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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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gegessen …«
    »Beeren?« Ich öffnete meinen Vorratsbeutel. »Welche Beeren?«
    »Die gelben dort drüben an dem Busch. Ich bin in so einem Busch gelandet, als ich herkam, und meine Hände waren ganz verschmiert davon. Ich habe den Saft abgeleckt, und es schmeckte so gut, daß ich ein paar gegessen habe. Oh, sieh mal!« Er sprang auf und griff nach einem blauen Kegel ganz in unserer Nähe. Seine Hände verschwanden bis zu den Handgelenken darin, und dann zog er einen roten Kreis heraus und biß herzhaft hinein, bevor ich auch nur Zeit hatte, ihn daran zu hindern. Meine Warnung kam zu spät.
    »Oomark! Nein! Wir wissen doch nichts von diesen fremden Früchten!«
    Aber er kaute bereits an dem letzten Bissen, griff noch einmal in den blauen Kegel und holte einen zweiten roten Kreis heraus. Diesen bot er mir an. »Iß doch, Kilda, es ist sehr gut.«
    »Nein! Bitte, wirf das weg, Oomark. Du kennst doch die Weltraumregeln. Dinge, die auf fremden Welten wachsen, können gefährlich und sogar tödlich sein. Bitte, wirf das fort. Sieh mal, hier – ich habe Schokowürfel.«
    Oomark legte den Kreis auf den Boden und griff nach dem Würfel – aber er tat es mit Widerstreben. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich – er war sonst auf Süßigkeiten ganz versessen. Als er den Würfel auswickelte und zum Mund hob, trat ein merkwürdiger Ausdruck in sein Gesicht. Er benahm sich, als ob der Anblick und Geruch des Schoko-Würfels ihm zuwider wäre. Langsam wickelte er ihn wieder ein und gab ihn mir zurück.
    »Es riecht komisch. Vielleicht ist es verdorben. Ich möchte es lieber nicht essen, Kilda.«
    Ich öffnete die Hülle und schnupperte nun selbst daran, aber da war nur der vertraute Geruch von Schokolade, und so vermutete ich, daß die fremden Früchte, die er gegessen hatte, ihn beeinflußt haben mußten. Immer stärker wurde mein Verdacht, daß wir uns tatsächlich auf einem anderen Planeten befanden, obgleich ich mir das Wie und Warum unseres Transports nicht erklären konnte. Unterdessen stillte ich meinen eigenen Hunger mit einer Konzentrat-Waffel. Dann legte ich meinem Fußgelenk einen möglichst engen Stützverband an, bevor wir weitergingen.
    Nichts um uns zeigte an, daß die Zeit verging. Das Zwielicht war weder dunkler noch heller geworden. Nur meine Erschöpfung deutete darauf hin, daß Stunden vergangen sein mußten, seit Bartare und ich im Lugraan-Tal aus dem Flugboot gestiegen waren.
    »Ist es weit – dorthin, wo Bartare und die Lady sind?« fragte ich, als wir wieder eine Ruhepause einlegten.
    »Ich weiß nicht. Es … es ist so komisch hier …« Oomark versuchte es mir zu erklären. »Manchmal sind die Dinge ganz nahe. Und dann … dann sind sie wieder ganz weit weg. Wenn ich an irgendeinen Ort denke, dann erscheint er sehr weit weg, aber wenn ich nur gehe und an Bartare denke – dann ist es wieder näher. Bitte, Kilda, ich weiß nicht, warum das so ist – wirklich nicht.«
    Er war ehrlich verwirrt, und ich drang nicht weiter in ihn, obgleich seine Antwort nicht sehr aufschlußreich war. Mir tat inzwischen der ganze Körper weh von der Anstrengung des Laufens. Oomark dagegen war seit unserer ersten Ruhepause, wo er die Früchte gegessen hatte – wenn es Früchte gewesen waren –, so frisch und munter, als hätte er gerade einen guten und langen Nachtschlaf hinter sich. Als ich ein drittes Mal anhalten mußte kam er zu mir zurück.
    »Kilda, tut dein Fuß sehr weh?«
    »Ziemlich«, mußte ich eingestehen.
    »Dann laß uns eine Weile hierbleiben.« Er sah sich um. »Ich weiß, du kannst es nicht so sehen wie ich, aber hier ist es recht hübsch. Dort drüben« – er zog mich etwas nach links –, »dort ist hohes Gras, es sieht weich und hübsch aus, da kannst du dich hinsetzen. Bitte, Kilda. Ich kann Bartare immer finden. Vor mir kann sie sich nicht verstecken. Aber wenn wir zu ihr und zur Lady kommen, wenn du so müde bist … Kilda, ich habe Angst vor ihnen! Und du solltest auch Angst vor ihnen haben, wirklich!«
    Mein Wille kämpfte gegen meine überwältigende Müdigkeit an, aber mein Wille verlor. Ich stolperte und fiel auf die Knie, und als ich den weichen Rasen unter mir spürte, hatte ich nicht mehr die Kraft, wieder aufzustehen.

 
6
     
    Ich erneuerte meinen Stützverband. Meine Augen tränten und brannten, als hätte ich lange Zeit in grelles Licht blicken müssen. Dies war eine Welt, die nicht für meine Rasse bestimmt war. Und dennoch sah sie für Oomark völlig normal aus. Hatte Bartare ihn

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