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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Richtung Steuerbord davon, flog ein paar dutzend Meter aufs Meer hinaus und begann, dort zu kreisen.
    Jolly verfolgte seinen Flug stirnrunzelnd, ehe sie begriff, was er ihr mitteilen wollte. Sie schaute auf die Wasseroberfläche unter Moe.
    Da war etwas in den Wellen, ein dunkler Umriss. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Jeder wusste, dass es rund um die Korallenstadt von Klabautern und anderen Kreaturen des Mahlstroms wimmeln musste. Sie mochten sich nicht zeigen, aber sie waren da: Kundschafter und Beobachter, eine Vorhut der Streitmacht, die der Mahlstrom schon bald gegen Aelenium ins Feld schicken würde.
    Kein Wunder, dass eines dieser Wesen der Carfax gefolgt war. Aber warum hatte es sie noch nicht angegriffen?
    Noch immer konnte sie keine klare Kontur erkennen. Es konnte sich um einen ganzen Schwarm Klabauter handeln oder um eine einzige mächtige Kreatur. Eines aber erstaunte sie: Was immer es war, es kam nicht näher. Stattdessen blieb es auf einem parallelen Kurs zur Carfax, als wollte es beobachten, erkunden, aber nicht angreifen. Oder wartete es auf einen geeigneten Zeitpunkt? Wohl kaum, denn davon hatte es mehr als genug gegeben.
    Moe flog eine letzte Schleife, dann kehrte er zurück zum Schiff und landete neben Hugh auf dem Fockmast. Aus roten und gelben Augen blickten die rätselhaften Vögel zu ihr herüber.
    Jolly hob das Kästchen vom Boden auf, ließ es wieder in ihrer Weste versehwinden und turnte geschwind an den Wanten hinab zum Deck. Augenblicke später stand sie neben Buenaventure und erzählte ihm von der Entdeckung der Papageien.
    Der Pitbullmann bat sie, für einen Moment das Steuer zu übernehmen, eilte zur Reling und starrte verbissen in die von Jolly angegebene Richtung. Doch von hier unten aus war der Umriss nicht zu erkennen, die Lichtreflexe auf den Wellen und der flache Blickwinkel machten ihn unsichtbar.
    »Da ist etwas«, beteuerte Jolly.
    Buenaventure nickte. Wie besorgt er wirklich war, ließ sich von seinem Hundegesicht nicht ablesen, doch die Runzeln auf seiner Stirn verhießen nichts Gutes.
    »Wir könnten es unter Feuer nehmen«, schlug der Hexhermetische Holzwurm vor. »Ein paar Treffer vor den Latz, und wumms! sind wir das Ding los. Ganz einfach.«
    »Ganz einfach?«, wiederholte Buenaventure. »Vielleicht in den Augen eines halb blinden Wurms.«
    »Was bitte, soll das heißen?«
    Jolly kam dem Pitbullmann zuvor. »Dass wir es uns nicht leisten können, etwas zu bekämpfen, das sich uns gegenüber bislang nicht feindlich verhalten hat.«
    Buenaventure schenkte ihr ein zustimmendes Nicken. »Selbst wenn es ein Schwarm Klabauter wäre, was ich, ehrlich gesagt, nicht glaube, dann sollten wir uns hüten, ihn anzugreifen. Solange er nicht näher kommt, kümmert er uns nicht weiter.«
    »Ein Schwarm Klabauter kümmert dich nicht?« Die Stimme des Wurms war schrill. »Beim Nagezahn meiner Mutter und den sechshundert Beinen ihrer schäbigen Sippschaft, das ist doch wohl nicht dein Ernst!«
    Der Pitbullmann blickte noch einmal zu der Stelle im Meer hinüber, dann übernahm er wortlos wieder das Steuer.
    Jolly kletterte zum Ausguck hinauf und war froh, das Gezeter des Holzwurms hinter sich lassen zu können.
    Buenaventure hatte Recht. Es war sinnlos, jetzt einen Kampf zu riskieren.
    Der seltsame Umriss war noch immer neben der Carfax, keine hundert Schritt entfernt. Sie blinzelte in der Hoffnung, das Ding schärfer erkennen zu können, doch auch das half nicht.
    Hugh und Moe flatterten zu ihr herüber und ließen sich rechts und links des Ausgucks auf den Rahen des Toppmasts nieder. Fast unmerklich folgten sie Jollys Blick. Erst jetzt wurde ihr klar, dass Buenaventure nicht der Einzige war, den man auf sie angesetzt hatte.
    Auch die Papageien waren hier, um auf sie Acht zu geben - oder sie zu überwachen.

Der Mann im Wal

    Griffin spie in hohem Bogen Seewasser aus, das wie Lebertran mit einer Note fauligen Fischs und einer guten Prise Salz schmeckte. Er würgte und spuckte, bis ihm Kehle und Magen wehtaten, und selbst dann wünschte er noch, seine Zunge gegen eine neue eintauschen zu können, so widerlich war der Geschmack, der sich darauf festgesetzt hatte.
    Er kauerte vornübergebeugt, inmitten eines Gewirrs aus gesplitterten und geborstenen Planken, schwarzen Netzen aus Seetang und allerhand unbeschreiblichem Zeug, das Schiffstrümmer, aber auch Überreste von Lebewesen sein mochte. Ein Hauch von Licht lag um einen Hohlweg aus halbrunden Bögen ganz in seiner Nähe

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