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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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weiß er nur zu berichten, dass sich dessen Bewohner der Insel
     selbst entsprossen glaubten. An der Küste lebten dagegen Stämme der Belger, die in jüngster Vergangenheit herübergekommen
     seien, um Krieg zu führen und Beute zu machen. Sie trügen fast alle noch die Stammesnamen, die auch aus dem Nordosten Galliens
     bekannt seien. Nach ihren Kriegszügen seien sie im Land geblieben und hätten begonnen, es zu bebauen und Vieh zu halten. Als
     Währung benutzten sie Kupfer- und Goldmünzen oder Eisenbarren, die ein bestimmtes Gewicht hätten. Caesar fällt auf, dass sie
     es als Frevel ansehen, Hasen, Hühner oder Gänse zu verzehren; deswegen hielten sie diese Tiere nur zum Vergnügen. Überhaupt
     seien die bei weitem zivilisiertesten Britannier die Einwohner Kents, deren Bräuche sich kaum von den gallischen unterschieden.
    Über andere Kelten der Britischen Inseln weiß Caesar dagegen ganz |123| Ungewöhnliches und für ihn Exotisches zu berichten: »Die Bewohner des Innern bauen kein Getreide an, sondern leben von Milch
     und Fleisch und tragen als Bekleidung Felle. Alle Britannier aber reiben sich mit Waid ein, einem Färbemittel, das eine Blaufärbung
     bewirkt, wodurch sie im Kampf noch schrecklicher aussehen. Sie lassen ihre Haare lang wachsen, sind aber bis auf den Kopf
     und die Oberlippe am ganzen Körper glatt rasiert. Sie haben je zehn oder auch zwölf Frauen gemeinsam, vor allem unter Brüdern,
     aber auch unter Vätern und Söhnen. Wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, gilt dieses als das Kind desjenigen, dem die Mutter
     als Jungfrau zugeführt wurde.«
    Spätere Geschichtsschreiber wie Tacitus vermitteln gleichfalls das Bild einer unübersichtlichen und barbarischen Welt, in
     der die Fremden selten zu unterscheiden vermochten, welche Stämme seit uralten Zeiten hier lebten und welche erst später eingewandert
     waren. Zu den Britanniern gehörten die Kaledonier in Schottland, deren gewaltige Glieder und rötliches Haar an Germanen erinnerten,
     während die walisischen Siluren dunkle Gesichter und krauses Haar wie die Spanier hatten. Einig war man sich stets darin,
     dass sie alle erheblich mehr Wildheit als die Gallier aufwiesen. Zum Glück Roms seien sie genauso zerstritten wie jene und
     würden »unter der Führung ihrer Häuptlinge von Parteikämpfen und Eifersüchteleien hin und her gerissen.« Darum kämpften die
     Stämme zumeist einzeln und würden »allesamt besiegt«.
    Caesar in Britannien
    Die engen Beziehungen zwischen britannischen und gallischen Keltenstämmen boten Caesar den triftigen Grund, um im Jahr 55
     vor Chr. den Feldzügen in Gallien vorübergehend den Rücken zu kehren und eine militärische Expedition ins wilde Britannien
     zu wagen – denn von dort unterstützten angeblich Hilfstruppen die aufständischen Gallier. Dem müsse Einhalt geboten werden,
     auch wenn man nur sehr geringe Informationen über die Gallien gegenüberliegenden Küstengebiete habe. Daraufhin versammelte
     er die Flotte, die erfolgreich gegen die Veneter gekämpft hatte und schließlich knapp hundert Lastschiffe sowie zusätzliche
     Kriegsschiffe umfasste. Auf ihnen setzten zwei römische Legionen etwa auf der Höhe von Dover über. Ihren Feldherrn begleiteten
     Gesandte von britannischen Stämmen, die deren Unterwerfung angeboten hatten – zumindest in Caesars Interpretation. Einige
     Stämme hatten wahrscheinlich ihre guten gallischen Informationsquellen genutzt, um einen potenziellen mächtigen Verbündeten
     in den innerbritannischen Stammeskämpfen zu gewinnen.
    |124| An den Steilküsten Ostkents mussten die Römer allerdings feststellen, dass sie nicht willkommen waren; denn auf den Anhöhen
     hatten sich offensichtlich feindlich gesinnte Truppen aufgestellt, die den Strand mit Wurfgeschossen bombardierten. Sie verhinderten
     mit ihren Reitern und schnellen zweirädrigen Kriegswagen, dass man die Schiffe verließ: »Sie waren mit der Gegend wohlvertraut,
     befanden sich im Trockenen oder waren nur wenig ins Wasser vorgerückt, sodass sie alle ihre Glieder frei gebrauchen konnten.
     Sie schleuderten kühn ihre Wurfgeschosse und trieben ihre Pferde an, die an diese Kampfesweise gewöhnt waren.« Unter den ersten
     an Land gegangenen Soldaten brach Panik aus – noch eroberten sie keinen Fuß englischen Bodens.
    Caesar bekam also schon während der Landung einen Vorgeschmack auf die eigentümlichen britannischen Verhältnisse. Doch er
     wusste diese Situation zu meistern, indem er die

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