Die Welt der Kelten
vorbildlich war. Dies belegen
die häufigen Eberdarstellungen als Figuren, auf Münzen, Helmzieren und vielem anderen. Der Ardennengöttin Arduenna diente
der Eber sogar als Reittier. Überhaupt spielten Schweine in der keltischen Kultur eine gewichtige Rolle, stellten sie doch
nach dem Rind die verbreitetste Haustierart, deren Überreste immerhin als Grabbeigaben gefunden wurden.
Das eindrucksvollste Zeugnis für das Ansehen des Stiers kommt aus Irland: In der mittelalterlichen Heldenerzählung des
Rinderraubs von Cuailnge
symbolisieren der mächtige Donn und der gewaltige Findbennach die Provinzen Ulster und Connacht. Für die irische Stammesgesellschaft
drückte sich Macht und Reichtum nicht zuletzt in solchenTieren und der Größe der Rinderherden aus.Dass der Stier auch unter
den Festlandkelten einen wichtigen Ruf genoss, zeigt eine Fülle von Darstellungen.
Das Pferd genoss hohes Ansehen, stand es doch als Reit- und Zugtier der |204| späteren Streitwagen in engster Beziehung zur keltischen Kriegerkaste. Ihre Angehörigen scheinen sich deshalb ausdrücklich
der Pferdezucht gewidmet zu haben, um die prächtigstenTiere ihr Eigen nennen zu können. Folgerichtig dienten Pferde auch als
häufige Opfertiere und wurden manchmal sogar mit ihren Herren bestattet. In gallo-römischer Zeit sorgte die Pferdegöttin Epona
für die Popularität dieser Tiere. Mit ihr symbolisierten sie nicht mehr das keltische Kriegertum, sondern Überfluss und Wohlergehen.
Neben den Pferden erfreuten sich noch andere Tiere der keltischen Verehrung. Dazu gehörten die Hunde, die sowohl als Attribut
der Fruchtbarkeit schenkenden Muttergottheiten galten, als auch den Kriegern verbunden waren. Magische Bedeutung sprach man
offensichtlich zahlreichenVögeln zu, so dem Kranich, der Gans, dem Schwan und anderenWasservögeln.Krähen und Raben galten
als Tiere des Todes.
Im südfranzösischen Noves bei Marseille fand man die Figur der »Meereskatze« (mutmaßlich aus dem 1. Jahrhundert vor Chr.),
deren aufgerichteter Phallus auf große Fruchtbarkeit verweist.
Aus der Tierwelt entnahmen die Kelten die Bestandteile für ihre Dämonen und Ungeheuer, die sich als fantastische Mischwesen
in der Ornamentik der La Tène-Kunst zeigen. Erschreckenden Monsterwesen widmete man sogar große |205| Plastiken, wie sie sich am eindrucksvollsten in der südfranzösischen Darstellung der »Tarasque« von Noves findet.Sie zeigt
ein löwenartiges Untier mit Zügen eines Reptils, das seine Vorderpranken auf zwei abgeschlagene Menschenköpfe stützt, während
aus seinem aufgerissenen Rachen ein menschlicher Arm hervorragt. Welche Bedeutung dieses Schreckwesen hatte, ist ungewiss.
Die viele Jahrhunderte später entstandenen irischen Erzählungen nehmen es mit ihren Monstern jedenfalls mit der Tarasque auf.
Darin greifen die Fomóri als urzeitliche Wesen die Einwanderer der grünen Insel an und schrecken sie mit ihrem furchtbaren
Aussehen. RiesigeWesen sind sie in unvollständiger menschlicher Gestalt. Außer ihnen bevölkern zahlreiche Ungeheuer die Sagenwelt
der Inselkelten: Werwölfe und Wolfskrieger, dämonische Katzen und Rieseneber, Seeungeheuer und Gespenster in allerlei Gestalt.
Schier unübersehbar ist außerdem die Zahl der Erscheinungen, die die Grenzen der natürlichen Welt aufheben: Wesen mischen
sich, können ihre Gestalt wechseln, Tiere haben übernatürliche Fähigkeiten oder entpuppen sich als verzauberte Menschen. Im
Reich des Schreckens schienen der keltischenVorstellungskraft keine Grenzen gesetzt zu sein.
Friedvoller erwies sich die Pflanzenwelt, aus der bekanntlich besonders die Mistel dieVerehrung der Druiden genoss. Außerdem
kam den Bäumen in der keltischen Kultur und Religion eine bedeutende Rolle zu. In ihren Wäldern und heiligen Hainen rief man
die überirdischen Mächte an oder betete den Baum sogar selbst als Gott an – so die ausdrücklich verehrte Eiche unter dem Namen
Robur. Ebenso kannte man in Irland heilige Bäume, die mit dem Wohl einzelner Stämme verbunden wurden und auf keinen Fall verletzt
oder schlimmstenfalls gefällt werden durften.
|205| CúChulainn und der große Rinderraub
Seine bedeutendste Rolle fiel dem heldenhaften CúChulainn in der langen Erzählung
Der Rinderraub von Cuailnge
zu, die als bekannteste irische Heldensage gilt. Ihr Thema sind die Rivalitäten der beiden Königreiche von Ulster und Connacht,
die im Wettstreit der berühmtesten Stiere beider
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