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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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kleinen Wohnhäusern und Ställen
     bestimmten vor allem Speicher und bis zu 50 Meter lange Magazine das Bild. Daneben gab es separate Heiligtümer mit Opferplätzen
     und größere Gebäude, die den adligen Herrschern mit ihren Kriegern und für Versammlungen vorbehalten waren.
    Ein geschützter Hafen stellte Manchings Verbindung zur Donau her, außerdem liefen aus vielen Richtungen Wege und Straßen auf
     die Stadttore zu. Auf dem Fluss und den Landwegen transportierten die Kaufleute |65| per Schiff und Fuhrwerk Waren aus aller Herren Länder in die Stadt, die ein Umschlagplatz und das wichtigste Handelszentrum
     weit und breit war. Doch Manching bot auch vielen Handwerkern eine profitable Heimstatt: Die keltischen Eisenschmiede stellten
     außer ihren berühmten Schwertern Produkte für den alltäglichen Gebrauch her – Scheren, Kesselhaken, Hacken und anderes. Bronzegießer
     und -schmiede produzierten Schmuck, Reitzeug, Kessel und filigranen Zierrat. Weiterhin fertigte man Tuche, Glasschmuck, Räder,
     Holzarbeiten und vieles mehr. Vieles davon verkaufte man in den Süden, für zahlreiche Waren traten die Manchinger als Zwischenhändler
     auf.
    Ihre Stadt war mit vermutlich mehreren tausend Einwohnern gegen Ende des 2. Jahrhunderts vor Chr. eine Drehscheibe der keltischen
     Welt. Das Gebiet unabhängiger Keltenstämme reichte damals von den Pyrenäen bis ins Hessische Bergland und von den Britischen
     Inseln bis auf den nördlichen Balkan. Südlich der Alpen und der unteren Donau hatten Rom und die griechischen Staaten alle
     Stämme unterworfen und deren beutereiche  |66| Kriegszüge beendet. Im nördlichen Europa entwickelte sich eine neue keltische Kultur, deren herausragende Kennzeichen städtische
     Siedlungen wie die von Manching waren. Nach einem von Caesar verwendeten Begriff nennt man solch eine Keltenstadt
Oppidum
; diese Handelszentren prägten die letzten beiden Jahrhunderte vor Chr. als spätkeltische Oppida-Kultur.
    Die Oppida gelten als der Höhepunkt keltischer Geschichte. Zu den größten ihrer Art gehörten neben Manching jene von Závist
     in Tschechien und auf dem Mont Beuvray nahe dem französischen Autun. In Deutschland zählten dazu Dünsberg, Amöneburg und Glauberg
     in Hessen, der Donnersberg in der Pfalz, der Martberg oberhalb der unteren Mosel sowie das Oppidum Tarodunum im Zartener Becken
     unweit Freiburgs. Insgesamt gab es Hunderte größere und kleinere Oppida. Die meisten waren im Unterschied zu Manching auf
     Bergplateaus angelegt, dort thronten sie über der Umgebung wie Jahrhunderte früher die Fürstensitze.
    Die neuen Zentren der Keltenstämme waren jedoch nicht mehr einer kleinen Herrscherschicht vorbehalten. Insbesondere Handwerker
     und Händler kamen in den Oppida zusammen und verschafften deren Herren Reichtum und Wohlstand. Die Macht der Städte zeigte
     sich nicht nur an ihrer Ausdehnung und den mächtigen Befestigungen, sondern auch an der Einführung griechischer und römischer
     Bräuche. So prägten die Kelten nach südlichem Vorbild Münzen in Kupfer, Silber und Gold und zierten sie mit Bildern ihrer
     Stammeshäuptlinge und von Tieren. Funde von Geldbörsen mit derartigen Münzen belegen, wie weit das Geldwesen unter den Kelten
     schon verbreitet war. Auch die Schrift in Form des griechischen und lateinischen Alphabets wurde übernommen und mutmaßlich
     bei Geschäftsabschlüssen verwendet.
    Dies alles waren Anzeichen für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel, der sich unter den Stämmen im Europa nördlich
     der Alpen vollzog. Die Ursache dafür lag unter anderem in den Keltenwanderungen nach Italien und Griechenland, deren Teilnehmer
     den Kontakt in die alte Heimat selten abbrechen ließen. Mit den römischen Siegen und der Entstehung der Großmacht Rom kam
     es teilweise zu Rückwanderungen. Außerdem verloren viele Krieger, die sich am Mittelmeer als Söldner verdingt hatten, ihre
     Arbeit, denn an die Stelle vieler kleiner, sich untereinander bekämpfender Staaten war Rom getreten. Die Heimkehrer brachten
     Unruhe in die traditionelle Stammeswelt; ihre selbstbewussten Anführer behaupteten sich zusehends gegen den alten Adel und
     vertrieben ihn das eine oder andere Mal von der Macht. Die Menschen, welche die Städte Italiens aus nächster Nähe kennen gelernt
     hatten, brachten ihr Wissen mit in den Norden. Sie hatten die Vorteile solcher Zentren selbst genossen und führten sie nun
     in ihren Stämmen ein.
    |67| So veränderten sich weite

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