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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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uns, als wolle er Schutz suchen. Er hatte recht. Der Nebel zog sich bereits zusammen, und wir näherten uns wieder der Gefahrenperiode.
    Im gleichen Augenblick wandte sich das Büschel Gras mit der Wurzel in meiner Hand nach rechts. Und obgleich ich mich dagegenzustemmen versuchte, widerstand es mir und deutete weiter nach rechts. Ich machte Kosgro darauf aufmerksam und hörte seinen tiefen Seufzer der Erleichterung.
    »Der Nebel …«, sagte Oomark und zupfte an Kosgros Kleiderfetzen. »Wir können nicht weitergehen.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, erwiderte Kosgro. Er ging noch gebeugter unter Bartares Last, und ich sah, daß er seine freie Hand auf seine Wunde preßte, als hätte er Schmerzen.
    »Aber der Notus kann weit fort sein«, gab Oomark zu bedenken.
    Kosgro befühlte meine Graswurzel und prüfte ihre Starre. »Ich glaube nicht. Jedenfalls müssen wir es riskieren. Hier haben wir gar keinen Schutz.«
    Wir befanden uns jetzt auf einem Gelände mit vielen Felsblöcken, und meine Phantasie vermutete hinter jedem größeren Stein, an dem wir vorbeikamen, einen Feind.
    Die Graswurzel erzitterte in meiner Hand und wechselte die Richtung, während ich Umwege um die Felsen machte. Wir kamen nur langsam voran.
    Die Bandagen um meine Füße waren jetzt fast durchgescheuert, und ich wußte, daß ich sie bald erneuern mußte, oder ich würde barfuß dastehen – wovor ich mich fürchtete.
    Der Nebel umschloß uns immer dichter und erschwerte unser Vorankommen. Diesmal hörten wir kein warnendes Horn. Die Gegenwart einer lauernden Gefahr kündigte sich uns durch eine Welle üblen Gestanks an, stark genug, daß ich würgen mußte.
    Kosgro blieb sofort stehen und sog tief den Geruch ein, als ob es ihm gar nichts ausmachte. Wußte er, was vor uns lag? Unglücklicherweise deutete die Graswurzel genau in die Richtung, aus der dieser Gestank kam.
    Kosgro verlagerte mit beiden Händen die Last auf seiner Schulter. Bartare rührte sich noch immer nicht, aber ich sah, daß sie atmete. Oomark blieb zwischen uns, um soviel Schutz wie möglich für seine kleine Person zu suchen. Kosgro schnupperte wieder und sagte dann:
    »Wir haben keine andere Wahl. Früher oder später wird er uns entdecken, so, wie wir jetzt ihn wittern können. Und dann haben wir keine Chance mehr, zu entkommen.«
    »Was ist es denn?«
    »Ein Fellwurm, glaube ich. Aber im Grunde spielt das keine Rolle. Alle, die zu den Finsteren gehören, stinken. Das ist für die Folke oft von Vorteil, da sich die Finsteren anscheinend nicht bewußt sind, daß sie ihre Opfer warnen. Also vorwärts …«
    Ich wollte mich weigern und bleiben, wo ich war, aber wie immer mußte ich mich auf sein besseres Wissen verlassen. Der faulige Gestank wurde stärker, aber obgleich ich angestrengt horchte, konnte ich keine Bewegungen hören. Vorsichtshalber löste ich meinen Steinbeutel vom Gürtel und hielt ihn bereit.
    Der entsetzliche Gestank quälte meine Nase und reizte mich zum Husten, aber ich wagte keinen Laut von mir zu geben. Oomark hielt sich beide Hände vor die Nase und atmete durch den Mund.
    Und dann war da eine Bewegung vor uns im Nebel. Finger gruben sich in meine Schulter, und ich wurde schmerzhaft gegen einen der hohen Felsblöcke geschleudert. Dann wurde Bartare in meine Arme geschoben, und Kosgro wand mir den beschwerten Beutel aus der Hand. Er schwang ihn prüfend hin und her, wie, um das Gewicht der armseligen Waffe abzuschätzen, und trat damit vor. Oomark kroch leise zu mir und kauerte sich neben mich.
    Der dunkle Schatten im Nebel wurde größer, und dann schoß plötzlich ein schwarzer Pfeil auf Kosgro zu. Im ersten Augenblick dachte ich wirklich, es wäre ein Pfeil oder ein Speer, aber dann war es zu nahe, und ich sah, daß es ein Teil eines lebenden Wesens war, obgleich ich weder Augen noch Maul oder Nase entdecken konnte. Da war nichts als schwarzes Fleisch und beringte Knorpel, die sich ausdehnten und wieder zusammenzogen.
    Kosgro schwang den Beutel mit solcher Kraft seitlich gegen den kegelförmigen Kopf des Untiers, daß dieser gegen einen Felsblock schlug und zwischen den Steinen des Beutels und der unnachgiebigen Oberfläche des Felsens zerschmettert wurde.
    Das Untier gab keinen Laut von sich, aber aus seinem Kopf quoll eine dicke, klebrige Masse. Und dann stürzte sich der ganze Leib des Untiers, sich windend und durch die Luft peitschend, auf Kosgro, der wieder und wieder zuschlug, wenn auch nie mehr mit dem gleichen Glück des ersten Schlages.

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