Die Welt der Drachen
Gesicht.
Unwillkürlich seufzte F'lar, denn es waren die einzigen essbaren Teile überhaupt gewesen.
»Das nennst du Fleisch?« brüllte Fax.
Seine Stimme hallte von der gewölbten Decke wider, dass die Spinnennetze zerrissen und ihre Insassen auf den Tisch plumpsten. »Ein Fraß ist das... ein Fraß!
F'lar entfernte rasch die Spinnen von Lady Gemmas Platz.
Sie kämpfte gegen eine neue Wehe an.
»Mehr konnten wir in der kurzen Zeit nicht auftreiben«, wimmerte der Verwalter.
Bratenflüssigkeit lief ihm über die Wangen. Fax warf das Weinglas nach ihm. Als nächstes kam die Platte mit dem heißen Gemüse.
»Mylord, wenn ich nur früher Bescheid gewusst hätte!«
» Offensichtlich ist Ruatha doch nicht in der Lage, seinen Herrn zu bewirten , hörte F'lar sich sagen.
» Sie werden auf die Burg verzichten müssen .«
Sein Entsetzen über diese Worte war ebenso groß wie das der anderen Gäste. Mit einemmal herrschte Stille im Saal, eine Stille, die nur durch die herhabfallenden Spinnen und das Tropfen des verschütteten Weins unterbrochen wurde. Fax drehte sich langsam um und starrte den Bronzereiter an.
Während F'lar überlegte, wie er seinen Worten die Schärfe nehmen könnte, sah er, dass F'nor sich langsam erhob, die Hand an der Waffe.
»Ich habe wohl nicht recht verstanden?« Das Gesicht des Barons war ausdruckslos. Nur seine Augen brannten.
F'lar begriff immer noch nicht, weshalb er diese Sätze gesagt hatte. Er nahm eine lässige Haltung an.
»Baron, Sie haben selbst erklärt, dass Sie auf jede Burg verzichten würden, die nicht mehr für das Wohl ihres Herrn sorgen könne.«
Seine Stimme klang gelangweilt.
In den Zügen von Fax spiegelten sich widerstreitende Gefühle, doch allmählich kam ein triumphierendes Glitzern in seine Augen. F'lar erhielt nur mühsam die Maske der Gleichgültigkeit aufrecht.
Beim Ei der Königin, hatte er den Verstand verloren?
Er nahm ruhig ein wenig Gemüse auf die Gabel und begann es zu kauen. Dabei fiel ihm auf, dass F'nor alle Anwesenden durchdringend musterte.
Abrupt erkannte F'lar, was geschehen war.
Irgendwie wurde er manipuliert. Er, der Bronzereiter F'lar, sollte in eine Position gebracht werden, wo er dem Kampf gegen Fax nicht mehr ausweichen konnte.
Weshalb? Was steckte dahinter? Kämpfte jemand um den Besitz von Ruatha?
Krampfhaft bemühte sich F'lar, die Ruhe zu bewahren.
Wieder spürte er die fremde Macht in der Nähe. Er musste sich jetzt auf Fax konzentrieren und irgendwie verhindern, dass der Mann ihn zum Duell forderte Ein Duell diente niemandem.
F'lar wollte seine Zeit nicht damit verschwenden.
Ein lautes Stöhnen durchbrach das bedrohliche Schweigen.
Mit geballten Fäusten wandte sich der Baron Lady Gemma zu, und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er sie schlagen. Aber dann erkannte auch er, dass die Wehen sie ergriffen hatten.
Er warf den Kopf nach hinten, entblößte sein breites gelbes Gebiss und lachte schallend.
»Gut, ich verzichte. Ich verzichte zugunsten ihres Kindes wenn es ein Sohn ist ... und am Leben bleibt.«
Sein Lachen klang brutal.
»Gehört und bezeugt!«
F'lar war aufgesprungen und deutete auf seine Reiter. Sie erhoben sich ebenfalls.
»Gehört und bezeugt!« wiederholten sie, wie es Brauch war.
Damit hatte sich die Spannung gelöst. Alles redete wirr durcheinander. Die Frauen scharten sich um Lady Gemma, wagten es aber nicht, in die Nähe des Barons zu kommen. Sie erinnerten an aufgescheuchte Hühner.
Fax stieß, immer noch lachend, seinen Stuhl um. Er stieg darüber hinweg und begann mit seinem Messer große Stücke aus dem gebratenen Ochsen zu säbeln, die er sich mit bloßen Fingern in den Mund stopfte.
Als F'lar sich über Lady Gemma beugte, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein, umklammerte sie heftig seinen Arm. Einen Moment lang waren ihre Lippen dicht neben seinem Ohr.
»Er will Sie töten, Bronzereiter«, flüsterte sie. »Er tötet gern.«
»Drachenreiter haben ein zähes Leben, Mylady. Aber ich danke Ihnen.«
»Ich möchte nicht, dass er Sie tötet«, sagte sie mit zusammengepressten Lippen.
»Wir haben so wenige Bronzereiter.«
F'lar starrte sie verblüfft an. Glaubte sie tatsächlich noch an die alten Gesetze?
Er befahl zwei Dienern, sie nach oben zu tragen. Dann wandte er sich an Lady Tela, die aufgeregt umherschoß.
»Was benötigen Sie?«
»Oh, Oh.« Sie rang nervös die Hände, und ihr Gesicht war angstvoll verzerrt.
»Wasser, heiß und sauber. Tücher. Und eine Hebamme.
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