Die Welt der Kelten
erbitterten Feindin des irischen Helden CúChulainn wird.
|115| Die Gottheiten der Wälder, Berge und Quellen
Der römische Staat verlangte von seinen Untertanen die Verehrung des Kaisers und Opfer für die offiziellen Staatsgötter wie
Jupiter, von deren Wohlwollen das Gemeinwesen abhängig war. Welche Gottheiten die Gallier außerdem privat anriefen, blieb
jedem Einzelnen überlassen, insofern er die Autorität Roms anerkannte. Diese religionspolitische Toleranz endete bei den Druiden,
die Kaiser Claudius im Jahr 54 nach Chr. verbot. Inwieweit diese einstmals mächtige Priesterkaste im Geheimen fortbestand,
ist ungewiss. Vornehme Gallier zählten deren Angehörige durchaus mit Stolz zu ihren Ahnen, aber politischen Einfluss übten
sie im römischen Gallien augenscheinlich nicht mehr aus.
|116| Ansonsten vermischten sich neue römische mit alten keltischen Vorstellungen und es entstand eine ganz typische gallo-römische
Religion, die in der Götterverehrung, an heiligen Plätzen und in Kultbauten ihren Ausdruck fand. Zwar ordneten die Römer die
Aufgabe der auf den Höhen gelegenen Oppida an und gründeten in den Tälern und Ebenen Städte, die verkehrsgünstiger lagen.
Doch auf den Bergen blieben oftmals die keltischen Kultplätze zurück, deren Mächte weiterhin von den Gläubigen angerufen wurden.
Ein prägnantes Beispiel dafür stellt der Martberg oberhalb der Untermosel dar, der ein altes Zentrum der Treverer war und
in römischer Zeit zu Ostgallien gehörte. Dieser Stamm hatte einst auf dem lang gestreckten Plateau, das fast durchgehend in
Steilhängen abfällt, eine große Siedlung angelegt; ein Oppidum, das von mächtigen Befestigungsmauern geschützt wurde. Nach
Caesars Eroberung entwickelte sich aus diesem politischen Mittelpunkt ein großes Areal mit mehreren gallo-römischen Umgangstempeln
und vielen anderen Gebäuden. Sie alle wurden nach römischer Sitte aus Stein errichtet. Dort hinauf zog es über mehrere Jahrhunderte
die gallischen Gläubigen, um Lenus-Mars Opfer darzubringen, dem traditionellen |117| Stammesgott der Treverer. Zudem galt er als Gottheit mit heilenden Kräften, von der man sich Gesundung von diversen Krankheiten
versprach. Darum verband man auf dem Martberg den religiösen Kult mit der medizinischen Betreuung. Tier- oder Menschenopfer
waren von den Römern verboten worden. Die pilgernden Männer und Frauen gaben keltische und römische Münzen aus Bronze und
Silber, kleine Tonväschen, Statuetten oder kleine Räder, die schon die freien Gallier als Götterattribute benutzten. Der viel
besuchte Tempelbezirk auf der Moselhöhe fand erst um 400 ein Ende, als die Bewohner die heidnische Verehrung aufgaben und
die im Tal entstehenden christlichen Kirchen besuchten.
Gerade im ostgallischen Gebiet der Treverer und Mediomatriker, deren Hauptstädte Trier und Metz waren, pflegte man die alten
heiligen Kultplätze. Häufig lagen sie in den weiten Wäldern des Mittelgebirges, von den Vogesen über den Hunsrück bis zu Eifel
und Ardennen. Keltische Naturkulte verbanden sich mit römischen Steinbauten, Stelen und aus hohen Schieferfelsen herausgehauenen
Reliefbildern. Noch heute finden sich in Eichenwäldern Reste von Weihedenkmälern, von denen ein eigentümlicher Zauber ausgeht.
Die Treverer errichteten sie etwa für Diana, die römische |118| Göttin der Jagd und des Wildes, die man mit der keltischen Arduinna gleichsetzte, der Gottheit des Gebirges gleichen Namens,
das sich heute über Ardennen und Eifel erstreckt.
Überhaupt verschmolzen die Gallo-Römer bevorzugt einheimische mit fremden Göttern. Anfangs nannte man noch die alten Gottheiten
mit ihrem Namen. Dies belegt ein monumentaler Stein, den die Schiffer von Paris während der Regierungszeit des Kaisers Tiberius
(14 – 37 nach Chr.) dem höchsten Gott Jupiter errichteten. Gleichzeitig stellt das Denkmal jedoch auch gallische Götter dar
und bezeichnet sie in lateinischen Inschriften unter anderem als Esus und Cernunnos. Später verehrte man Götter mit keltisch-römischen
Doppelnamen, wie den des treverischen Lenus-Mars oder des Apollo-Grannus, der auch als Heilgott galt. Weiterhin gab es Vorstellungen
von Paaren, die aus einem römischen Gott und einer gallischen Göttin bestanden. Im Saarland blieben zum Beispiel die Reste
eines Felsbildes erhalten, das ursprünglich die keltische Nantosuelta mit Sucellus verband, der mit dem römischen Waldgott
Silvanus
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