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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Junge, den Jolly wieder erkannt hatte.
    »Griffin, du liebe Güte…«
    Munk verschränkte die Arme. »Verrätst du mir, wer das ist?«
    »Griffin«, sagte sie abermals. »Ungefähr so alt wie wir. Er ist auf mehreren Piratenschiffen groß geworden - und von genauso vielen wieder runtergeworfen worden. Er behauptet, er sei schon mit sechs oder sieben ein besserer Kartenspieler gewesen als alle Piraten zusammen.« Sie lächelte. »Er ist ein schreckliches Großmaul. Ich kann ihn nicht leiden.«
    Munk betrachtete sie prüfend. »Das sieht mir aber gar nicht danach aus.«
    Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Das täuscht.«
    Munk stieß ein verächtliches Schnauben aus, beobachtete nun aber mit neu erwachtem Interesse, was weiter geschah.
    Der Riese mit dem Ritterhelm stapfte stumm vorwärts. Den verletzten Mann fegte er mit einem einzigen Schlag beiseite; er kam ein paar Schritte weiter im Sand auf, rappelte sich unter Schmerzen hoch und humpelte schimpfend davon.
    Griffin hielt sich benommen den Kopf. Er war blond wie Munk, doch er trug das Haar schulterlang und hatte daraus dutzende kleiner Zöpfe geknüpft, die wie Schlangen um seinen Kopf wirbelten, wenn er sich bewegte. Sklaven aus Afrika hatten diese Art der Haartracht mit in die Karibik gebracht, aber Jolly kannte keinen Weißen außer Griffin, der sein Haar auf diese Weise trug. Seine Kleidung war der übliche Anputz der Piraten: Kniehose, Stiefel, Hemd und statt der Weste ein blauer Gehrock aus Samt, der an mehreren Stellen geflickt war.
    »Er hat doch ein Messer«, flüsterte Munk. »Warum verteidigt er sich nicht damit?«
    »Das ist ein Kampf unter Ehrenmännern.«
    »Oh, natürlich.«
    »Griffin hat sicher versucht, den anderen beim Kartenspiel zu betrügen. Ganz sicher sogar.«
    »Und dafür lässt er sich jetzt umbringen?«
    Jolly hatte allmählich dieselbe Befürchtung. Der Gigant mit dem Helm schien nicht auf eine gütliche Einigung aus zu sein. Seine Fäuste waren so groß wie Eimer, seine Handrücken mit dunklem, borstigem Haar bewachsen.
    Griffin wurde allmählich wieder klar. Er hatte Jolly noch nicht entdeckt, seine Augen waren starr auf den Riesen gerichtet, der breitbeinig über ihm stand.
    »Ähm, Buenaventure . wirklich, das war ein Versehen. Ein kleines Missgeschick. Das verstehst du, oder?« Ein breites Grinsen erschien auf seinen braun gebrannten Zügen. Seine blauen Augen leuchteten wie der Ozean bei Sonnenschein. »Komm schon, du wirst doch deinem alten Kumpel Griffin nichts tun? Wir sind Freunde. Es war ein faires Spiel, nicht? Abgesehen vielleicht von dieser winzigen Sache am Ende, aber so was kann man schnell wieder vergessen, was meinst du?«
    Buenaventure sagte nichts, blickte nur durch die Schlitze seines Helms auf den Jungen hinab.
    Griffin zuckte die Achseln. »Dann eben nicht.« Unvermittelt riss er sein rechtes Bein nach oben und trat mit aller Kraft in den Unterleib des Riesen.
    Ein mitfühlendes Ooh und Aah ging durch die Menge der Zuschauer, manche Hand zuckte wie von selbst zum Hosenlatz.
    Aber Buenaventure rührte sich nicht. Kein Laut drang unter dem Helm hervor. Seine Fäuste blieben geballt.
    Griffin kam scharrend und strampelnd auf die Füße. Er wollte sich gerade herumwerfen und fliehen, als eine mächtige Pranke ihn an der Schulter packte. Eine zweite schloss sich um seine Kehle.
    Jolly keuchte auf. Munk starrte gebannt auf das, was sich vor ihnen abspielte. Er brachte keinen Ton heraus.
    Etwas ertönte unter dem Helm, das nicht wie Worte klang. Buenaventure knurrte wie ein Kampfhund.
    Jolly überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, Griffin beizustehen. Gegen Buenaventure hatte er allein keine Chance, das war klar. Nur war Jolly nicht sicher, ob sie das Risiko eingehen wollte. Was sie gesagt hatte, stimmte durchaus: Sie mochte Griffin nicht besonders. Manchmal, zumindest. Hin und wieder.
    Doch dann fuhr die Pranke des Riesen in beide Taschen von Griffins Gehrock, riss sie aus den Nähten und ergriff die Goldstücke, die sich darin befanden. Darauf ließ er den Jungen fallen, drehte sich um und ging davon. Sofort tat sich eine Schneise in der Menge auf, um Platz für ihn zu schaffen. Augenblicke später war der Gigant in einem Einschnitt zwischen den Hütten verschwunden.
    Griffin sprang hoch, grinste verlegen in die Menge, murmelte etwas wie »Alles in Ordnung! Nichts passiert! Ich hab ihn verjagt!« und hastete dann davon, so schnell er konnte - gerade noch rechtzeitig. Denn jetzt nahmen die anderen Männer, die mit

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