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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Rochens.
    »Wenn es uns gelingt, den Herrn der Klabauter zu töten, dann -«
    »Dann ist die Schlacht vorüber?«, spottete Ismael.
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Nein«, entgegnete Griffin kalt. »Aber es ist ein erster Schritt, oder? Diese ganze Schlacht dreht sich im Kreis. Es wird Zeit, etwas zu tun, das keiner von uns erwartet.«
    Er hörte sich diese Worte sagen und fand, dass sie nicht klangen, als kämen sie aus seinem eigenen Mund. Aber auch das war eine Folge dieses Krieges. Sie alle würden, wenn das hier vorüber war und noch ein Funke Leben in ihnen steckte, veränderte Menschen sein. Und während Griffin den Rochen über die schäumenden Wellenberge steuerte, fragte er sich ernsthaft, ob das nicht schon längst passiert war, in jenem Moment, als er sich bereit erklärt hatte, auf der Seite Aeleniums zu kämpfen. Sogar noch früher - als er den Entschluss gefasst hatte, bei Jolly zu bleiben.
    Die toten Fische prasselten auf die Schwingen des Rochens. Das Tier hatte Mühe, seine Höhe zu halten. Beide Reiter wurden durchgeschüttelt, ihre Flugbahn war ein einziges Auf und Ab. Dennoch gelang es Griffin, das Tier auf der Spur des mächtigen Schattens zu halten, der seine Bahn durch die See zog.
    Die Körperform des Wesens war kaum auszumachen. Sein Umriss schien sich laufend zu verändern, war mal lang gestreckt, dann oval, dann wieder vielgestaltig mit einer Unzahl von Auswüchsen. Er war so groß wie vier oder fünf Ruderboote und hob sich nur vage vom Schwarzblau der Tiefe ab, was Griffin zu der Vermutung führte, sein Körper müsse durchscheinend sein wie dunkel gefärbtes Glas.
    Er hatte einen besonders großen Klabauter erwartet oder eine Art Zwilling des Acherus. Doch nun, aus der Nähe, ähnelte der Herr der Tiefen Stämme keinem dieser Wesen. Er war etwas vollkommen anderes, und das machte Griffin weit größere Angst als jeder Riesenklabauter oder ein Golem aus Leichenteilen. So zahlreich waren die Schrecken, denen er in den vergangenen Wochen begegnet war, dass er sich vor dem Unerwarteten mehr fürchtete als vor jeder bekannten Monstrosität.
    »Was, zum Teufel, ist das für ein Vieh?«, fragte Ismael, der es aufgegeben hatte, mit seinen Waffen darauf anzulegen. Stattdessen hielt er sich jetzt mit einer Hand fest und wehrte mit der anderen die fallenden Fischkadaver ab.
    »Ich hab nicht die geringste Ahnung.«
    »Es heißt, du und die Quappe, ihr wärt ihm schon mal begegnet.«
    »Wir waren in seiner Nähe. Aber gesehen haben wir ihn nicht. Vielleicht wären wir dann gar nicht hier.«
    »Du kannst einem ’ne Menge Mut machen.«
    Griffin zügelte den Rochen, denn der Herr der Klabauter verlangsamte unter Wasser seine Geschwindigkeit. Hatte er bemerkt, dass oben in der Luft seine Spur verfolgt wurde?
    Die Antwort bekamen sie in Form eines halben Dutzends Lanzen, das in ihre Richtung zischte. Durch den Fischregen hatte Griffin die Klabauter nicht sehen können, die in der Nähe ihres Meisters in den Wogen trieben. Ismael schrie auf, als eine der Widerhakenspitzen ihn an der Schulter streifte, aber es war kein gefährlicher Treffer. Alle anderen verfehlten ihre Ziele, denn auch die Klabauter konnten inmitten dieses Hagels aus toten Fischen nicht zielen.
    »Geht’s?«, rief Griffin besorgt nach hinten. »Oder soll ich umkehren?«
    Ismael lachte gequält. »Um nichts in der Welt! Solange mein Kopf noch auf den Schultern sitzt, bleiben wir in der Luft.«
    »Beschwör’s nicht.« Und damit riss Griffin an den Zügeln des Rochens und ließ ihn steil nach unten sinken, bis seine Unterseite die Wogen berührte. Es war ein gefährliches Manöver, vor allem für das Tier, doch Griffins Rechnung ging auf. Zwei Klabauter wurden von dem riesigen Schädel des Rochens gerammt, durch die Wucht des Aufpralls aus dem Wasser gerissen und davongewirbelt. Die anderen tauchten blitzschnell unter und verstreuten sich in alle Richtungen.
    Griffin zog den Rochen wieder nach oben, blieb aber schräg hinter dem riesenhaften dunklen Schatten unter der Wasseroberfläche.
    »Kannst du den Rochen fliegen?«, brüllte er in den Gegenwind.
    »Sicher«, entgegnete Ismael, ehe sich sein Tonfall änderte. »Hey, Moment mal, das ist nicht dein Ernst!«
    Griffin zog den langen Gardedolch aus dem Gürtel. »Was sonst? Mit Kugeln erwischst du ihn von hier oben nicht.«
    »Du kannst das nicht tun! Das ist Wahnsinn!«
    »Irgendwelche anderen Vorschläge?«
    »Die werden dich zerfetzen, bevor du überhaupt bei diesem Ding

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