Die Welt der Drachen
flog Mnementh zum Höhleneingang zurück. Er war ebenso in Gedanken versunken wie F'lar.
Ihr Drachenvolk - im hellen Glanz,
steigt auf vereint -, zum Paarungstanz.
Drei Monate harrt - und fünf Wochen heiß, Ein Tag des Ruhmes - und dann ... wer weiß?
Ein Silberfaden - es wallt das Blut.
Und neues Leben - reift in der Glut.
»Ich begreife nicht, weshalb du darauf bestanden hast, dass F'nor all diese lächerlichen Schriften aus dem Ista-Weyr herbeischafft«, rief Lessa erschöpft. »Sie enthalten doch nur banales Zeug -beispielsweise, wie viel Mehl man täglich zum Brotbacken verbrauchte.«
F'lar sah von den Schriftrollen auf, die er studierte. Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück.
»Und ich dachte immer, diese Aufzeichnungen seien der menschlichen Weisheit letzter Schluss.«
Unmut überflog Lessas schmales Gesicht.
»Zumindest hat man mir das eingehämmert.«
F'lar lachte vor sich hin.
»Man muss sich diese Weisheiten selbst erarbeiten.«
Lessa zog die Nase kraus.
»Und wie das riecht! Das einzig Vernünftige wäre es, den ganzen Plunder wieder zu vergraben.«
»Danach suche ich auch schon lange... nach den alten Konservierungsmethoden, die es verhindern, dass die Häute hart werden und zu riechen beginnen.«
»Es ist überhaupt idiotisch, Häute für die Schriften zu verwenden. Sicher gäbe es etwas Besseres.«
Unvermittelt sprang sie auf und ging nervös hin und her.
»Und das, wonach du suchst, findest du ohnehin nicht! Es steht nicht in den Aufzeichnungen.«
»Wie meinst du das?«
»Es wird Zeit, dass wir mit dem Versteckspiel aufhören.«
Er sah sie forschend an, und sie fuhr fort: »Wir spüren beide, dass der Rote Stern eine Drohung darstellt und dass die Fäden fallen werden. Aus dieser Überzeugung heraus kehrten wir zu entscheidenden Stationen unseres Lebens zurück und beeinflußten unseren eigenen Werdegang.« Ihre Stimme wurde spöttisch. »Du hast unterbewusst immer die Stellung des Weyrführers angestrebt. Warum? Weil du deinem jüngeren Ich den Gedanken eingegeben hattest, nur du seiest für diese Rolle geeignet.«
Sie machte eine Pause und fuhr dann heftig fort: »Wäre es möglich, dass unser ultrakonservativer R'gul recht hat? Dass seit vierhundert Planetendrehungen keine Fäden mehr gefallen sind, weil es keine Fäden mehr gibt? Und dass die Drachen immer seltener werden, weil man ihren Schutz nicht länger benötigt?
Dass wir tatsächlich als Schmarotzer auf Pern leben?«
F'lar wusste nicht, wie lange er in ihr Gesicht gestarrt hatte.
Sorgfältig legte er sich die Antworten auf ihre drängenden Fragen zurecht.
»Alles ist möglich, Weyrherrin«, hörte er sich ruhig sagen.
»Einschließlich der unwahrscheinlichen Tatsache, dass ein elfjähriges verängstigtes Kind dem Mörder ihrer Familie Rache schwört und diese Rache auch durchfuhrt.«
Unwillkürlich trat sie einen Schritt näher. Sie hörte ihm angespannt zu.
»Aber ich kann nicht glauben, dass sich unser Leben in der Drachenaufzucht und im Austragen von Kampfspielen beschränkt. Das ist mir zu wenig. Und ich habe andere dazu gebracht, über Eigennutz und Bequemlichkeit hinauszuwachsen. Ich habe ihnen ein Ziel gegeben.
Ich suche keine Rückenstärkung in diesen Schriften, ich suche echte Tatsachen.
Weyrherrin, ich kann beweisen, dass früher Fäden gefallen sind. Ich kann beweisen, dass es Intervalle gab, in denen die Weyr verwahrlosten. Ich kann beweisen, dass der Rote Stern nahe genug an Pern vorbeizieht, um Fäden abzuwerfen, wenn er am Tag der Wintersonnenwende im Felsöhr aufleuchtet.
Und da ich diese Dinge beweisen kann, glaube ich, dass Pern sich in Gefahr befindet!
Ich glaube das ... nicht der halbwüchsige Bengel, der ich vor fünfzehn Planetendrehungen war.
F'lar, der Bronzereiter und Weyrführer, glaubt es!«
Er sah immer noch Zweifel in ihren Augen, aber er spürte, dass seine Argumente allmählich zu wirken begannen. »Du hast dich schon einmal von mir überzeugen lassen«, fuhr er etwas ruhiger fort, »als ich dir sagte, du könntest Weyrherrin werden ...«
Sie lächelte schwach.
»Das war etwas anderes. Ich hatte nie weiter als bis zum Tode von Fax geplant. Natürlich, es ist wunderbar, mit Ramoth zusammenzuleben, aber...«
Sie zog die Stirn kraus »... es genügt mir irgendwie nicht mehr. Deshalb sehnte ich mich so danach, fliegen zu lernen und ...«
»... deshalb begann auch diese Diskussion«, fuhr F'lar mit einem grimmigen Lächeln fort.
Er beugte sich über den
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