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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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weil es aus den verschiedensten Völkern zusammengetrieben
     wurde.
    Deshalb endet die Rede mit einem eindringlichen Aufruf, hier und jetzt die Römer zu besiegen und aus ganz Britannien zu vertreiben
     – und vielleicht ihrem selbstherrlichen Imperium ein Ende zu bereiten: »Es schrecke euch nicht der eitle Anblick und das Blitzen
     von Gold und Silber, das weder schützt noch verwundet. In der feindlichen Schlachtreihe werden wir unsere Verstärkungen finden:
     Erkennen werden die Britannier ihre eigene Sache, erinnern werden sich die Gallier ihrer früheren Freiheit, im Stich lassen
     werden die Germanen sie … Hier ist ein Führer und ein Heer – dort Auflagen und Bergwerksfron und andere Sklavenplagen; ob
     wir diese ewig tragen oder sofort ahnden, darüber wird auf diesem Feld entschieden! Zieht also nun in die Schlacht und gedenkt
     eurer Ahnen und Nachfahren.«
    Obwohl Calgacus’ Appell nicht die erwünschten Früchte trug und die Römer gemäß Tacitus das Treffen in den Highlands für sich
     entschieden, blieb den besiegten Kaledoniern doch das vorausgesagte Los erspart. Die überlebenden Kämpfer zogen sich zu ihren
     Stämmen zurück und verschwanden mit ihnen in der kalten Unwirtlichkeit des Nordens.
    Die bewegende Ansprache des keltischen Häuptlings gilt heutzutage als eine ausdrückliche Anklage des römischen Eroberungsstrebens.
     Aber man |228| lasse sich nicht täuschen – ohne Zweifel stammt der überlieferte Wortlaut dieser Rede nicht von Calgacus, sondern von Tacitus
     selbst. Der gebildete Gelehrte und Politiker beherrschte die rhetorischen und literarischen Stilmittel seiner Zeit. Dazu gehörte
     die fiktive Rede, derer man sich auch in einem historischen Werk bediente. Da der Römer sich zu einer gewissen Glaubwürdigkeit
     verpflichtet fühlte, schrieb er das, was einem von der Unterwerfung bedrohten Barbaren an Gedanken zuzutrauen war. Tacitus
     übte mitnichten grundsätzliche Kritik am römischen Herrschaftsanspruch – allenfalls an politischen Entscheidungen oder seiner
     zeitgenössischen Gesellschaft. Was davon blieb, ist eine nicht unzeitgemäß wirkende Kritik am Imperialismus.
    Der Römer fand mit seiner fiktiven Anklage eines Kelten fast zweitausend Jahre später eine Vielzahl von Nachfolgern. Im Zeitalter
     des Kolonialismus wurde es seit dem 18. Jahrhundert geradezu modern, mit den einem Exoten unterstellten Worten Kritik an der
     europäischen Gesellschaft zu üben – sei es hinter der Maske eines Indianers, Chinesen oder Südseeinsulaners. Mittlerweile
     sind an deren Stelle oftmals die frühgeschichtlichen Kelten getreten.
    Das Kelten-Spiel
    Diese erleben seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts einen regelrechten Boom, der Züge einer Keltomanie angenommen
     hat, einer Begeisterung, die an den Ossian-Kult erinnert und doch weit darüber hinaus geht. Überall in Europa finden Menschen
     aller Gesellschaftsschichten Interesse an jenem Volk, das es als Vorfahren zu entdecken gilt. Dies wird insbesondere von den
     Funden und Forschungsergebnissen der Archäologen gefördert, die immer wieder neue Seiten der mehr als 2 000 Jahre alten Kultur
     ans Tageslicht bringen. In Frankreich, Deutschland und vielen anderen Ländern stieß man auf Gräber, Tempel und monumentale
     Anlagen, die zu Recht als sensationell und rätselhaft bezeichnet werden. Man denke nur an die Funde von Hochdorf, Glauberg
     und in Nordostfrankreich, die gleichsam die Spitze einer unterirdischen Keltenwelt zu bilden scheinen, denn Jahr für Jahr
     kommen überraschende Entdeckungen hinzu.
    Vieles davon wird in spektakulären Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert und findet nicht selten eine Heimstatt in
     neu errichteten Museumsbauten. Zudem verbinden sich mit derartigen archäologischen Funden zunehmend regionale und wirtschaftliche
     Interessen. Während sich die Franzosen seit jeher auf die Gallier als ihre Vorfahren berufen, beginnen viele Deutsche erst
     damit, die Kelten als Teil ihrer Geschichte wahrzunehmen |229| . Diese tauchen hinter den Germanen und deren Großstämmen wie den Franken und Alamannen gewissermaßen aus dem historischen
     Dunkel auf und wirken wegen der überwiegenden Schriftlosigkeit ihrer Kultur umso schwerer verständlich und damit reizvoller.
     Außerdem erweisen sich immer mehr Regionen als Teil der untergegangenen keltischen Welt auf dem europäischen Festland. Neben
     den Süden und Südwesten Deutschlands ist mittlerweile Hessen getreten, und sogar in

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