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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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befanden.
    »Hinunter, wie?« Kosgro blickte auf die Wurzel. »Aber wenn das unser Weg ist, können wir ihn nicht schaffen – noch nicht.« Er seufzte, wie jemand, der eine große Anstrengung hinter sich hat, ohne das Ziel zu erreichen.
    Die Nebelwände um uns waren jetzt so dicht, daß die Gefahr bestand, daß einer von uns oder alle plötzlich in die Tiefe stürzten, wenn wir uns weiterwagten.
    »Und dann«, fuhr Kosgro fort, »brauchen wir auch etwas zu essen …«
    Essen! Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich war. Und wie viel hungriger mußte Kosgro sein, geschwächt von dem Kampf und dem Aufstieg mit Bartare!
    Kalte Angst packte mich, als ich sah, wie wenig uns noch geblieben war. Ich schmierte Protein-Paste auf Waffeln und reichte Kosgro die größere Portion, der ich sogar noch einen Schoko-Würfel hinzufügte. Er hatte es verdient, und seine Kraft kam uns allen zugute.
    Als ich meine Waffel gegessen hatte, machte ich mich daran, die Bandagen an meinen Füßen zu erneuern. Wieder mußte ein Stück meiner Tunika dafür geopfert werden.
    Ich starrte angeekelt auf meine so fremd gewordenen Füße. Die Zehen waren jetzt so lang, daß sie aussahen wie – wie Wurzeln! Und die Haut meiner Füße, hart und glänzend, glich einer Borke und war bedeckt mit grünen Haaren! Ich preßte meine Hand auf den Mund, um nicht aufzuschreien. Dann beeilte ich mich, diese schrecklichen Füße wieder einzuwickeln. Angenommen, ich hätte dem Verlangen nachgegeben und meinen Zehen gestattet, sich in die Erde zu graben? Hätte das vielleicht zur Folge gehabt, daß sie sich, echten Wurzeln gleich, dort festgekrallt hätten und ich vielleicht zu einem Strauch oder Baum geworden wäre, für immer in der Erde dieser fremden Welt verwurzelt? Mich schauderte. Ich mußte darauf achten, daß diese Zehen nicht mit dem Boden in Berührung kamen, jetzt mehr denn je.
    Oomark war unruhig geworden. »Wir müssen gehen! Dort unten sind viele Finstere, und noch mehr kommen!«
    Kosgro seufzte wieder. »Er hat recht. Der Wurm wird ihnen nicht genügen.«
    Vorsichtig krochen wir zum Rand des Felsens, in der Hoffnung, vielleicht doch sehen zu können, was unter uns lag. Und da kam uns eine Welle des belebenden Notusduftes entgegen und gab uns Hoffnung.
    Kosgro stieß einen Freudenlaut aus, und sein Mund weitete sich zu einem fast menschlichen Grinsen. »Mir wird nicht mehr schlecht davon!«
    »Wovon?« fragte ich verständnislos.
    »Von dem Notusduft! Ich kann ihn ertragen!« Er schlug mit seiner Faust auf einen Stein. »Verstehst du nicht? Deine Nahrung hat geholfen! Ich bin jetzt kein Teil dieser Welt mehr! Der Notus weist mich nicht mehr ab!«
    Ich konnte seine Freude gut verstehen, denn ebenso war es mir ergangen, als meine Haut wieder weich wurde durch den Notuszweig.
    Schulter an Schulter lagen wir da und versuchten zu sehen, was unterhalb des Gipfels lag, aber der Nebel war zu dicht.
    Dennoch gab mir der Notusduft Kraft, und das nagende Hungergefühl war plötzlich verschwunden. Mein Mut kehrte zurück, und nicht nur das – ich hatte das Gefühl, daß es nichts gab, was ich nicht hätte erreichen können, daß ich mein Schicksal meistern und meinem Willen unterwerfen würde.
    Mit Bartare, die immer noch bewußtlos war, konnten wir den Abstieg ins Ungewisse nicht wagen, und hier oben drohte uns immer noch Gefahr. Ich dachte daran, wie mächtig allein die Hilfe eines Notuszweigs sein konnte. Und ich allein konnte ohne Unbehagen den Notus berühren. Mein Entschluß stand fest – ich würde allein den Abstieg wagen und einen Zweig holen, der uns alle schützen würde, bis der Nebel sich hob.
    Ich erklärte Kosgro meinen Plan und erwartete Protest, aber er schwieg eine ganze Weile und sagte dann nur: »Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit.«
    Bevor ich mich auf den Weg machte, band ich den Vorratsbeutel von meinem Gürtel und erbrachte Kosgro damit den größten Vertrauensbeweis. »Er würde mich beim Klettern nur behindern.«
    Kosgro sah mich an, dann nickte er. »Du kannst sicher sein, daß ich gut auf ihn achtgebe.«
    Ich blickte nicht mehr zurück, als ich mich über den Felsrand schwang, sondern konzentrierte mich nur noch auf die Felswand, die Händen und Füßen glücklicherweise genügend Halt bot.
    Der Duft des Notus wurde stärker und ermutigte mich – er konnte nicht mehr allzu fern sein.
    Endlich berührten meine Füße eine Oberfläche, aber ich hielt mich noch immer an den Felszacken fest und tastete erst mit einem Fuß den

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