Die Welt aus den Fugen
in Fernost bestimmt.
Der Gedanke, daà nun ein 27jähriger Dilettant und politischer Ignorant über diese Instrumente des Schreckens verfügt, dürfte das Pentagon, vor allem jedoch das von FukuÂshima traumatisierte Japan zu völlig neuen Dispositionen zwingen. Wieder einmal richten sich die Blicke auf China, das den Tod von Kim Jong Il immerhin mit einer Beileidsadresse quittierte und als einzige Macht über die Mittel verfügt, die nordkoreanischen Hasardeure von selbstmörderischen Abenteuern abzuhalten. Jahrzehnte hindurch war das »Land der Morgenstille«, wie Korea einst hieÃ, ein Vasallenstaat des Reiches der Mitte gewesen. Die roten Mandarine, die heute in Peking das Sagen haben, mögen für Pjöngjang unentbehrlich sein, aber beliebt sind sie dort nicht.
Die Republik Südkorea, die eng mit Washington zusammenarbeitet, hat bei der Nachricht vom Ableben des »lieben Führers« ihre Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt. In Tokio könnte die Versuchung reifen, aus Gründen der eigenen Sicherheit und trotz Fukushima zur Produktion von Nuklearwaffen überzugehen. Für Nippon wäre das â aufgrund seiner extrem hochentwickelten Technologie â nur eine Frage von ein paar Wochen. Jedenfalls ist das groÃe Einkreisungsmanöver, das Washington gegen die chinesische Volksrepublik in letzter Zeit eingeleitet hat, durch die totale UngewiÃheit beeinträchtigt worden, der der ganze Ferne Osten durch die unberechenbare Willkür des neuen Paranoikers an der Spitze Nordkoreas ausgesetzt ist.
Mitt Romneys erster Auftritt
23. 01. 2012
Grand Old Party: Als groÃe alte Partei treten die Republikaner noch heute zum Wahlkampf um die amerikanische Präsidentschaft an. Sie verweisen mit Stolz auf ihr Wappentier, den Elefanten, der sich neben dem Esel der rivalisierenden Demokraten sehr vorteilhaft ausnimmt. Wenn die Republikaner ihre Chancen, die ihnen die schwierige Wirtschaftslage und die verbreitete Enttäuschung über Barack Obama bieten, leichtsinnig, ja geradezu töricht aufs Spiel setzen, haben sie das dem Fehlstart zu verdanken, mit dem sie in die Primaries, in die Wahl ihres Präsidentschaftskandidaten, gestolpert sind.
Zur Stunde profiliert sich der Milliardär Mitt Romney, ehemaliger Gouverneur von Massachusetts, als republikanischer Favorit. Er hat in Ohio, einem unbedeutenden Agrarstaat des Mittelwestens, mit acht Stimmen über seinen spieÃigen Konkurrenten Rick Santorum gesiegt und liegt seither deutlich in Führung. Romney, dem das Businesslächeln ins Gesicht gemeiÃelt scheint, ist jedoch alles andere als ein ideales Zugpferd. In der amerikanischen Presse tauchen Karikaturen auf mit dem Werbeplakat: »Wählt Romney! Er ist nur halb so bescheuert wie die anderen.«
Sieben Kandidaten der Grand Old Party waren in Ohio vor den Fernsehkameras angetreten, um ihr Heilsrezept für die Vereinigten Staaten zu verkünden. Ihre ÃuÃerungen hätten manchem Kabarett Ehre gemacht, wenn es nicht um die Wahl des wichtigsten Mannes der Welt gehen würde. Immerhin waren die Repräsentantinnen Sarah Palin und Michele Bachmann aus dem Rennen ausgeschieden, die auf den Tea-Partys mit ihren ultrareaktionären Aufrufen eine beängstigend starke Anhängerschaft gefunden hatten.
Die sieben Anwärter von Ohio überboten sich mit absurden Angeboten: radikale Steuersenkung, vor allem für Reiche, Verzicht auf Staatsprogramme, Abschaffung der Notenbank sowie die zwangsweise Einführung der biblischen Schöpfungslehre an allen Schulen. Die Bombardierung des Iran, ein Handelskrieg gegen China und ein gigantischer Mauerbau an der Südgrenze, um jede Einwanderung von Latinos zu verhindern, gehörten ebenfalls dazu.
Die rhetorischen Entgleisungen stimmen um so bedenkÂlicher, als in der Geschichte aus der Republikanischen Partei groÃe, kompetente Präsidenten hervorgegangen sind. Sie war in der Vergangenheit auch nicht nur ein Sprungbrett für Plutokraten mit immensem Vermögen. In Ohio schien es, als würden die Bewerber ihre eigene Borniertheit als Volksnähe empfinden. Einige von ihnen, wie der afro-amerikanische Pizzeria-König Herman Cain, dem sexuelle Ãbergriffe vorgeworfen wurden, sind inzwischen ausgeschieden.
Schlecht steht es auch um den bulligen Politprofi Newt Gingrich, dessen Tugendboldauftritte als Serienheuchelei kommentiert wurden. Als bezeichnend
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