem von uns gegeben?«, fragte Alex. »Willst du dir die Rosinen etwa selbst herauspicken?«
    »Ich weiß nicht, ob sich schon jemand gut genug darin auskennt, um etwas darüber zu schreiben«, antwortete Laurie. »Wie meinst du das? Du bist doch in der Welle, oder?«, fragte Alex.
    »Ja, das bin ich«, bestätigte sie. »Aber trotzdem ...« »Immerhin müssten wir wenigstens berichten, dass die Welle überhaupt existiert«, meinte Carl. »Ich glaube, dass sich eine ganze Menge Leute fragen, was es damit auf sich hat.«
    Laurie nickte. »Ja, ihr habt Recht. Ich werde versuchen, es zu erklären. Aber inzwischen möchte ich, dass ihr alle auch etwas tut. Wir haben noch ein paar Tage bis zum Erscheinungstermin. Versucht doch einmal, alles herauszufinden, was die Schüler so über die Welle denken.«
    Seitdem sie mit ihren Eltern am Abendbrottisch zum ersten Mal über die Welle gesprochen hatte, war sie diesem Thema zu Hause bewusst ausgewichen. Es kam ihr unnütz vor, noch mehr Auseinandersetzungen, besonders mit ihrer Mutter, heraufzubeschwören, die ja schließlich in allem, was Laurie betraf, einen Anlass zur Sorge sah: Ob sie nun abends zu spät mit David ausging, ob sie an Kugelschreibern kaute, oder ob sie Mitglied der Welle war. Laurie hoffte, dass ihre Mutter nicht mehr daran dachte.
    An diesem Abend, als sie in ihrem Zimmer bei den Schulaufgabensaß, klopfte ihre Mutter an die Tür. »Darf ich hereinkommen?«
    »Ja, sicher!«
    Die Tür öffnete sich, und Mrs Saunders trat ein. Sie trug einen kanariengelben Bademantel und Sandalen. Die Haut um ihre Augen glänzte fettig, und Laurie wusste, dass die Mutter eine Creme gegen ihre Fältchen aufgetragen hatte. »Wie geht’s den Krähenfüßen?«, fragte sie gutmütig spöttisch.
    Mrs Saunders lächelte. »Eines Tages«, sagte sie und drohte mit dem Finger, »wirst du das gar nicht mehr so komisch finden.«
    Sie kam zum Tisch und schaute über Lauries Schulter auf das Buch, in dem ihre Tochter gelesen hatte. »Shakespeare?«
    »Was hast du erwartet?«, fragte Laurie.
    »Meinetwegen alles, nur nichts von dieser Welle!«, sagte Mrs Saunders und setzte sich auf das Bett ihrer

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