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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ankommst.«
    »Im Augenblick ist er allein.«
    »Das mag von hier oben so aussehen. Aber er ist immerhin so was wie ihr Heerführer. Kein General geht ohne seine Leibgarde ins Gefecht.«
    »Das Gefecht ist nicht hier draußen, Ismael. Die Ufer sind verloren, der erste Wall gebrochen. Die Schlacht tobt jetzt oben in den Gassen. Dieses Mistvieh schaut sich das alles nur aus der Ferne an. Und es sieht wirklich nicht so aus, als würde es hier von Klabautern wimmeln.«
    »Tu’s nicht!«
    Aber Griffin hörte nicht auf den Einwand des Schützen. Er drehte sich halb im Sattel. »Wenn ich abgesprungen bin, rutschst du nach vorne und übernimmst die Zügel. Hörst du?«
    »Du bist irre!« Ismael klang, als überlegte er ernsthaft, Griffin mit dem Gewehrkolben Vernunft einzuhämmern.
    Bevor der Schütze ihn daran hindern konnte, richtete Griffin sich im Sattel auf. Breitbeinig stand er auf den Schultern des Rochens, die Zügel noch immer in den Händen. Der Wind wehte seine vielen Zöpfe nach hinten, sie raschelten an seinen Ohren wie Palmwedel in einem Monsun.
    Er blickte am Schädel des Tiers vorbei nach unten. Jeden Augenblick würden sie sich genau über dem Herrn der Klabauter befinden. Griffin war inzwischen überzeugt, dass der Lanzenangriff ein Zufall gewesen war - hätte die Kreatur sie wirklich bemerkt, wäre sie gewiss einfach abgetaucht.
    Oder aber… sie erwartete ihn. Vielleicht hungerte sie ja danach, selbst in die Kämpfe einzugreifen. Und wenn es nur ein Piratenjunge war, an dem sie ihre Macht demonstrierte.
    »Griffin!«
    Er hatte damit gerechnet, dass Ismael erneut versuchen würde, ihn zurückzuhalten. Er hörte nicht auf den Ruf.
    Der Schütze packte ihn am Hosenbein. »Griffin, verdammt noch mal, warte und sieh dir das an!«
    Für einen Moment geriet Griffins Entschlossenheit ins Wanken - und dann auch er selbst, als er sah, was sich von links im Wasser näherte. Er musste sich an den gestrafften Zügeln festhalten, sonst hätte er im Stand unweigerlich das Gleichgewicht verloren.
    Ein gigantischer dunkler Schemen schoss durch die Wogen auf den Herrn der Klabauter zu, um ein Vielfaches größer als er und ungleich massiger. Wie ein triumphierender Trompetenstoß jagte eine mächtige Wassersäule aus den Wellen empor.
    »Jasconius!«, entfuhr es Griffin.
    »Dein Walfreund!« Ismaels Stimme überschlug sich.
    »Bei meiner Treu, er gibt schon eher einen passablen Gegner für diesen Schweinehund ab!«
    Griffin zögerte noch immer. Dann sah er ein, dass es Selbstmord gewesen wäre, sich jetzt noch in die Tiefe zu stürzen. Beim Zusammenprall der beiden Giganten wäre er unweigerlich zerquetscht worden. Rasch glitt er zurück in den Sattel und lenkte den Rochen in eine enge Kreisbahn rund um den Schauplatz des Duells.
    Der Wal und der Klabauterherr trafen aufeinander. Es geschah zu weit unter der Oberfläche, als dass Griffin Einzelheiten hätte erkennen können. Er sah lediglich, dass sich die durchscheinende Form des Ungeheuers kurz vor dem Zusammenstoß abermals veränderte und zu einer Art Stern zerfloss, so als wollte es Jasconius seine spitzen Ausläufer entgegenschleudern. Doch seine Stacheln besaßen nicht genügend Festigkeit, um den Wal aufzuhalten. Gewaltig und mit mörderischer Kraft prallte er gegen das Wesen, und dann verschwanden beide unter einem brodelnden Teppich aus Schaum und meterhohen Wellen.
    Ismael fluchte erneut. »Ich kann sie nicht mehr sehen!«
    Griffin brachte keinen Ton heraus. Er hatte Angst um Jasconius und Ebenezer, und schlagartig wurde ihm bewusst, wie verrückt sein Plan gewesen war, sich allein mit dem Dolch auf den Herrn der Klabauter zu stürzen. Eine innere Stimme flüsterte ihm zu, dass womöglich selbst der Wal keine Chance gegen einen Heerführer des Mahlstroms hatte. Nicht einmal er.
    Er hätte alles dafür gegeben, in den Kampf eingreifen zu können. Aber durch die tosenden Wellen war nichts zu sehen. Die See kochte. Schreie trieben auf den Winden, und diesmal wehten sie nicht von der Stadt heran. Sie kamen von überall zugleich, ein Kreischen und Brüllen, das in Griffin den brennenden Wunsch entfachte, die Zügel loszulassen und die Hände auf die Ohren zu pressen. Seine Finger klammerten sich steif und blass um das Leder, und die Euphorie, die er noch vor Augenblicken bei Jasconius’ Auftauchen verspürt hatte, kehrte sich um zu blanker Panik. Zugleich wurde ihm bewusst, wie knapp er dem Tod entronnen war.
    »Jasconius!«, rief er, aber er wusste, dass der Wal

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