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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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den Kelten als erstem Volk in Mitteleuropa gelang, frei stehende Rundplastiken zu schaffen.Vorbilder
     dafür fand man augenscheinlich in der antiken Welt, bei den Etruskern und Griechen. Deren hervorragenden Skulpturen wollte
     man es gleichtun, um damit die toten Häuptlinge zu ehren. Die frühestenVersuche aus dem 7. Jahrhundert vor Chr. fand man in
     Südwestdeutschland. Doch sie zeigen lediglich, wie schwer man sich noch mit der Steinmetzarbeit tat;ähneln sie doch mehr einem
     Grabstein mit Strichgesicht als einer menschlichen Figur.
    Der mehr als 100 Jahre später, etwa 500 vor Chr., entstandene »Krieger von Hirschlanden«, der in Württemberg gefunden wurde,
     zeigt demgegenüber die Fortschritte der keltischen Handwerker.Fast 2 Meter maß ursprünglich diese Plastik, die vermutlich
     wie die Glauberger Funde einen Fürsten darstellte. Die Figur ist nackt – bis auf eine Kopfbedeckung, die dem Birkenhut von
     Hochdorf ähnelt, einen Torques-Halsring und einen Gürtel. Den Hirschlandener ziert außerdem ein Dolch, der in der Hallstattzeit
     als herrschaftliches Attribut galt. Deutlich sichtbar stellt sein erigierter Phallus ein Detail dar, dessen Darstellung südlich
     der Alpen |45| undenkbar gewesen wäre. Den Kelten hatte es dagegen nichts Anrüchiges, sondern verwies auf den Aspekt der Fruchtbarkeit, den
     man offensichtlich mit dem Fürsten verband. Ein anderes Detail findet eine weniger plausible Erklärung: Man glaubt nämlich,
     dass die Figur mit einer Maske dargestellt werden sollte. Figuren dieser Art dürften häufiger gewesen sein, als ihre seltenen
     Funde vermuten lassen. Die hinter ihnen stehendenVorstellungen sind unbekannt, waren aber anscheinend sehr detailliert. Denn
     nichts an diesen Skulpturen blieb bedeutungslos: ihre Haltung, die Gestik ihrer Arme und die Attribute des Häuptlings.
    Im südlichen Frankreich schuf man Plastiken, die wahrscheinlich auch Mitglieder derAristokratie oder götterähnlicheVorfahren
     darstellten – dort jedoch in würdevoller Sitzpose, die heute zwar unvermittelt an den Buddhasitz erinnert, aber ihr Vorbild
     in den üblichen keltischen Sitzgewohnheiten hatte.
    Doch die Kelten kannten nicht nur menschenähnliche Skulpturen als Steinplastiken. Sie stellten auch Pfeiler auf, die ursprünglich
     über 2 Meter emporragten. Am besten erhalten hat sich der Fund aus Pfalzfeld im Hunsrück, der um 400 vor Chr. hergestellt
     wurde. Er belegt einmal mehr die Bedeutung der so genannten Blattkrone, die er mitsamt Köpfen mehrmals wiedergibt.
    Wie schon angesprochen, ist die Bedeutung dieser keltischen Steinkunst im Einzelnen ungewiss. Sicherlich diente sie religiösen
     und damit verbundenen politischen Zwecken, die in erster Linie dieVerherrlichung der herrschenden Fürstendynastien zum Ziel
     hatten.
    |46| Die Zeit der großen Wanderungen
    Die Welt der unzähligen keltischen Stämme war stets dem Wandel unterworfen, der sich manchmal in einem langsamen Rhythmus
     vollzog und manchmal rasant hereinbrach. Um 400 vor Chr. sollten die südlichen Nachbarn jenseits der Alpen solch einen stürmischen
     Wandel zu spüren bekommen und von Keltenscharen regelrecht überrollt werden. Seit Jahrhunderten prägten friedliche Beziehungen
     das Verhältnis zwischen Nord und Süd. Beide Seiten nutzten diese zum jeweiligen Vorteil, wie auf keltischer Seite die Herren
     von Hallstatt, der Fürst von Hochdorf, die Heuneburger und die mittelrheinischen Adligen bewiesen. Für die griechischen und
     etruskischen Händler und Botschafter waren die Kelten zwar Barbaren, gleichwohl ließen sich gute Geschäfte mit den kuriosen
     Halbwilden machen. Diese wiederum setzten den Süden mit Reichtum und üppigem Luxus gleich. Manchen lernbegierigen Kelten zog
     es nach Massalia oder in die oberitalienischen Etruskerstädte. Dort verdingte er sich als geschickter Arbeiter und kehrte
     mit reichen Schätzen in seine Heimat zurück. Schließlich verstanden keltische Schmiede ihr Handwerk so gut, dass sie gefragte
     Spezialisten am Mittelmeer wurden. Ebenso begehrt waren keltische Söldner, die als Gefolgschaftskrieger ihrer Herren den Waffendienst
     kompetent und beherzt versahen. Ihre Auftraggeber setzten sie in vielen Händeln südlich der Alpen ein. Die Grenzen zwischen
     Barbaren und Zivilisierten waren fließend geworden.
    In dieser Situation wählten sich unruhige Stämme und ihre Krieger den lockenden Süden als Ziel: das Land der Städte und Steinhäuser,
     das schon vielen Männern

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