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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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Ein zweites römisches Heer gab die Stadt Londinium auf, die durch die Zahl ihrer Händler und Handwerker von großer Bedeutung
     war. Man entschied sich, mit den Waffenfähigen gegen die Feinde zu ziehen, während diese schon mehrere Orte mit reichen Versorgungslagern
     ausgeplündert hatten. Tacitus nennt 70 000 Römer und Bundesgenossen, die dabei umgekommen seien: »Denn die Britannier machten
     oder verkauften keine Gefangenen noch trieben sie sonst einen im Krieg üblichen Handel wie Austausch oder Lösegeld, vielmehr
     mordeten und hängten, verbrannten und kreuzigten sie in aller Eile, gleich als wüssten sie, dass sie die Todesstrafe zur Vergeltung
     erleiden würden, jedoch erst nach inzwischen vorweg geübter Rache.«
    Inzwischen hatte der Statthalter Suetonius Paulinus 10 000 Bewaffnete versammelt, mit denen er dem Feind entgegentreten wollte.
     Die Legionäre stellte er in dichten Schlachtreihen auf, die leicht Bewaffneten folgten auf beiden Seiten, ganz außen die Reiter.
     Die Truppen der Britannier – angeblich 120 000 Mann – schwärmten dagegen in Haufen und Gruppen umher, |133| angefeuert von ihren Frauen, die von Wagen aus dem Geschehen zuschauten. Boudicca hatte ihre Töchter bei sich auf dem Wagen
     und fuhr zu jedem Stamm, dessen Krieger sie ansprach und anfeuerte. Sie galt als britannische Oberbefehlshaberin und stimmte
     die Krieger auf die Schlacht ein. Der Historiker Cassius Dio beschreibt diese Situation eindringlich und glaubwürdig, auch
     wenn er manches kräftig ausgemalt haben mag. Nach seinem Bericht stieg die Königin auf ein Tribunal, das aus Erde aufgeschüttet
     war. Sie selbst war hoch gewachsen und in ihrer Erscheinung Furcht erregend. Ihre Augen blitzten, und sie besaß eine raue
     Stimme. Dichtes, hellblondes Haar fiel ihr bis zu den Hüften herab, um den Nacken trug sie eine große goldene Kette. Ihr Gewand
     war bunt und wurde teils von einem dicken, durch eine Nadel zusammengehaltenen Mantel bedeckt.
    Mit einer Lanze in der Hand appellierte sie an ihre Krieger: Sie verwies auf den Unterschied zwischen Freiheit und Sklaverei.
     Besser sei es allemal, arm in der britannischen Freiheit als wohlhabend in der römischen Sklaverei zu leben. Aber die Britannier
     seien ja selber schuld, indem sie den Römern nicht die Eroberung der Insel verwehrt hätten. Nun könnten sich die Krieger als
     geeinte Britannier erweisen, die den Römern in Helmen, Brustpanzern und Beinschienen allein durch ihre Tapferkeit überlegen |134| seien. »Nachdem Boudicca so gesprochen hatte, bediente sie sich einer Art Zukunftsdeutung und ließ aus dem Bausch ihres Gewands
     einen Hasen entwischen. Der rannte nun auf die Seite, die sie für die günstige hielten, worauf die Masse in Jubelrufe ausbrach.
     Boudicca hob nun ihre Hand zum Himmel und rief die Göttin Andraste an.«
    Die keltische Göttin war den Britanniern offenbar nicht hold, denn am Ende der Schlacht hatten die meisten den Tod gefunden.
     Genaue Schilderungen des Kampfgeschehens sind nicht überliefert; jedenfalls konnten die Kelten nicht ihre gewohnte Taktik
     des Überraschungsangriffs und eines schnellen Rückzugs anwenden. Die Legionäre warfen zuerst ihre Speere auf die feindlichen
     Reihen, dann rückten sie in Keilform mit Schwert und Schild vorwärts. Die Reiter brachen mit ihren eingelegten Lanzen jeden
     Widerstand. Weder die britannischen Krieger noch ihre Frauen wurden bei dem folgenden Massaker geschont. Schließlich sollen
     80 000 tote Britannier das Schlachtfeld bedeckt haben, während nur 400 Legionäre fielen. Über das Schicksal Boudiccas berichten
     die römischen Geschichtsschreiber Unterschiedliches: Entweder bereitete sie selbst mit Gift ihrem Leben ein Ende oder sie
     starb geraume Zeit nach der Schlacht an einer Krankheit und wurde von Stammesangehörigen prunkvoll beigesetzt.
    |135| Nach dem großen römischen Sieg wurde der Aufstand endgültig niedergeschlagen; Britannien sollte unterworfen und befriedet
     werden. Darum schickte der Kaiser neue Truppen auf die Insel, die in Winterlagern stationiert wurden und jede Revolte im Keim
     ersticken sollten. Sie verwüsteten die Gebiete aufsässiger Stämme, was dort zu Hungersnöten führte, weil die Felder nicht
     bestellt werden konnten. Rom zeigte brutale Härte angesichts der Gefahr, die für seine Herrschaft in Britannien bestanden
     hatte. Noch heute zeugen ausgegrabene Brand- und Schuttschichten römischer Siedlungen von der Gewalt der großen britannischen
    

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