Die Welt der Drachen
für Eure Tafel gewesen wäre, Mylord.
Nichts. Hätte ich nur geahnt, dass Ihr kommt, so wäre jemand nach Crom gegangen ...«
»Nach Crom?«
Fax knallte den Teller, den er in der Hand hielt, mit solcher Wucht auf den Tisch, dass sich sein Rand verbog. Der Verwalter zuckte zusammen, als habe er den Schlag erhalten.
»... um ein paar Vorräte zu erbitten, Mylord«, fuhr er stockend fort.
»An dem Tage, an dem eine meiner Burgen nicht mehr selbst für die Bewirtung ihres Herrn sorgen kann, verzichte ich auf sie!«
Lady Gemma keuchte. Zur gleichen Zeit brüllten die Drachen. F'lar spürte unverkennbar das Aufwallen der fremden Macht. Sein Blick glitt instinktiv zu F'nor am unteren Tisch.
Der braune Reiter nickte ihm zu.
»Was gibt es, Drachenreiter?« fragte Fax unwirsch.
F'lar lehnte sich mit gespielter Gleichgültigkeit zurück.
»Nichts. Weshalb fragen Sie?«
»Die Drachen!«
»Oh, sie brüllen des Öfteren ... bei Sonnenuntergang, beim Vorbeizug von Vogelschwärmen, zur Essenszeit.«
F'lar lächelte dem Herrn des Hochlands liebenswürdig zu.
Seine Tischdame nickte erschreckt.
»Zur Essenszeit? Haben sie kein Futter erhalten?«
»O doch. Vor fünf Tagen.
»Vor ... fünf Tagen? Und sind sie jetzt ... hungrig?«
Ihre Stimme senkte sich zu einem angstvollen Flüstern, und ihre Augen wurden riesig.
»Noch nicht«, beruhigte er sie. Er setzte eine gelangweilte Miene auf, durchforschte aber aufmerksam den Saal. Die Energie war so stark gewesen, dass sie ganz aus der Nähe kommen musste. Und sie war durch die Worte des Barons ausgelöst worden.
F'lar sah, dass F'nor und die anderen Drachenreiter unauffällig jedes Gesicht im Saal unter die Lupe nahmen. Die Soldaten und Diener konnte man außer acht lassen. Die Ausstrahlung hatte etwas typisch Weibliches gehabt.
Eine der Frauen im Gefolge des Barons? F'lar konnte es nicht glauben. Mnementh hatte sie alle geprüft, und sie besaßen mit Ausnahme von Lady Gemma weder Macht noch Intelligenz.
Also musste die Frau auf Ruatha leben.
Bisher hatte er nur die abgearbeiteten Mägde des Haushalts gesehen.
Die Gefährtin des Verwalters? Er musste in Erfahrung bringen, ob der Mann feste Bindungen hatte.
Die Frau eines Wachsoldaten?
F'lar unterdrückte mühsam den Wunsch, aufzustehen und Erkundungen einzuziehen.
»Stellen Sie eine Wache auf?« fragte er Fax beiläufig.
»Sogar eine doppelte«, erwiderte Fax mit
zusammengepressten Lippen.
»Hier auf Ruatha?«
F'lar deutete kopfschüttelnd auf den verwahrlosten Saal.
»Hier!«
Fax wechselte das Thema, indem er nach dem Essen rief.
Fünf Mägde schwankten unter dem Gewicht des gebratenen Ochsen herein. Zwei von ihnen waren ekelerregend schmutzig.
F'lar hoffte nur, dass sie mit der Zubereitung des Mahls nichts zu tun hatten.
Niemand, der auch nur einen Tropfen des alten Blutes in sich hatte, konnte so tief sinken. Außer ...
Der Duft, der von dem Braten ausströmte, lenkte ihn ab. Es stank nach verbrannten Knochen und verkohltem Fleisch.
Selbst der Humpen mit Klah, der herumgereicht wurde, roch irgendwie säuerlich. Der Verwalter schliff das Tranchiermesser und tat, als sei alles in Ordnung.
Lady Gemma hielt wieder den Atem an. Ihre Hände krampften sich um die Stuhllehnen. Sie schluckte mühsam.
Auch F'lar war der Appetit vergangen.
Als nächstes trugen die Mägde auf Holztabletts das Brot herein. Man hatte versucht, die verbrannten Krusten abzuschaben oder ganz Wegzuschneiden. Das Gemüse war zerkocht, und Lady Gemma winkte angewidert ab, als eine Dienerin mit verfilztem Haar ihr die Platte reichen wollte.
F'lar warf ihr einen scharfen Blick zu. Sie fühlte sich nicht wohl, das war deutlich zu sehen. Und ihre Übelkeit hatte nichts mit dem unappetitlichen Mahl zu tun.
Lady Gemma wurde von den ersten Wehen gepeinigt.
F'lar sah zu Fax hinüber. Der Baron beobachtete mit finster gerunzelter Stirn die Versuche des Verwalters, ein paar essbare Portionen aus dem Braten zu schneiden.
F'lar berührte ganz leicht Lady Gemmas Hand, und sie drehte den Kopf so, dass sie ihn aus dem Augenwinkel sehen konnte. Ein schwaches Lächeln lag auf ihren Lippen.
»Ich kann im Moment noch nicht gehen, Lord F'lar. Auf Ruatha ist er immer besonders gefährlich. Und wenn es sich um Scheinwehen handelt...«
F'lar bezweifelte es, als ihr Körper sich von neuem verkrampfte.
Der Verwalter bot Fax mit zitternden Händen ein paar Fleischstücke an.
Der Baron schleuderte sie ihm mit einer wütenden Handbewegung mitten ins
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