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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Schlacht hatte sie Hugh und Moe nicht mehr gesehen.
    Walker winkte zur Natividad hinüber und sah befriedigt zu, wie der angeschlagene Schoner zurückblieb.
    »Was ist mit der Palomino?«, fragte Griffin und gab sich die Antwort nach einem Blick über das Heck hinweg selbst: »Sie folgt uns noch immer.«
    »Sie ist langsamer als wir«, sagte Walker.
    »Möglich«, sagte der Geisterhändler, »aber nicht sehr wahrscheinlich.«
    Der Captain sah ihn verwundert an. »Was meinen Sie?«
    Mit seinem langen Arm wies der Händler zum Großmast hinauf. Die Spitze beugte sich gerade mitsamt dem Ausguck und dem Toppsegel vornüber, ein schmerzhaftes Knirschen und Brechen ertönte, dann stürzten die oberen Meter des Mastes aufs Deck. In einem Knäuel aus zerrissenen Tauen prallten sie auf die Planken und begruben mehrere Fässer mit Trinkwasser unter sich. Geister fetzten auseinander wie Rauch, setzten sich anderswo wieder zusammen und wehten sofort herbei, um die Reparaturarbeiten aufzunehmen.
    »Gottverdammt!«, entfuhr es Walker.
    Soledad sprang zur Balustrade und blickte hinab aufs Hauptdeck. »Eine ihrer Kugeln muss den Mast gestreift haben.«
    Walker reagierte sofort. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, sprach er mit Buenaventure das weitere Vorgehen ab. Anschließend wandte er sich an seine Passagiere. »Ich denke, es wird klappen. Selbst wenn unter den Geistern kein Zimmermann sein sollte, werden wir unsere Fahrt kaum verlangsamen und den Abstand zumindest beibehalten können.«
    »Und die Palomino?«, fragte Jolly.
    »Sie werden uns folgen, so viel steht fest. Und sofort zuschlagen, falls wir doch noch langsamer werden.«
    »Wir können ihnen nicht tagelang davonfahren«, sagte Munk. Er sah aus, als grübelte er über irgendetwas nach. Jolly bemerkte, dass seine rechte Hand auf der Tasche mit den Muscheln lag.
    Walker hob missbilligend eine Braue. »Bisher ist es gerade mal eine Stunde, Junge. Uns bleibt nur abzuwarten, was die Zeit bringt. Vielleicht einen Vorteil, mit dem wir alle noch nicht rechnen.«
    »Oder das Ende«, sagte der Geisterhändler.
    Jolly lief zur hinteren Reling und blickte dem Schiff des Kopfgeldjägers entgegen. Die Palomino folgte ihnen im Abstand von gerade mal einer Meile, vielleicht weniger. Ein harter Wettlauf stand ihnen bevor.
    Jetzt hing alles davon ab, auf wessen Seite der Wind und die See standen. Beides, das wusste sie von Bannon, waren wankelmütige Verbündete.
    Am nächsten Nachmittag war die Palomino unverändert hinter ihnen. Sie folgte ihnen wie ein Schatten, und ihr Umriss am Horizont drückte auf die Stimmung aller. Solange das feindliche Schiff hinter ihnen blieb, bedeuteten seine Geschütze keine Bedrohung. Falls es ihm jedoch gelang, aufzuholen und ihnen die Breitseite zu zeigen, waren sie erledigt. Jeder war sich darüber im Klaren, sogar Munk, der in den letzten Stunden mehr über Schiffsführung und Gefechte auf hoher See gelernt hatte, als er sich in seinen Träumen hatte ausmalen können.
    Jolly stieg hinauf zur Brücke, wo Buenaventure einsam die Stellung am Steuer hielt. »Welchen Kurs nehmen wir?«, fragte sie.
    Der Pitbullmann schaute noch einmal zum fernen Horizont im Westen, dann auf Jolly. Beim Blick in seine runden, braunen Hundeaugen überkam sie jedes Mal eine merkwürdige Traurigkeit, trotz der Bedrohung und Stärke, die der riesenhafte Steuermann verströmte. Ein winziges Stück seiner Zungenspitze leuchtete rot zwischen seinen Zähnen.
    »Nach Osten«, sagte er mit seiner knurrigen Stimme. »Und nach Norden.«
    »Das weiß ich. Ich dachte, du könntest mir vielleicht etwas Genaueres verraten.«
    Buenaventures Lefzen verzogen sich zu einem Pitbulllächeln. »Er sagt euch nichts, was?«
    »Nein. Gar nichts.« Jolly folgte seinem Blick zum Geisterhändler, der am Bug stand, eine Hand auf der Reling, die andere an dem silbernen Reif unter seinem Gewand. Die beiden schwarzen Papageien saßen wieder auf seinen Schultern wie ausgestopft, nur der Wind zerzauste ihr Gefieder.
    »Er redet mit überhaupt keinem mehr. Nicht mal mit Munk. Ich glaube, er macht sich wirklich große Sorgen.« Nicht um mich oder Munk oder einen der anderen, dachte sie. Nur um Aelenium. Darauf läuft alles hinaus.
    Der Hexhermetische Holzwurm hatte sich geweigert, ihnen mehr über die schwimmende Stadt zu verraten. Er schmollte. Walker hatte ihn in einen alten Vogelkäfig aus Metall gesperrt, den er wutentbrannt aus der Kapitänskajüte an Deck gebracht hatte. Dabei, das musste Jolly sich

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