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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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schicken«, hatte er den Ratsmitgliedern verkündet. »Sie haben da draußen im Wasser keine Chance. Die Klabauter würden sie von unten angreifen, ohne dass wir mit unseren Waffen an sie herankämen.«
    Dabei erinnerte er sich wohl auch an den Tod seiner Frau, die mit ihrem Seepferd von Klabautern in die Tiefe gerissen worden war.
    Einige der Ratsherren hatten widersprochen, aber D’Artois hatte sich abgewandt und sie mit der Entschuldigung stehen gelassen, er müsse sich weiter um den Schutz der Stadt kümmern.
    In der Luft sah Griffin zu ihm hinüber. Der Hauptmann hatte ihn seinem eigenen Schwarm zugeteilt, so als wollte er sichergehen, dass Griffin sich während der Schlacht in seiner Nähe aufhielt.
    Griffin war noch ungeübt im Umgang mit den Rochen, der Ritt auf Matador fiel ihm viel leichter. Auch war es einfacher, eine Bindung zu einem Hippocampus einzugehen als zu einem Rochen. Die schwarzen Fluggiganten waren zu groß, zu majestätisch, beinahe ein wenig entrückt in ihrer schweigenden Eleganz. Man konnte sie bewundern oder fürchten, doch man fühlte sich ihnen niemals wirklich nahe - abgesehen von ihren Pflegern oben im Rochenhort, die vor Sorge um ihre Lieblinge ganz außer sich waren und schon vor Stunden jedem Reiter mit auf den Weg gegeben hatten, keines der Tiere zu Schaden kommen zu lassen. Das zeigte einmal mehr, dass jeder in dieser Schlacht etwas anderes zu verlieren hatte. Die einen sorgten sich um ihr Leben, andere um die Zukunft der Welt und einige eben um das, was ihnen am meisten am Herzen lag: Rochen, Seepferde, sogar um die Hühner, die frei in den Gassen der Stadt herumliefen, weil man nicht mehr alle rechtzeitig hatte einfangen können.
    Der Wind, den die Schwingen der Rochen beim Abheben verursachten, war immens. Die Reiter, die sich noch am Boden befanden, mussten sich gegen die wilden Böen stemmen, um nicht aus ihren Sätteln gehoben zu werden. Dann aber waren endlich alle in der Luft, und schon bald hatte jeder Rochen seine Position innerhalb der drei Verteidigungsringe eingenommen.
    »Warum regnet es keine toten Fische?«, brüllte Rorrick in den brausenden Gegenwind.
    »Das tut es nur, wenn der Herr der Klabauter in der Nähe ist«, gab Griffin über die Schulter zurück.
    »Wahrscheinlich ist er noch irgendwo außerhalb des Nebels. Oder nicht nah genug an der Oberfläche.«
    »Ich dachte, Klabauter gehorchen nur ihren Häuptlingen?«
    »Sicher. Aber die Häuptlinge wiederum befolgen die Befehle eines Wesens, das dem Mahlstrom unterstellt ist.«
    »Die Leute erzählen, du und die Quappe, ihr hättet es gesehen.«
    »Nicht gesehen«, widersprach Griffin. »Ich glaube, das hat noch keiner. Jedenfalls kein Mensch. Man weiß nur, dass es da ist, weil es dann tote Fische vom Himmel regnet.« Er überlegte kurz, dann fügte er hinzu: »Ich schätze, wir sollten für jede Minute dankbar sein, in der es nicht hier auftaucht.«
    »Oh, das wird es«, gab Rorrick resigniert zurück.
    »Das wird es ganz bestimmt, wenn es so mächtig ist, wie du sagst.«
    Griffin schaute angestrengt aus der Höhe nach unten. Sie befanden sich im inneren Rochenring, etwa zehn Schritt über der Wasseroberfläche.
    »Klabauter!«, rief Rorrick auf einmal mit rauer Stimme. »Da unten im Wasser!«
    Griffin hörte hinter sich Gewehrhähne einrasten, als der Schütze seine Waffen in Anschlag brachte: Drei seiner Büchsen ruhten in festen Aufhängungen, die am Sattel des Rochens angebracht waren und nach hinten wiesen, ähnlich einer dreifachen Kanone. Anders als Griffin war Rorrick nicht durch Gurte gesichert, denn er musste sich bei Bedarf rasch im Sattel drehen können, um sowohl nach hinten als auch nach vorn zu feuern. Jede Bewegung saß, kein Griff war zu viel. Die Handgriffe eines Schützen hatten beinahe etwas Mathematisches, denn im Kopf überschlug er die ganze Zeit über Entfernungen, Winkel und die Durchschlagskraft seiner Geschosse. Das hatte er mit den Kanonieren an Bord eines Piratenschiffs gemein.
    »Siehst du sie?«, fragte Rorrick.
    Griffin lenkte den Fluggiganten in eine sanfte Schräglage, während er ihn zugleich weiter in jener Kreisbahn hielt, auf der die Rochen rund um die Stadt rotierten. »Ja. Es geht los.«
    Unter der Wasseroberfläche huschten jetzt dunkle Flecken umher, die zwischen dem flirrenden Licht auf den Wogen nur schwer zu erkennen waren. Nun verstand Griffin, weshalb der Angriff der Klabauter noch vor Sonnenuntergang erfolgte, nicht in der Nacht, was er bislang für viel

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