Die Welt der Drachen
unter ihnen. Einmal stießen wir auf einen Reiter mit seinem Drachen, die ihr Grab mitten in einem Felsen gefunden hatten. Sie waren beide ... sehr jung.«
Seine Augen starrten ins Leere.
Lessa nickte ernst.
Dann deutete sie zu Ramoth hinüber, die eben wieder mit einem Bock aufflog. »Das ist ihr fünfter«, sagte sie.
»Sie wird sich heute genug anstrengen müssen«, erwiderte F'lar. Er stand auf und klopfte seine staubigen Knie mit den Reithandschuhen ab.
»Aber allmählich kannst du sie bremsen.«
Lessa tat es mit einem: Nun reicht es!
Ramoth widersprach entrüstet.
Die Drachenkönigin holte sich noch eine fette Gans.
»Sie schwindelt dich an«, sagte F'lar lachend. »So hungrig kann sie nicht mehr sein.« Er sah, dass Lessa zu dem gleichen Schluss gelangt war, denn ihre Augen blitzten wütend.
Laut sagte sie jedoch: »Ramoth, komm sofort hierher, wenn du mit deinem Vogel fertig bist. Der Weyrführer hat die Absicht, mit uns ins Dazwischen zu fliegen, und ich möchte nicht, dass er es sich wieder anders überlegt.«
Ramoth hörte zu schlingen auf und warf einen Blick auf die beiden Menschen am Rande der Futterstelle. Ihre Augen leuchteten. Sie beugte sich zwar wieder über ihr Opfer, aber Lessa spürte, dass sie ihrem Befehl Folge leisten würde.
Lessa fror in der Höhe. Sie war froh um das Pelzfutter ihrer Reitkleidung und um die Wärme, die von Ramoth ausstrahlte.
Sie beschloss, nicht an die absolute Kälte des Dazwischens zu denken, die sie erst ein einzigesmal erlebt hatte.
Mnementh flog ein Stück unter Ramoth.
Lessa fing seine belustigten Gedanken auf.
F'lar lässt dir durch Ramoth ausrichten, dass du genau auf die Lage des Sternsteins achten sollst. Wir fliegen nun zum See und kehren durch einen Sprung ins Dazwischen genau an diese Stelle hier zurück. Hast du alles verstanden?
Lessa strahlte, als sie an das bevorstehende Abenteuer dachte. Sie nickte heftig. Wie viel Zeit sie sich dadurch ersparte, dass sie die Gedanken der Drachen verstand! Ramoth knurrte missgelaunt, und Lessa tätschelte sie beruhigend.
»Hast du dir alles gemerkt. Liebes«, fragte sie, und Ramoth bejahte versöhnt. Sie spürte Lessas Erregung und ließ sich davon anstecken.
Mnemenths Schwingen schillerten grünlichbraun im Sonnenlicht, als er elegant den See auf der Hochebene jenseits des Benden-Weyrs ansteuerte. Er flog so dicht über den Rand des Weyrs, dass er die Felsen zu streifen schien. Ramoth folgte ihm, und Lessa hielt den Atem an, als sie die schroffen Zacken unter den Schwingen der Drachenkönigin auftauchen sah.
Mnementh landete am entferntesten Seeufer, und Ramoth glitt neben ihm zu Boden.
Der Bronzedrache befahl Lessa, sich nun die Lage des Sternsteins vorzustellen und an Ramoth weiterzugeben.
Lessa gehorchte. Der nächste Augenblick war entsetzlich.
Tiefe, vollkommene Schwärze umgab sie. Die Kälte fraß sich bis zu ihren Knochen durch. Und dann, bevor sie einen Gedanken fassen konnte, schwebten sie über dem Sternstein.
Lessa stieß einen triumphierenden Schrei aus.
Das ist ja primitiv.
Ramoth schien enttäuscht Mnementh tauchte ein Stück über ihnen auf.
Kehrt auf die gleiche Weise zum See zurück, befahl er, und bevor er den Gedanken beendet hatte, war Ramoth verschwunden.
Mnementh schäumte vor Zorn, als er neben ihnen erschien.
Ihr habt euch das Bild vor dem Sprung nicht vorgestellt!
Glaubt ja nicht, dass eine geglückte Übung euch schon zu Meistern macht! Ihr habt keine Ahnung von den Gefahren, die im Dazwischen lauern.
Lessa warf einen Blick auf F'lar. Obwohl er zwei Flügelspannen von ihr entfernt war, konnte sie den Ärger in seinen Zügen erkennen und Angst. Angst um ihre Sicherheit.
Ihre oder Ramoths Sicherheit? dachte Lessa bitter.
Folgt uns, fuhr Mnementh ruhiger fort, und übt die beiden Bezugspunkte, die ihr gelernt habt. Wir werden sie als Ausgangspositionen für unsere nächsten Ausflüge benützen.
Sie übten.
Sie flogen bis zu den Handwerkerhütten am Fuße des Benden-Gebirges, wo die Klippe sich schwachblau gegen den Mittagshimmel abhob. Lessa versäumte es nicht mehr, sich die Bezugspunkte genau einzuprägen.
Lessa vertraute Ramoth an, dass sie diese Übungen herrlich und erregend fand. Die Drachenkönigin erwiderte, dass sie den normalen Flügen durchaus vorzuziehen seien, dass sie persönlich es aber langweilig fände, ständig zwischen Weyr und Handwerkerhütten hin- und herzuspringen.
Sie trafen wieder mit Mnementh über dem Sternstein zusammen. Der
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