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Die Welt auf dem Kopf

Die Welt auf dem Kopf

Titel: Die Welt auf dem Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Agus
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man bis zum Schluss schwimmen, um wieder hinauszukommen. Eine kleine Insel, deren Landschaft sich auf einer Länge von nur wenigen Kilometern ständig verändert. Manche Straßen winden sich schmal und mühsam zwischen den Klippen hinauf und öffnen sich hoch oben über dem steil zum Meer abfallenden schwarzen Felsgestein zu flachen und schnurgeraden Pisten, auf denen Flugzeuge landen könnten. Puh, was hatte ich für eine Angst! Und manche Klippen erinnern mit ihrem silbrigen Glanz an Mondkrater. Was für eine Trostlosigkeit, man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten … Ich mag diese schroffen, verworrenen Klippen nicht, sie sind mir zu unwirtlich. Mir sind kleine, sanft geschwungene Buchten mit ihren würzigen Düften lieber, meinem Mann hingegen war es dort zu voll. Und dieser Himmel mit den unzähligen leuchtenden Sternen – mein Mann war verzaubert von den Sternen und brachte ihnen sogar ein Ständchen auf der Violine dar. Ich jedoch mache mir nichts aus Sternen, sondern bin es rasch leid, den Kopf in den Nacken zu legen und hinaufzustarren, und fand es lächerlich, dass er für die Sterne spielte. Man muss gesehen haben, wie geschickt sich mein Mann, der auf der Erde so linkisch und ungelenk wirkt, zwischen all den Pflanzen und Fischen unter Wasser bewegt und wie er auf den Wellen reitet. Mir wurde angst und bang, wenn ich ihm zusah. Seitherdenke ich bisweilen, dass Levi Johnson kein irdisches Wesen ist. Heißt es nicht, dass von fremden Planeten Aliens ausgesandt werden, Androiden, die uns zum Verwechseln ähnlich sehen, um uns auszuspionieren? Wenn man sie jedoch aufmerksam betrachtet, merkt man, dass sie nicht sind wie wir. Aber nachdem unser Sohn endlich da war, war Levi wieder ganz und gar wie ein Mensch aus Fleisch und Blut und ein ausgezeichneter Vater. Während die Kinder auf den Klippen herumkletterten und mit Netzen kleine Fische fingen oder auf der Straße oder der Piazza spielten, saßen die Großväter auf den Bänken und passten auf sie auf. Mein Mann meinte, dass unser Junge hier besser aufgehoben sei als an unserem früheren Strand, wo das Meer derart von Schwimmreifen mit großen Tierköpfen und Schlauchbooten überfüllt war, dass man nur unter Wasser einigermaßen seine Ruhe hatte; und wo es auf den Klippen weder Nacktschnecken noch Seeigel gab, während es hier davon wimmelte. Man denke nur, Nacktschnecken und Seeigel, wo wir uns jeden Tag hätten Hummer leisten können! Aber mehr als Einzeller isst er ja nicht. Auf der Insel machen sie einen exquisiten Thunfisch, doch wann immer ich mir in einem Restaurant eine Scheibe genehmigte, sprach er unentwegt von der Thunfischjagd und dem Leid dieser unseligen Geschöpfe. Wie man dabei noch immer Fleisch essen könne … Während ihn an unserem früheren Ort das oberflächliche Geschwätz der Villenbesitzer abgestoßen hatte, störte es ihn hier überhaupt nicht, dass die Leute nur ein Thema kannten,nämlich ihre Holzboote. Seine neuen Freunde hatten ihm alles Wissenswerte über das Meer beigebracht, und er war nicht wiederzuerkennen. Wie ein echter Seemann kam er einem vor, auch wenn er keine Fische fing, weil er sich gelobt hatte, nie ein Lebewesen zu töten oder es jemand anderem zuzumuten, nur damit er Fleisch essen konnte. Diese neuen Freunde müssen es auch gewesen sein, die ihn auf die Idee mit den Kreuzfahrten brachten. Unter ihnen war niemand, der seine Musik kannte, und niemand beglückwünschte ihn zu seinem Erfolg, weil die Zeitungsartikel über ihn offenbar völlig an ihnen vorbeigegangen waren und sie über ganz andere Dinge redeten. Diese Leute gingen morgens im Pyjama an den Strand, und ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass manche sogar in Unterhosen ins Wasser sprangen, wenn es sein musste. Obwohl wir uns damals noch eine Segelyacht hätten leisten können, hatte er sich eines dieser kleinen Holzboote gekauft, die typisch für den Ort waren.«
    »Waren Sie sehr reich?«
    »Es ist lange her, dass wir sehr reich waren, ich erinnere mich schon gar nicht mehr richtig, wie es ist, sehr reich zu sein. Als wir schließlich alles verkauft hatten, zogen wir hierher, in dieses Haus. Wie auch immer, jedenfalls sind wir schon seit fünfzig Jahren zusammen. Hin und wieder waren wir sogar glücklich. Aber mittlerweile kommt es mir vor, als hätte ich einen Alien geliebt. Als meine Familie ihn zum ersten Mal sah, diesen jungen Amerikaner, fragten sie ihn wie viele andere auch, ob er zu den berühmten Johnson &Johnson gehöre. Was er

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