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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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eingestehen, hatte der Captain wirklich allen Grund, zornig zu sein: Als er in der Nacht in den Laderaum hinabgestiegen war, um zu überprüfen, was an Reservehölzern, Masten und Planken geladen war, hatte er entdeckt, dass der Holzwurm während der Seeschlacht nicht untätig geblieben war - er hatte gut die Hälfte aller Holzvorräte vertilgt.
    Jolly hatte geglaubt, Walker würde gar nicht mehr aufhören zu brüllen. Erst recht, als der Wurm anbot, er könne den entstandenen Verlust durch ein Gedicht abgelten.
    Jolly hatte kein Mitleid mit dem Wurm. Er war gefräßig, unehrlich und rundherum unausstehlich. Zudem machte sie sich Vorwürfe, dass sie ihn unbeaufsichtigt gelassen hatte. Es grenzte an ein Wunder, dass Walker ihn nicht gleich über Bord geworfen hatte.
    Nun jedenfalls saß der Hexhermetische Holzwurm beleidigt in seinem Gefängnis am Fuß des Großmastes und schwieg. Der Vogelkäfig hatte die Form eines Zwiebelturms. Walker hatte die Öffnung zusätzlich durch ein Vorhängeschloss gesichert. Während der ersten Stunden hatte der Wurm ununterbrochen geflucht, bis Griffin ihm angedroht hatte, ihn mit einem Entermesser in Scheiben zu schneiden. Seitdem maulte er nur noch gelegentlich über Freiheitsberaubung, ungebührliches Verhalten und Magenknurren, blieb die meiste Zeit aber stumm.
    Buenaventure riss Jolly aus ihren Gedanken. »Wenn nichts dazwischenkommt, werden wir acht oder neun Tage unterwegs sein. Hinter Haiti lassen wir die Mona-Durchfahrt an Steuerbord liegen, dann müssen wir weiter raus auf den Atlantik. Sagt jedenfalls euer Freund mit dem einen Auge. Aber ich weiß nicht, ob das klappt.« Er bemerkte ihren Blick und kräuselte das dunkle Fell auf seiner Stirn. »Was starrst du mich so an?«
    »Ich… ich hab nicht gewusst, dass…« Sie war vollkommen perplex über seinen unverhofften Redeschwall, brach aber kopfschüttelnd ab. »Tut mir Leid.«
    »Ich kann reden wie jeder andere auch«, sagte er, »wenn es das ist, was du meinst.«
    »Aber du tust es nicht. Oder nur selten.«
    »Nur, wenn es etwas zu sagen gibt.« Er richtete seinen Blick wieder auf die Segel und das Meer. Im Süden zog in vielen Meilen Entfernung die Küste Haitis vorüber, kaum mehr als ein dunkler Strich über dem Horizont. Die Sonne brannte aus dem tiefblauen Himmel herab, der Wind wehte stark und trieb sie zügig vorwärts. Die Luft roch frisch und salzig.
    Die Distanz zwischen der Carfax und der Palomino hatte sich kaum verändert. Mal kam das feindliche Schiff ein wenig näher heran, dann fiel es wieder zurück. Falls das Wetter nicht umschlug, konnte die an den Nerven zerrende Verfolgungsjagd tagelang so weitergehen.
    »Was hat der Händler dir gesagt?«, fragte Jolly. »Ich meine, über unser Ziel.«
    »Nur, dass es ein Ort im Atlantik ist, jenseits der Karibischen See. Und dass er Aelenium heißt. Nie gehört von so einer Insel, aber, ehrlich gesagt, interessiert mich das auch nicht. Bin ganz froh, wenn mich alle in Frieden lassen und ich in Ruhe das Schiff steuern kann. Walker macht die Geschäfte und bestimmt das Ziel. Jedenfalls meistens.«
    Jolly seufzte. »Dann will ich dich lieber nicht länger stören.«
    Er ließ sie bis zur Treppe kommen, ehe er widersprach. »Du kannst bleiben, wenn du möchtest.«
    Jolly drehte sich zu ihm um.
    Buenaventure verzog die Lefzen. »Darf ich dich auch etwas fragen?«
    »Sicher«, sagte sie.
    »Was ist das für ein Gefühl, wenn man über Wasser gehen kann?«
    Sie trat vor das Steuer und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Balustrade. »Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man es nicht kann.« Sie überlegte einen Moment. »Ich halte es nicht lange an Land aus. Jedenfalls nicht weit entfernt vom Meer. Bannon hat mal eine Expedition in den Dschungel von Yukatan unternommen, weil ihm jemand erzählt hat, der alte Morgan hätte dort in einem Tempel einen Schatz versteckt. Ich konnte nicht mitgehen. Das heißt, ich hab’s versucht, aber am dritten Tag hat Bannon mich mit zwei der Männer zurück zum Schiff geschickt. Ich habe keine Luft mehr gekriegt, meine Füße fühlten sich an, als wären sie so schwer wie Kanonenkugeln, und zuletzt konnte ich kaum noch die Beine bewegen. Genauso wenig wie du weißt, was für ein Gefühl es ist, über Wasser zu laufen, weiß ich nicht, wie man längere Zeit über Land gehen kann.«
    Buenaventure dachte eine Weile nach. »Wir machen uns keine Gedanken darüber. Wir gehen über festen Boden, weil wir es eben können. Es ist ganz

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