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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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beide Schiffe sich in einer besseren Kampfposition befanden. Nach einer Weile gab es auch der Schoner auf, die Carfax unter Beschuss zu nehmen, zumal er ihnen lediglich den Weg abschneiden und nicht versuchen sollte, sie auf eigene Faust zu versenken. Diese Aufgabe blieb der Schaluppe in ihrem Rücken überlassen.
    »Sie sind dumm, die erste Breitseite derart zu vergeuden«, sagte Jolly zu Munk, ohne den Blick von dem feindlichen Schiff zu nehmen. »Die erste Ladung ist meist am sorgfältigsten gestopft und gezielt - zu Beginn des Kampfes hat die Mannschaft noch genug Zeit dazu. In der Hitze des Gefechts muss es dann schneller gehen, und die Schüsse werden ungenauer.«
    »Kennen Sie diese Schiffe?«, wandte sich der Geisterhändler an Walker.
    »Der Schoner ist die Notividad unter Captain McBain. Er ist kein schlechter Kerl, wenn man nicht gerade Passagiere an Bord hat, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist.« Walker schenkte Jolly und Soledad einen finsteren Blick.
    »Denk an das Gold«, sagte Jolly.
    »Glaub mir, ich denke an nichts anderes.«
    »Das sollten Sie aber«, widersprach der Geisterhändler. »Zum Beispiel daran, wie Sie und Ihr haariger Freund uns hier lebend rausbringen.«
    »Ich könnte die beiden immer noch ausliefern.«
    Ein Surren ertönte, und etwas schlug mit einem dumpfen Laut neben Walkers Hand in das Geländer - Soledads Wurfdolch. Die Klinge war kaum einen Inch von seinem kleinen Finger entfernt.
    »Versuch’s nur«, rief sie herüber, »und der nächste steckt in deiner Stirn.«
    Der Captain strahlte. »Dein Liebreiz ist wie immer atemberaubend, holde Prinzessin.«
    »Das hat schon so mancher gesagt - und danach überhaupt nichts mehr.«
    Er lachte leise und wandte sich an Buenaventure.
    »Nicht noch dichter an den Wind«, befahl er. Den im Mondschein fast unsichtbaren Kanonieren an Deck rief er zu: »Alles bereithalten zum Feuern!«
    In der Dunkelheit flammten Fackeln auf.
    Munk beugte sich zu Jolly. »Du hast doch gesagt, dass es falsch ist, jetzt schon zu schießen.«
    »Jetzt noch - aber vielleicht nicht mehr in ein, zwei Minuten. Wenn der Schoner seinen Kurs beibehält, trägt ihn das näher an uns heran. Walker will sichergehen, dass wir zum bestmöglichen Zeitpunkt bereit sind.«
    »Bannon hat dir eine Menge über den Kampf auf See beigebracht«, sagte der Captain anerkennend. »Nicht schlecht für eine kleine Kröte.«
    Griffin biss sich auf die Unterlippe. »Es geht gleich los.«
    »Was ist mit der Schaluppe?«, fragte Munk.
    »Noch zu weit hinter uns«, sagte Jolly. »Die Natividad hat den Fehler gemacht, uns zu früh herauszufordern. Statt uns unter Feuer zu nehmen, hätte sie alle Kraft darauf verwenden sollen, an uns vorüberzuziehen und uns den Weg zu versperren.«
    Walker stimmte ihr zu. »McBain war schon immer ein ungeduldiger Bursche. Er versucht es auf eigene Faust, und das kommt uns zugute.«
    »Kennen Sie den Kapitän des zweiten Schiffes?«, fragte der Geisterhändler.
    »Ich kenne das Schiff, die Palomino. Zuletzt hat sie einem Korsaren von den Kleinen Antillen gehört, aber es hieß, er habe sie beim Würfeln gegen einen anderen verloren. Konstantin heißt er wohl.«
    »Constantine«, verbesserte ihn Soledad, die mit drei raschen Sätzen zur Brücke heraufgeeilt war. Sie zog den Wurfdolch aus dem Geländer. »Er war einmal ein Vertrauter meines Vaters. Dann wurde er einer von denjenigen, die ihn verraten haben. Durch ihn hat Kenndrick Gelegenheit bekommen, meinen Vater zu töten.«
    »Ah«, rief Walker, »das gibt dem Ganzen eine pikante Note, nicht wahr? Jetzt wird die Sache persönlich.«
    Hoffte Soledad, mit dem Verräter ihres Vaters die Klingen zu kreuzen? Pure Kampfeslust loderte in ihren Augen. Der Geisterhändler musterte sie besorgt. Was würde er tun? Er würde nicht zulassen, dass irgendetwas -oder irgendjemand - seiner Mission in die Quere kam.
    Jollys Blick wanderte über die angespannten Gesichter der Gefährten, und plötzlich verspürte sie Trauer. Tiefe, unverständliche Trauer. Vielleicht würde nicht jeder von ihnen das Ende ihrer Reise erleben.
    Die Natividad feuerte erneut.
    Etwas fauchte über sie hinweg. Aber ehe ihnen allen bewusst wurde, dass sie gerade um Haaresbreite dem Tod entronnen waren, brüllte Walker: »Teufel noch mal! Sie müssen schwerere Geschütze an Bord haben, als ich vermutet habe.«
    »Feuern Sie«, sagte der Geisterhändler ruhig. »Sofort.«
    »Ja, Sie haben Recht.« Walker wirbelte herum und bellte Befehle über das

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