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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wahrscheinlicher gehalten hatte: Sie hatten abgewartet, bis die Sonne tief genug stand. Nun brachen sich die Strahlen auf den Wellenkämmen, sie blitzten und blinkten, und ihr Licht blendete die Schützen auf den Rochen. Offenbar versprachen sich die Klabauter davon einen größeren Vorteil als von einem Angriff bei Dunkelheit.
    Rorrick fluchte. Aber während Griffin sich noch sorgte, ob der Schütze unter diesen Bedingungen überhaupt etwas treffen würde, peitschte bereits der erste Schuss. Der Flugwind wehte den Pulvergeruch und einen Teil des Lärms nach hinten fort, weg von Griffin.
    Auch auf den anderen Rochen eröffneten jetzt die Schützen das Feuer. Bald schien die Meeresoberfläche unter der Masse der Einschüsse zu kochen. Zahllose Pockennarben erblühten auf den Wellen. Die ersten Klabauterkadaver trieben an die Oberfläche, während hier und da dürre, schillernde Arme durch die Wogen brachen, mit einer Lanze oder Wurfharpune ausholten und sie hinauf in Richtung der Rochen schleuderten. Im Laufe seiner ersten drei Umrundungen der Seesternstadt sah Griffin nur einen einzigen Rochen abstürzen: Das Tier prallte auf die Oberfläche, und sogleich wurden Reiter und Schütze aus den Sätteln gerissen und in die Tiefe gezerrt.
    Über den Rochen selbst machten sich die Klabauter her wie ein Schwarm Ameisen, in Windeseile war er unter krabbelnden Leibern begraben und versank in den Fluten.
    Griffin schüttelte sich vor Grauen, war dann aber schon über die Absturzstelle hinweg und musste sich wieder um seine Aufgabe kümmern. Rorrick rief ihm Anweisungen zu, wohin er den Rochen zu lenken hatte, und Griffin beeilte sich, alles zur Zufriedenheit seines Schützen auszuführen. Einmal duckte er sich unter eine Klabauterharpune hinweg, ein anderes Mal glitt eine Lanze an der Schwinge des Rochens ab, hinterließ aber nur einen schwachen Kratzer.
    Während jeder Umrundung warf er besorgte Blicke auf Jasconius, der sich mittlerweile von der Mole gelöst hatte und als mächtiger Schatten unter der Oberfläche tobte. Als Griffin ihn das erste Mal dort unten sah, war er erstaunt über die Beweglichkeit des Riesenwals und zugleich tief besorgt über die Masse von dunklen Punkten, die sich um ihn scharte. Bei der zweiten Umkreisung aber hatte der Wal schon deutlich weniger Gegner, und bei der dritten hielten die Klabauter einen respektvollen Abstand zu dem Titanen, der in ihrer Mitte wütete. Dennoch machte Griffin sich nichts vor: Falls die Tiefen Stämme einen Teil ihrer Kräfte bündelten und gezielt gegen Jasconius vorgingen, würde er ihnen auf Dauer nicht standhalten können.
    Als der Rochen jene Seesternzacke überquerte, an deren Unterseite die Ankerkette befestigt war, bemerkte Griffin, dass sich dort eine besonders dichte Masse von Klabauterschwärmen ballte. Schaudernd dachte er an Soledad, die irgendwo unten sein musste. Solange die Klabauter nicht an Land gingen - und bislang machten sie keine Anstalten dazu -, war das Areal um die Ankerkette der gefährlichste Ort der gesamten Schlacht. Die Prinzessin musste den Verstand verloren haben, sich ausgerechnet dorthin einteilen zu lassen. Zugleich aber bewunderte er sie für ihren Mut. Falls irgendwer es wahrlich verdient hatte, die Piraten der Karibik anzuführen, dann war sie es. Womöglich glaubte sie noch immer, den Beweis dafür antreten zu müssen.
    Die nächsten Harpunen zuckten rund um seinen Rochen in die Höhe wie stählerne Blitze. Alle Schreckensvisionen von Soledads Kampf in der Tiefe verblassten, während er genug damit zu tun hatte, den Rochen unter Kontrolle zu halten.
    Hinter ihm ertönte ein gurgelnder Schrei.
    »Rorrick?« Griffin schaute über die Schulter.
    Er blickte in die leblosen Augen des Schützen.
    Der Mann saß schwankend im Sattel, getroffen von einer Klabauterlanze.
    Griffin schrie auf vor Entsetzen und Zorn, aber als er mit einer Hand nach hinten greifen wollte, um seinen Gefährten zu halten, ruckte der Rochen widerspenstig unter ihnen, und Rorrick verlor das Gleichgewicht. Der Leichnam rutschte ab, riss eine der Munitionstaschen mit sich und stürzte in die Tiefe.
    Griffin wandte wie betäubt den Blick ab, als der Tote auf den Wellen aufschlug und von einem Dutzend klauenbewehrter Arme in die Tiefe gezogen wurde.
    Als Griffin seinen Schützen verlor, kämpfte Soledad längst nicht mehr um die Ankerkette oder die Zukunft der Seesternstadt.
    Sie kämpfte ums nackte Überleben.
    Um sie herum herrschte ein Chaos aus Klabautern, toten

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