Die Welt der Kelten
kürzester Frist bändigen und schwenken lassen können. Ja, sie laufen
sogar über die Deichsel und stellen sich auf das Joch der Pferde, um sich von dort wiederum in größter Geschwindigkeit auf
die Wagen zurückzuziehen.«
Nach Caesar kam noch hinzu, dass die Feinde nie in dicht geschlossenen Reihen, sondern in großem Abstand voneinander kämpften
und überall kleinere Einheiten aufstellten, die die Kämpfenden wieder aufnahmen, um die ermüdeten durch unverbrauchte neue
Krieger zu ersetzen. Diese für sie |126| völlig ungewohnte Kampfweise verwirrte die römischen Soldaten sehr. Nur mit Mühe gelang es Caesar, sie ohne größere Verluste
ins Lager zurückzuführen. Denn eine offene Schlacht schien ihm unter diesen Umständen zu gefährlich. Daraufhin zogen sich
auch die Britannier zurück, hatten sie doch ihr Ziel erreicht und die Legionäre vollständig verunsichert. In den nächsten
Tagen tobten heftige Herbststürme, was weitere Kämpfe zunächst verhinderte.
Inzwischen versammelten sich immer mehr britannische Krieger in der Nähe des Römerlagers. Die Aussicht auf reiche Beute hatte
selbst entfernter siedelnde Stämme dazu veranlasst, sich auf den weiten Weg zu machen und alte Streitigkeiten untereinander
ruhen zu lassen. Schließlich rückten sie in großen Scharen mit Reitern, Streitwagen und Fußkämpfern vor und forderten Caesar
zum Kampf heraus.
Dieser nahm die Herausforderung an und stellte seine Legionen zur Schlacht auf. Über den Verlauf der ausbrechenden Kämpfe
schweigt sich Caesar im
Bellum Gallicum
aus. Er gesteht jedoch ein, dass man den Feind nicht entscheidend schlagen konnte. Denn die Britannier zogen sich nach Verlusten
und bei großer Bedrängnis schnell zurück und wichen den Legionären aus. Da keine Seite den Sieg erringen konnte, kam es erneut
zu Verhandlungen. In ihnen erklärten sich die Kelten zur Stellung von Geiseln bereit, die sie später aufs Festland schicken
wollten. Aber Caesar hatte es mit dem voranschreitenden Jahr eilig, nach Gallien zurückzukehren.
Die zweite Britannien-Expedition – Caesar contra Cassivellaunus
Der römische Statthalter Südfrankreichs, dessen Ambitionen mittlerweile bis nach England reichten, musste mit seinem Zug gegen
die Britannier völlig unzufrieden sein. Denn außer einigen Geiseln – wenn er sie überhaupt empfing – hatte er nichts erreicht;
nicht einmal eine kleine Besatzungstruppe konnte er auf der Insel zurücklassen. Deshalb trieb ihn wohl mehr der Ehrgeiz als
eine sachliche Notwendigkeit, im folgenden Jahr eine zweite Militärexpedition nach Britannien zu unternehmen. Dieses Mal wollte
er den großen und alles entscheidenden Schlag gegen die Kelten auf der Insel führen: In der Gegend um Calais stach eine Flotte
von angeblich 800 Schiffen in See, unter denen allerdings nur wenige Kriegsschiffe waren. Caesars fünf Legionen und 2 000
Reitern hatten sich nämlich unzählige Händler und Privatleute angeschlossen, die auf gute Geschäfte in einem eroberten und
von Rom kontrollierten Land hofften.
Doch so weit kam es vorerst nicht, weil dieses Mal die Britannier jede |127| Schlacht vermieden und sich sogar außer Sichtweite hielten. Wenn die römischen Soldaten am Strand martialische Kelten erwartet
hatten, wurden sie also enttäuscht. Also sah sich Caesar gezwungen, weiter ins Landesinnere vorzustoßen. Die Probleme des
Vorjahres wiederholten sich: Der Feind verschanzte sich in den Wäldern, und wenn es zum Kampf kam, gerieten die römischen
Soldaten wegen der geschilderten Kampfweise der Britannier in Schwierigkeiten; außerdem beschädigte aufs Neue ein Sturm die
meisten Schiffe der Flotte.
Der Vormarsch der Römer provozierte zudem bisher unbekannte Feinde zum Kampf. An ihrer Spitze tat sich ein Häuptling namens
Cassivellaunus hervor, der den nördlich der Themse siedelnden Stamm der Catuvellauner beherrschte. Ihm gelang es, von vielen
Stämmen als Oberbefehlshaber eines vereinigten britannischen Heeres anerkannt zu werden. Caesar wollte gegen diesen offensichtlichen
Hauptgegner die Initiative ergreifen und beschloss, ihn in dessen eigenem Gebiet anzugreifen. Dazu musste er jedoch seine
Soldaten über die Themse führen, die in der Nähe nur an einer Stelle durchquert werden konnte. Dort warteten am anderen Ufer
die britannischen Truppen, die Ufer und Flussbett mit spitzen Pfählen fast unpassierbar gemacht hatten. Mühsam kämpften sich
Caesars Reiter und
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