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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wieder«, sagte das Mädchen mit einem Lächeln. »Wurde auch Zeit.«
    Jolly streckte die Hand aus und griff durch Aina hindurch wie durch ein Traumbild. Und dafür hielt sie die andere auch im ersten Moment, bis sie sich erinnerte. An das, was Aina war. An Munk. An die unterseeische Flutwelle, die sie fortgerissen hatte. Ihre Hand fühlte sich steif an, während sie durch den Körper des Mädchens fuhr. Das machte die Nähe des Mahlstroms. Aina gewann tatsächlich an Festigkeit, je weiter sie zum Herzen des Schorfenschrunds vorstießen.
    »Ich… Mir ist schlecht«, flüsterte sie.
    Aina nickte. »Der Suchstrom hat dich gegen die Felsen geschleudert. Du hast Glück gehabt.«
    »Glück?« Jolly fasste sich stöhnend an den Schädel.
    »Mein Kopf sagt was anderes.« Sogar die Berührung tat weh. Ihre Kopfhaut war gereizt. Es fühlte sich an, als zögen tausend Hände an jedem einzelnen Haar.
    Mühsam schaute sie sich um. Sie befand sich auf dem Grund einer Schlucht, jedenfalls nahm sie das an. In ihrem Rücken war eine Felswand, ein paar Schritt vor ihr ebenfalls. Hoch über ihr wölbte sich die Finsternis, keine Decke, sondern die Grenze der Quappensicht.
    Die Strömung musste sie erfasst und in eine der Klüfte geworfen haben. Aber es hätte schlimmer kommen können. Soweit sich das auf Anhieb feststellen ließ, hatte sie sich nichts gebrochen. Nur aus ein paar Schürfwunden stiegen wattige Blutrinnsale auf und vermischten sich mit dem Seewasser. Das Salz brannte in den offenen Stellen.
    »Wo ist Munk?«
    Aina deutete hinter sich ins Dunkel. »Er sucht dich. Er war ganz verzweifelt, als du plötzlich fort warst. Wir haben uns getrennt.«
    »Dann hat der Suchstrom euch nicht erwischt?«
    Aina schüttelte den Kopf. »Wir haben es gerade noch hinter die Felsen geschafft.«
    Jolly nickte, ohne recht zuzuhören. Immerhin, ihre Mission war nicht gefährdet. Tief im Inneren versetzte es ihr einen Stich, dass ausgerechnet sie es gewesen war, deren Missgeschick sie aufgehalten hatte.
    »Wie viel Zeit haben wir verloren?«
    »Nicht viel.« Aina legte den Kopf schräg und beobachtete sie, so als erwartete sie auf diese Antwort eine ganz besondere Reaktion.
    Ihr Blick war Jolly unangenehm. »Warum siehst du mich so an?«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass du Munk aufhältst.« Ainas Stimme war sanft und voller Verständnis. »Das ist es doch, was du denkst?«
    War sie so leicht zu durchschauen? Nun, selbst wenn -was ging es Aina an? Sie holte gerade Luft zu einer passenden Erwiderung, als das Mädchen langsam den Kopf schüttelte.
    »Du hast keinen Grund, eifersüchtig auf mich zu sein«, sagte Aina leise.
    »Ich -«
    »Jedenfalls noch nicht.«
    Jolly starrte sie an. Dann löste sich ihr Blick von Ainas rätselhaftem Lächeln und suchte nach Munk. Er war nirgends zu sehen.
    »Mach dir keine Gedanken um ihn. Er ist hinter den Felsen und hält Ausschau nach dir.« Aina bewegte sich nicht. Sie kniete vor Jolly am Boden, ihre dunklen Augen schimmerten wie Kugeln aus poliertem Onyx. »Es geht ihm gut, und er sucht dich, da drüben, nur ein paar Schluchten weiter nördlich - weit genug, um nicht hören zu können, falls du nach ihm rufen solltest.«
    Jolly schob sich mit dem Rücken an der Wand nach oben. Schließlich stand sie auf beiden Beinen, einigermaßen sicher, obwohl ihr Gleichgewichtssinn verrückt spielte.
    »Wer bist du wirklich?«, fragte sie.
    Aina blieb am Boden hocken und sah milde zu ihr auf. »Eine Quappe wie du. Nur ein paar tausend Jahre älter.«
    »Du lügst.«
    »Nein. Alles, was ich gesagt habe, ist die Wahrheit.«
    Ihr Lächeln flackerte wie Feuerschein. »Ich habe nur ein paar Dinge ausgelassen.«
    Jolly wollte sich vom Boden abstoßen, um nach oben fortzuschwimmen, doch Aina schüttelte den Kopf und machte eine Handbewegung, die Jolly zögern ließ. »Nicht. Du schaffst es nicht, ihn zu warnen. Und er würde dir ohnehin nicht zuhören.« Ainas Hände formten eine Höhle, die sie sich ans rechte Ohr hielt. »Er hat jetzt etwas Besseres, das ihm Ratschläge gibt.«
    »Die verdammte Muschel!«
    »Was ich über sie gesagt habe, war nicht gelogen. Sie ist mächtiger als alle, die ihr je in Händen gehalten habt. Munk hat das gleich erkannt.«
    »Du Biest!«
    Jolly war drauf und dran, sich auf Aina zu stürzen, aber sie wusste, dass ein Angriff sinnlos war. Ihre Hände würden durch das Mädchen hindurchgreifen. Andererseits, wie wollte Aina sie in ihrem Zustand davon abhalten, von hier zu

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