Die Welt der Kelten
Feen, der leuchtenden Wesen, die sich auch aus der Welt zurückzogen. Sie entschwanden
für immer in den Nebeln, und ab und zu trifft sie ein Wanderer in den Bergen. Über das Alte Volk herrscht die große Muttergöttin
mit ihrem Gefährten, dem Gehörnten, dessen Figur an den Keltengott Cernunnos erinnert. Ihre Welt verschwindet zusehends und
mit ihr die legendenhafte Insel Avalon. Morgaine erzählt von der Verdrängung der vorchristlichen Welt und ihrer Götter. Für
die Priester des Christengottes ist die Große Göttin nicht mehr als ein böser Geist, der seine Macht vom Teufel bekam. Morgaine
beschreibt jedoch eine Welt, in der zwischen den mythischen Landschaften von Glastonbury und Avalon die Tore in den Nebeln
noch offen standen, jene Pforten, die Menschen- und Anderwelt miteinander verbanden. Auf diese Weise rückt das Schicksal König
Arthurs und seiner Ritter an den Rand, während im Mittelpunkt der Konflikt zwischen zwei Frauen steht: Morgaine vertritt die
alte Naturreligion der Priesterinnen in einer matriarchalisch geprägten Welt; Gwenhwyfar hingegen, Arthurs Gattin, steht für
das Christentum, den Boten einer neuen patriarchalisch bestimmten Kultur und Gesellschaft. Da die Priester der neuen Religion
den Sieg davontragen, entschwindet zum Schluss auch Morgaine in die Nebel von Avalon.
Marion Zimmer Bradleys Fantasyklassiker entlehnte ohne Zweifel eine Vielzahl von Motiven und Elementen der keltischen Überlieferung,
deren Bedeutung sie selbstredend ihren schriftstellerischen Absichten anpasste. Die sagenhaften Nebel keltischer Märchen verschmelzen
mit den Vorstellungen des Feenvolkes und der Anderwelt zu einem farbenprächtigen Roman. Wenn darüber hinaus in der breiten
Öffentlichkeit die keltische Kultur das matriarchalische Prädikat erhielt, so ist dies auch ein Verdienst der
Nebel von Avalon
– jenseits jeglicher historischer Begründung.
|234| Asterix & Co.
Der weltweit berühmteste und beliebteste Kelte ist der kleine Gallier Asterix, der mit seinen Freunden der römischen BesatzungsmachtWiderstand
leistet – zumindest in der gleichnamigen französischen Comicserie, die seit den sechziger Jahren ein Millionenpublikum begeistert.Deren
Erfinder, der ZeichnerAlbert Uderzo und derTexter René Goscinny, hatten nach einem »französischenThema« gesucht, das gegen
die Flut amerikanischer Comics à la Micky Mouse und Superman Erfolg versprechend schien. Sie entschieden sich für die ferne
Vergangenheit der Gallier, deren Stämme der Grande Nation ohnehin seit langem als Vorfahren galten. Und so erblickten die
Zeichenstifthelden 1959 in einer Jugendzeitschrift das Licht der Welt. Zwei Jahre später erschien das erste Album
Astérix le Gaulois
(
Asterix der Gallier
), dem seither in Frankreich und zahlreichen anderen Ländern mehr als dreißig Ausgaben folgten. Ihre knallbunten, fröhlichen
und eigensinnigen Protagonisten entwickelten sich überall zu ausgesprochenen Sympathieträgern und beeinflussten das moderne
Keltenbild.
Uderzo und Goscinny boten einen entscheidenden Grund dafür, indem sie – natürlich augenzwinkernd – die Gallier anders sahen
als etwa Kaiser Napoleon III. Er hatte der monumentalen Bronzestatue des Vercingetorix auf dem Plateau von Alesia den Aufruf
beigefügt, man solle die glühende und ernste Liebe dieses gallischen Häuptlings bewundern, mit der er für die Unabhängigkeit
seines Landes kämpfte; aber man dürfe auch nicht vergessen, dass es derTriumph der römischen Armeen war, dem die Franzosen
ihre Zivilisation verdanken. Die komisch-humorvolle Darstellung der Bildergeschichten lässt dagegen jedes Album mit dem gleichen |235| Prolog beginnen, der den Widerstand gegen die Besatzer und deren Kultur propagiert. Denn ihm zufolge ist zwar im Jahr 50 vor
Chr. ganz Gallien von den Römern besetzt – mit der Ausnahme des Dorfes der unbeugsamen Gallier, die nicht aufhören, dem Eindringling
Widerstand zu leisten und den Legionären das Leben zu erschweren.
Da der erfolgreiche Kampf einer Hand voll gallischer Krieger gegen eine tausendfache römische Übermacht selbst in einem Comic
unglaubhaft erscheint, verfügen Asterix und seine Gefährten über eine Geheimwaffe: den Zaubertrank ihres Druiden Miraculix,
der gewaltige Kräfte verleiht und die Krieger des kleinen Dorfes unbesiegbar macht.Deshalb können sie die unzähligen Eroberungsversuche
Caesars abwehren und ihre keltischen Traditionen bewahren. Dazu
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