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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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ihren Beute- und Eroberungszügen über die Apenninen auf das Einflussgebiet Roms
     stoßen, das zu jenem Zeitpunkt noch weit von der universalen Größe des Imperium Romanum entfernt war. Die Adelsgeschlechter
     und das einfache Volk der Plebejer hatten sich vor mehr als 100 Jahren von ihren etruskischen Königen befreit und eine Republik
     gegründet. Deren Territorium erstreckte sich nach heftigen Kämpfen mit den Etruskern und anderen Nachbarvölkern über die mittelitalienische
     Kernlandschaft Latiums. Rom, die Stadt zwischen den sieben Hügeln und dem Tiber, war eine aufstrebende Macht, aber noch keine
     Großmacht. Gleichwohl empfand sich die Republik als italienische Ordnungsmacht mit ausgreifenden Interessen.
    Den vorrückenden Galliern, wie die Kelten von den römischen Autoren genannt wurden, war Rom kaum ein Begriff. Man kannte seit
     langem die reichen Griechen aus Massalia, die Etrusker mit ihren Luxuswaren, allenfalls noch kleinere Völker am Alpenrand.
     Zwischen Römern und Galliern hatte es bisher kaum Kontakte gegeben. Um das Jahr 390 vor Chr. sollten sie jedoch umso intensiver
     werden.
    Nach dem Historiker Livius bestimmte anfangs ein eher diplomatischer Ton das erste Aufeinandertreffen beider Parteien. Die
     Bewohner der Stadt Clusium weit oben im Etruskerland hatten Rom gegen die anrückenden Gallier um Hilfe gebeten. Der Senat
     als höchstes Gremium der Republik schickte ihnen lediglich drei Gesandte, die mit den Barbaren verhandeln sollten. Aus deren
     Versammlung erhielten sie folgende Antwort: Sie selber kannten die Römer nicht, vermuteten in ihnen allerdings tapfere Männer;
     schließlich hätte sich Clusium an sie gewandt. Man sei durchaus an einer friedlichen Lösung interessiert. Die Clusiner hätten
     soviel Land, dass sie gar nicht alles bestellen könnten. Dies sollten sie den landlosen Galliern überlassen. Andernfalls seien
     sie zum Kampf bereit. Die römischen Gesandten wünschten, die Rechtsgrundlage dieses Begehrens zu erfahren, aber die Einwanderer
     aus dem Norden hatten mit dem römischen Recht nichts im Sinn: »Sie trügen ihr Recht in den Waffen und tapferen Männern gehöre
     alles.«
    |51| Daraufhin griffen Gallier und Clusiner zu den Waffen. Auch die drei Unterhändler Roms taten dies, obwohl sie dadurch selbst
     gegen das Völkerrecht verstießen. Einer von ihnen preschte mit seinem Pferd vorwärts und durchbohrte einen gallischen Anführer
     mit seiner Lanze. Ein Schrei der Empörung erklang aus den Reihen der Barbaren, die durchaus Vorstellungen vom richtigen Verhalten
     eines Friedensgesandten hatten. Wer waren diese Römer, dass sie sich nicht an die Regeln der Verhandlungen und der Schlacht
     hielten! Die kampfwütigen Krieger wollten am liebsten sofort gegen die Stadt Rom marschieren. Die Älteren setzten sich jedoch
     durch: Sie schickten Gesandte zum Senat, die über das Verhalten der römischen Unterhändler Beschwerde führen sollten.
    Der Senat hörte die Gallier an und gab ihnen grundsätzlich Recht. Demzufolge hätte er die Rechtsbrüchigen ausliefern müssen,
     wovor er allerdings zurückschreckte. Sie stammten schließlich aus höchsten römischen Adelsfamilien. So überließ der Senat
     die Entscheidung dem römischen Volk. Macht und Einfluss der betroffenen Familien sorgten dafür, dass die drei Männer nicht
     verurteilt, sondern im Gegenteil anscheinend als Helden gefeiert wurden. Man wählte sie zu neuen Militärtribunen mit außerordentlichen
     Vollmachten. Dies mussten die Gallier als Affront verstehen, und so nahm – aus der Sicht des Historikers Livius – das Unheil
     seinen Lauf.
    Die neuen Männer an der Spitze der Republik nahmen die Gefahr recht gelassen und bereiteten die Gesellschaft nicht sonderlich
     auf die barbarischen Horden vor. Diese stürmten jedoch in Eilmärschen nach Rom: »Als bei dem Lärm ihres hastigen Durchmarsches
     die Städte erschreckt zu den Waffen eilten und es zur Flucht der Landbevölkerung kam, gaben sie überall, wo sie einherzogen,
     mit lautem Geschrei zu verstehen, sie zögen nach Rom, ein Heereszug, der sich mit Pferden und Männern in die Länge und Breite
     ergoss und einen ungeheuren Raum einnahm … Am meisten Schrecken löste in Rom die Schnelligkeit der Feinde aus; denn obwohl
     das Heer, als wäre es bei einem Überraschungsangriff überstürzt aufgestellt, in aller Eile ausrückte, stieß man bereits am
     11. Meilenstein aufeinander, da, wo die Allia aus den Crustuminer Bergen in einem sehr

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