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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Tauchern, zerfetzten Schutzanzügen und dunkelroten Wolkengebilden, die es den Menschen noch schwerer machten, sich gegen den Angriff zur Wehr zu setzen.
    Gerade eben waren die Klabauter in einer gewaltigen Angriffswelle durch die Lichtsäulen der Fackelschächte gebrochen. Wie eine Schlinge aus Lanzen und Krallen und schnappenden Kiefern hatte sich ihr Angriffsring rund um die Verteidiger der Ankerkette zusammengezogen. Innerhalb von ein, zwei Minuten war die Zahl der Verteidiger auf die Hälfte gesunken. Etwa ein Dutzend Menschen kämpfte jetzt noch verzweifelt gegen die anstürmenden Tiefen Stämme.
    Soledad hatte eine Hand voll Bolzen übrig, aber ihr blieb keine Gelegenheit, die beiden Armbrüste nachzuladen. Durch eine Blutwolke schoss ein Klabauter auf sie zu, mit ausgestreckten Krallen und gefletschten Fängen. Soledad strampelte mit den Beinen, um aufzusteigen, und spürte zugleich, wie ihre Atemluft dünner wurde. Es war längst an der Zeit, den Sprudelstein auszutauschen, doch der Angreifer ließ ihr keine Zeit dazu. Irgendwie gelang es ihr, seiner ersten Attacke auszuweichen und dabei den Leichnam eines anderen Klabauters zwischen sich und ihren Gegner zu ziehen. Einen Augenblick lang war die Kreatur abgelenkt und schnupperte wie ein hungriger Wolf an dem Toten, ohne Soledad aus den Augen zu lassen. Mit bebenden Händen lud sie eine der beiden Armbrüste nach - und konnte gerade noch zielen, als der Klabauter seinen toten Artgenossen beiseite schob und in einer fließenden Bewegung auf sie zuschoss.
    Der Bolzen traf ins Ziel. Dennoch war der Schwimmstoß des Klabauters kräftig genug, um ihn sterbend bis an Soledad heranzubringen. Im Todeskampf schlug und trat er um sich, seine Klauenfinger wirbelten wie Scheren vor ihrem Gesicht und hätten ihr beinahe den Tauchhelm vom Kopf gerissen. Dann aber gelang es ihr, beide Beine hochzureißen und ihn mit einem kraftvollen Tritt von sich fortzustoßen. Augenblicke später war er bereits hinter einer Wand aus finsteren Schwaden verschwunden.
    Soledad trieb durch dichten dunklen Nebel. Ihre Sicht reichte nicht viel weiter als eine doppelte Armlänge. Das behinderte sie, schützte sie aber zugleich auch vor den tückischen Augen der Klabauter. Trotzdem schwamm sie weiter aufwärts, auch auf die Gefahr hin, den Dunst zu verlassen und dadurch für ihre Feinde wieder sichtbar zu werden.
    Plötzlich stieß sie mit dem Kopf auf Widerstand. Im ersten Moment wurde sie von Panik ergriffen, schlug um sich und fürchtete, erneut attackiert zu werden. Dann aber erkannte sie, dass es nur eine Querstrebe der labyrinthischen Eisen- und Korallenkonstruktion war, in deren Zentrum die Ankerkette befestigt war. Ganz in ihrer Nähe schimmerte Helligkeit aus einem der Fackelschächte in der Unterseite der Seesternspitze.
    Sie erstarrte, als mehrere Umrisse vorüberzuckten, Klabauter auf der Suche nach Gegnern. Doch die Wesen bemerkten sie nicht, womöglich, weil ihre Witterung inmitten des blutigen Wassers versagte.
    Soledad zog sich noch weiter hinauf in das Geflecht der Haltestreben. Einmal sah sie einen zweiten Taucher; sie gab ihm einen kurzen Wink und zeigte nach oben, konnte aber nicht erkennen, ob er sie bemerkt hatte. Auch er verbarg sich zwischen den Streben, offenbar kurz davor, aufzugeben.
    Sie machte eine Pause, zwang sich zur Ruhe und wechselte den Sprudelstein, bevor ihre Atemnot den Klabautern die Arbeit abnehmen konnte. Dann setzte sie ihren Weg fort. Das Licht wurde jetzt intensiver und tauchte die Umgebung in einen roten Schein, durch den sich hellere und dunklere Schlieren zogen.
    Sie war sich bewusst, dass sie sich dem eigentlichen Ziel des Klabauterangriffs näherte, dem oberen Ende der Ankerkette. Wenn sie Pech hatte, wimmelte es dort bereits von Kriegern der Tiefen Stämme, die versuchten, die Halterung zu zerstören.
    Ihre Befürchtung bewahrheitete sich, als der Nebel sich lichtete und den Blick auf die Kette selbst freigab. Wie Affen kletterten dutzende von Klabautern an den mächtigen Eisengliedern empor, zogen sich an wehenden Pflanzenvorhängen und Muschelkolonien nach oben und benutzten die Kette selbst wie eine Leiter, die vom Meeresgrund hinauf nach Aelenium führte. Allerdings hielt irgendetwas sie davon ab, das letzte Stück zurückzulegen. Jetzt erkannte Soledad, dass sich dort oben drei oder vier Taucher verschanzt hatten. Sie empfingen jeden Klabauter, der sich ihnen auf diesem Weg näherte, mit einem Stahlbolzen.
    Stumm wünschte Soledad ihnen

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