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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erbebte das Schiff. Jolly und die Jungen wurden von den Beinen gerissen. Es gelang ihr, sich an einem Stützbalken festzuhalten, doch ihre Hände rutschten daran hinab, und Splitter bohrten sich in ihre Handflächen. Sie stieß einen Schmerzensschrei aus, sah Blut zwischen ihren Fingern und ließ instinktiv los.
    Griffin fing sie auf. Nicht besonders galant, nicht einmal absichtlich, wie sie vermutete - aber seine Hände schossen vor und packten sie, bevor sie mit dem Hinterkopf auf die Planken prallen konnte. Nach seinem Sturz war er schneller auf die Beine gekommen als die beiden anderen. Jolly dachte: Er ist wirklich verteufelt schnell.
    »Danke«, presste sie hervor, wischte sich die Blutstropfen an ihrer Hose ab und suchte nach Munk. Er war ein ganzes Stück von ihnen entfernt gegen die Bordwand gestürzt, hielt sich den Schädel und fluchte leise.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie besorgt.
    Er nickte und verzog dabei schmerzerfüllt das Gesicht. »Mein Kopf tut weh. Aber es geht schon.«
    »Sicher?«
    »Ja.« Jetzt war er vorsichtiger und nickte nicht mehr.
    Alle drei sahen den Hexhermetischen Holzwurm an.
    Er war von dem Holzstapel gerollt, stand aber wieder auf seinen kurzen Beinen - und rülpste erneut.
    Diesmal wurde die Carfax nicht erschüttert.
    »Das war ein Kanonenschuss!«, entfuhr es Griffin.
    »Eine Kugel muss direkt neben dem Rumpf eingeschlagen sein!«
    Hinter ihnen wurde die Klappe des Laderaums aufgerissen. Soledad sprang die oberen Stufen herunter, suchte sie im Halbdunkel und entdeckte sie schließlich rund um den Plankenstapel.
    »Kommt rauf!«, rief sie. »Wir werden angegriffen! Kenndricks Kopfgeldjäger haben uns gefunden!«

Seeschlacht

    Zwei Schiffe hatten im Mondlicht die Verfolgung der Carfax aufgenommen.
    Das eine war ein Schoner mit zwei Masten, schmalem Rumpf und großen Segelflächen, die es ihm ermöglichten, zügig Fahrt aufzunehmen. Die flache Bauweise machte ihn wendig und besonders geeignet für Manöver in seichten Gewässern.
    »Wenige Kanonen«, sagte Walker, als Jolly und die Jungen neben ihm auf der Brücke zum Stehen kamen. »Der Mistkerl ist schnittig, aber nicht besonders gefährlich.«
    »Oh doch«, sagte der Geisterhändler unheilvoll. »Er wird versuchen, uns den Weg abzuschneiden, damit uns das andere Schiff erwischt. Das da sind keine konkurrierenden Kopfgeldjäger - sie arbeiten zusammen.«
    Walker schwieg, während er diese Möglichkeit in Betracht zog.
    Jolly sah zu ihrem zweiten Verfolger hinüber, einer Schaluppe wie die Carfax, die beinahe so tief im Wasser lag wie ein voll beladenes Handelsschiff - mit dem Unterschied, dass die Schaluppe Geschütze geladen hatte, gewiss weit mehr, als ihnen selbst zur Verfügung standen. Falls es dem Schoner gelang, an ihnen vorbeizuziehen und sie aufzuhalten, waren sie ein gefundenes Fressen für die überlegene Feuerkraft des zweiten Schiffes.
    Die Kopfgeldjäger mussten nur darauf gewartet haben, dass die Carfax den Hafen verließ. Bei einer Konfrontation an Land hätten zu viele andere Piraten mitgemischt, begierig auf das Gold, das Kenndrick auf Jollys und Soledads Kopf ausgesetzt hatte. Hier draußen dagegen pfuschte ihnen niemand ins Handwerk.
    Walker schnauzte Befehle von der Brücke, Buenaventure klammerte seine Pranken um das Steuerrad, und Soledad stand wie versteinert an der Reling, einen Wurfdolch in der Hand, als rechne sie jeden Augenblick mit der Entermannschaft der Kopfgeldjäger.
    Für gewöhnlich wurde zu Beginn einer Schlacht Sand auf den Decks ausgestreut, damit die Besatzung nicht ins Rutschen geriet und dadurch kostbare Zeit verschwendete. In Anbetracht der geisterhaften Mannschaft der Carfax war das unnötig; die gewichtlosen Nebelmatrosen berührten ohnehin kaum den Boden. Viele von ihnen scharten sich jetzt um die Kanonen und machten sie bereit für die Schlacht.
    Der Wind frischte auf, je weiter Tortuga hinter ihnen zurückblieb. Der Bug schlug in die schäumende Gischt, ein dumpfes Dröhnen und Stampfen drang aus dem Inneren des Schiffes. Der Schoner war immer noch auf einer Höhe mit ihnen und segelte hart am Wind. Noch mehrmals feuerte die Mannschaft des Kopfgeldjägers ihre Geschütze ab, aber alle Kugeln schlugen unweit der Carfax in die aufgewühlten Wogen. Jedes Mal wurde das Schiff durchgeschüttelt, aber es gab keine Treffer, die Schaden hätten anrichten können. Walker verzichtete darauf, auf die gleiche Weise Pulver und Eisen zu verschwenden, und hob sich den Feuerbefehl auf, bis

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