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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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daran.
    »Ich weiß, was du denkst.« Der Mönch winkte ab.
    »Jasconius und ich sind schon mit Schlimmerem fertig geworden.«
    Griffin bezweifelte das. Hatte Ebenezer ihm nicht erst vor kurzem erzählt, dass der Wal nie zuvor von Klabautern attackiert worden war?
    Er machte einen Schritt zur Seite und blickte zu Jasconius hinüber. Der Riesenwal trieb wie ein schwimmender Berg neben der Mole am Ende einer Seesternspitze. Sein linkes Auge schaute genau über die Kante hinweg und schien Griffins Blick zu erwidern. Erneut wurde der Junge von Traurigkeit ergriffen, als er in die Tiefen dieses Auges schaute. Der Wal war kein glückliches Wesen. Der Anblick war herzzerreißend.
    Ohne auf die Alarmglocken zu achten, die ihn und alle anderen auf ihre Positionen riefen, eilte er zu Jasconius hinüber. Am Rand der Mole blieb er stehen, streckte den rechten Arm aus und beugte sich so weit vor, bis er die Haut des Wals berühren konnte. Flach legte er seine Hand auf die glatte Oberfläche, nur eine Mannslänge von dem riesigen melancholischen Auge entfernt.
    »Viel Glück«, flüsterte er so leise, dass nicht einmal Ebenezer es hören konnte. »Ich hoffe, dass alles, was du dir wünschst, in Erfüllung geht.«
    Er war selbst erstaunt über diese Worte, die aus seinen Gedanken emporgeklettert waren, ohne ihn um Erlaubnis zu bitten.
    Ein dumpfes Brummen ertönte aus dem halb offenen Maul des Wals, ähnlich dem Laut, der entsteht, wenn man über einen Flaschenhals bläst. Jasconius’ Stimme. Auch er nahm Abschied.
    Griffin musste sich abwenden, damit ihm nicht die Tränen kamen. Mit einem Ruck setzte er sich in Bewegung und rannte los.
    »Bis später«, rief er, ohne sich ein letztes Mal zu Ebenezer und dem Wal umzuschauen.
    So schnell er konnte, lief er am Ufer der Seesternspitze entlang zu seinem Rochen, der ihn mit ausgebreiteten Schwingen auf einem der unteren Plätze erwartete. D’Artois hatte alle Tiere, die während der ersten Angriffswellen eingesetzt werden sollten, aus dem Rochenhort in die Nähe des Ufers verlegt, um die Wege zu verkürzen.
    »Griffin, wurde auch Zeit«, begrüßte ihn Rorrick, ein erfahrener Gardist, den der Hauptmann ihm als Schützen zugeteilt hatte.
    Rorrick war ein rothaariger Mann um die vierzig, der behauptete, vom schwankenden Rücken eines Rochens zielsicher jeden Punkt auf dem Wasser treffen zu können. Falls die Klabauter es wagten - und daran zweifelte niemand mehr -, ihre hässlichen Fratzen über den Wellen zu zeigen, war es seine Aufgabe, sie von dem Rochen aus anzuvisieren und hoffentlich davon abzuhalten, an Land zu gehen.
    Er hatte einen mächtigen Schnauzbart, genauso feuerrot wie sein kaum gebändigtes Haupthaar. Außerdem besaß er die längsten Finger, die Griffin je bei einem Menschen gesehen hatte. Mit ihnen bediente er seine Schusswaffen so feinfühlig wie Musikinstrumente, und was ihm an Geduld im Umgang mit Rochen und Hippocampen fehlte, machte er durch seine Treffsicherheit und ein unglaubliches Gleichgewichtsgefühl wett. Griffin hatte bereits einige Übungsflüge mit ihm unternommen und gelernt, sich auf seinen Schützen einzustellen. Er wusste, wann er den Rochen niedrig halten oder den Schwingenschlag verlangsamen musste, um Rorrick eine bessere Sicht zu gewähren. Der Mann war doppelt so alt wie Griffin, doch er gab ihm nie das Gefühl, ihm überlegen zu sein.
    Griffin erwiderte Rorricks Gruß und schwang sich in den Sattel, beugte sich zum Schädel des Tiers vor, flüsterte ihm ein paar aufmunternde Worte zu und packte die Zügel. Um sie herum erhoben sich andere Rochen in mächtigen Schüben, immer nur eine Hand voll auf einmal, damit sich die Tiere nicht in die Quere kamen. Griffin und Rorrick waren unter den Letzten, die den Platz verließen.
    Überall strömten Schwärme von Rochen aus Schneisen und Öffnungen zwischen den Dächern. Wie schwarze Rauchfahnen wuchsen sie vielerorts über den Hängen empor, ehe sie auseinander drifteten und sich in der Luft verteilten. Dabei bildeten sie ringförmige Formationen, die in entgegengesetzten Richtungen um die Stadt kreisten.
    Es gab drei solcher Rochenringe in der Luft. Der weiteste schwebte kurz vor der Nebelwand, der nächste auf halber Strecke zwischen Nebel und Stadtufer, der dritte über den Seesternspitzen. Auf den Einsatz der Seepferde hatte D’Artois in letzter Minute verzichtet, obwohl er damit gegen den ausdrücklichen Wunsch des Rats verstieß.
    »Ich werde die Hippocampen nicht in den sicheren Tod

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