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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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auszeichnet durch den
     spielerischen Umgang mit der Sprache. Selbstredend fehlt es nicht an Erwähnungen von Barden und Druiden und der Berg der Stadt
     sei wie ein Maulwurfsbau »neben Bergen, in denen altersgrau König Artus liegt, schlafgebannt«. Um ihn spannt sich jene zauberhafte
     Stimmung, die der keltischen Welt nicht fremd ist: »Der Llareggub-Berg, jener mystische Tumulus, das Mahnmal von Völkern,
     die in der Gegend von Llareggub gewohnt haben, noch ehe die Kelten das Land des Sommers verließen; der Berg, auf dem die alten
     Hexenmeister sich aus Blumen eine Frau machten.«

|226| 10. Die Kelten allerorts – Teil der modernen Welt
    Die antiimperialistische Rede eines schottischen Häuptlings
    Seit zweieinhalb Jahrtausenden bieten die Kelten mit ihren hundertfachen Stammesnamen eine Projektionsfläche, derer man sich
     bedient, um die eigenen Hoffnungen, Ängste und Vorstellungen auszudrücken. Von den Furcht einflößenden Barbaren der Antike
     bis zu den edlen Kriegern des vermeintlichen Barden Ossian reichte die Palette der Keltenbilder und war damit beileibe nicht
     ausgeschöpft. Um einen weiteren Aspekt zu veranschaulichen, sei noch einmal auf die Berichte des römischen Geschichtsschreibers
     Tacitus zurückgegriffen. In seinem Werk über den britannischen Statthalter Julius Agricola findet sich die Schilderung der
     oben erwähnten Schlacht im Norden Schottlands. Dort kam es im Jahr 84 nach Chr. zum Aufeinandertreffen zwischen den vorrückenden
     römischen Truppen und den Verbänden der Kaledonier, die als wildeste Stämme jener fernen Keltenwelt galten. Vor dem Beginn
     des Kampfes lässt Tacitus einen ihrer Häuptlinge mit Namen Calgacus hervortreten und eine Rede an seine Krieger halten:
    Er macht ihnen die entscheidende Bedeutung der anstehenden Schlacht klar, in der es um nicht mehr oder weniger als die Freiheit
     ganz Britanniens gehe. »Denn ihr alle seid hier zusammengekommen, ungeknechtet, hinter uns endet das Land und selbst das Meer
     bietet keine Sicherheit, weil uns dort die römische Flotte droht … Uns hier am Rand der Erde, uns letzte Söhne der Freiheit,
     hat gerade unsere Entlegenheit und Verborgenheit vor der Welt bis zum heutigen Tag verteidigt – und alles Unbekannte gilt
     für großartig. Doch jetzt liegt die Grenzmark Britanniens offen – kein Volk weiter ist mehr hinter uns, nichts als Wogen und
     Felsen und noch feindlicher die Römer; und ihrem Frevelmut sucht man vergeblich durch Fügsamkeit und Bescheidung zu entrinnen.«
    Dann holt der Kaledonier zu einer mächtigen und eindringlichen Anklage dessen aus, was man mit modernen Worten als römischen
     Imperialismus bezeichnen kann: »Als Räuber der Welt durchspüren sie jetzt auch das Meer, nachdem diesen alles Verwüstenden
     die Länder ausgingen – habgierig, wenn der Feind reich, ruhmsüchtig, wenn er arm ist. Weder der |227| Osten noch der Westen hat sie gesättigt, und als einziges von allen Völkern begehren sie Fülle wie Leere mit gleicher Leidenschaft.
     Stehlen, Morden, Rauben nennen sie mit falscher Bezeichnung Herrschaft, und wo sie Einöde schaffen, heißen sie das Frieden.
     Dass einem jeden seine Kinder und Verwandten das Liebste sind, hat die Natur gewollt; aber gerade sie werden als Sklaven außer
     Landes verschleppt. Unsere Ehefrauen und Schwestern werden, wenn sie der Gier des Feindes entkamen, unter dem Namen der Freundschaft
     und des Gastrechts geschändet. Güter und Vermögen werden zum Tribut, des Ackers jährlicher Ertrag zur Fruchtabgabe, die Leiber
     selbst und Hände unter Schlägen und Schimpf dazu verbraucht, Wälder und Sümpfe gangbar zu machen.«
    Darum verheißt Calgacus den Stämmen Schottlands im Falle einer Niederlage ein trauriges Schicksal. Denn wie beim Gesinde der
     neueste Sklave den Mitsklaven zum Gespött diene, so würden in diesem alten Sklavenhaufen Weltkreis sie als die Jungen und
     Wohlfeilen bis zur Vernichtung heimgesucht. Sie nämlich hätten keine Felder oder Bergwerke oder Häfen, die zu betreiben man
     sie erhalten müsse. Weiterhin seien Tapferkeit und Wildheit von Unterworfenen den Herrschenden unlieb und gerade Ferne und
     Abgeschiedenheit umso verdächtiger, je mehr sie Schutz böten. Aber den Römern brächten die Uneinigkeit und Zwietracht der
     Kaledonier und sämtlicher Britannier ihren Siegesvorteil, denn sie wandelten die Fehler ihrer Feinde um in den Ruhm für ihr
     Heer. Sobald dieses jedoch auf Widrigkeiten stoße, werde es sich auflösen,

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