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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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irgendwie hierfür vorbereitet?
    Trotz meiner Erschöpfung war ich keineswegs schläfrig. Ich spürte zu sehr, daß wir von Gefahr umgeben waren. »Oomark«, fragte ich nach einer Weile, »wie lange kennt Bartare die Lady schon?«
    Als er nicht antwortete, öffnete ich meine brennenden Augen weiter und sah, daß er den Kopf abwandte. Endlich flüsterte er: »Ich möchte nicht über sie sprechen. Sie – Sie weiß es, wenn ich über Sie rede!«
    »Bartare?«
    »Nein – die Lady! Es ist nicht gut, über Sie zu reden – weil Sie sich dann an mich erinnert.«
    Er war sehr beunruhigt, und ich sah ein, daß es nicht ratsam war, ihn zu drängen.
    »Wäret du schon einmal hier, Oomark?« Ich hoffte, daß wenigstens diese Frage kein verbotenes Gebiet berührte.
    »Nein. Zu Hause – auf Chalox, meine ich – gab es keine Möglichkeit, herzukommen. Bartare hat erst vor kurzem herausgefunden, daß es auf Dylan einen Weg gab. Sie wollte einfach fortlaufen, und ich sollte mitkommen – aber es war zu weit. So mußte sie warten, bis sich eine Gelegenheit ergab, hinzufahren.«
    »War das der Grund, weshalb du sie nicht dabei haben wolltest?«
    Oomark nickte. »Sie hat immer gesagt, daß sie hierher gehen wollte. Aber ich wollte nicht mitgehen! Ich möchte nicht hier sein! Ich will nicht hier bleiben!«
    »Niemand von uns will das.« Ich sagte es so, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis wir alle drei sicher nach Dylan zurückkehren würden.
    »Doch, Bartare will bleiben. Sie hat es sich so sehr gewünscht, herzukommen. Sie wird nicht wieder fortgehen, du wirst es sehen.«
    Ich fühlte, daß er recht hatte. Und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, wenn ich Bartare wirklich gegenüberstand.
    Ich rieb meine brennenden Augen. »Oomark, erzähl mir, wie es hier um uns aussieht.«
    »Nun, dort ist gleich ein großer Busch, so hoch wie ein Baum«, begann er, und dann entstand eine so lange Pause, daß ich meine Augen wieder öffnete. Der Junge starrte auf ein rosa-gelbes Dreieck zu unserer Rechten. Ich wandte rasch meinen Blick ab, denn die leuchtende Farbe verstärkte das Brennen meiner Augen.
    »Was ist?«
    »Ich … ich möchte nicht länger hier bleiben, Kilda. Könnten wir weitergehen – nur ein Stückchen vielleicht?«
    »Natürlich.« Und dann gingen wir weiter.
    Wir gelangten auf einen offenen Platz mit nur wenigen, feststehenden bunten Formen. Oomark blieb stehen. Vor uns sah ich ein breites Zickzackband, dessen goldene Oberfläche sich leicht bewegte.
    »Ein Fluß«, sagte Oomark und starrte auf das schimmernde Band. »Er sieht sehr tief aus, Kilda. Und das Wasser ist so … dick. Man kann keinen Grund sehen.«
    »Müssen wir ihn denn überqueren?«
    »Bartare ist irgendwo dort drüben.« Er deutete vage mit der Hand zur anderen Seite des Zickzackbandes hin.
    »Vielleicht finden wir irgendwo eine Stelle, die schmaler oder seichter ist«, meinte ich. »Welche Richtung nehmen wir?«
    »Sie ist mehr dorthin.« Er winkte nach links.
    Das gewundene Band wurde jedoch nirgends schmaler, und plötzlich blieb Oomark wieder stehen. »Ich will nicht weitergehen! Ich will nicht!« schrie er wild.
    »Oomark, was hast du denn?« fragte ich bestürzt.
    »Ich gehe nicht weiter! Und du kannst mich nicht dazu zwingen!« Seine Stimme war jetzt schrill vor Hysterie. »Nein, ich will nicht!« Und dann stürzte er an mir vorbei, bevor ich meine Hand ausstrecken und ihn festhalten konnte, und der graue Dunst verschluckte ihn.
    »Oomark, Oomark!« Ich hatte Angst, ihn verloren zu haben. Was ihn zu dieser Flucht veranlaßt hatte, konnte ich nicht erraten – oder wollten jene, die wir verfolgten, uns auf diese Weise entmutigen?
    Ich lauschte. Er hatte nicht geantwortet, und meine einzige Hoffnung war, ihn durch irgendwelche Geräusche ausfindig zu machen. Ich hörte auch tatsächlich etwas und humpelte, so rasch ich konnte, weiter. Dann herrschte plötzlich völlige Stille, und ich rief den Jungen von neuem.
    Nach einer Weile hörte ich ein Wimmern, wie jenes, das mich das erste Mal zu ihm geführt hatte. Ich folgte dem Geräusch, fast blind, denn hier waren wieder viele dieser grellfarbigen Figuren, und schließlich rannte ich in ein Parallelogramm von pulsierendem Gelb. Aber obgleich ich es als Parallelogramm sah – was mich kratzte, stach und zerriß, waren dornige Zweige. Mit einem Aufschrei fuhr ich zurück, und von meinen Händen tropfte Blut. Ich fiel auf die Knie und starrte auf den Boden. Ich sah nichts als samtiges Grau, aber

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