Die Welt der Kelten
Mönche. Besonders in den Künsten, der Dichtung, der Buchmalerei und dem Kunsthandwerk schöpfte man zudem
aus den keltischen Traditionen, die ihren Ursprung in der La Tène-Zeit hatten.
Die Jahrhunderte nach 800 wurden von Zügen der skandinavischen Wikinger bestimmt, von denen überwiegend Dänen und Norweger
die angelsächsischen Königreiche Englands und die keltischen Stämme angriffen. Um 835 fassten norwegische Krieger an der irischen
Küste Fuß, von wo aus sie Raubzüge zu den reichen Klöstern im Landesinnern unternahmen. Gleichzeitig gründeten sie mehrere
Handelsplätze, aus denen die ersten irischen Städte hervorgingen: Dublin, Cork, Waterford und Wexford. Überall entstanden
Wikingerreiche, die aber zumeist ein buntes Durcheinander von Dänen, Norwegern, Angelsachsen und Kelten bildeten. Koalitionen
während der häufigen Fehden waren nicht an ethnische Zugehörigkeiten gebunden, sondern richteten sich nach den Machtinteressen
der einzelnen Gruppen, Stämme und ihrer Anführer. So kam es auch zu fruchtbaren Verbindungen der Kulturen, etwa zwischen Irisch-Keltischem
und nordgermanischen Einflüssen der Skandinavier.
|145| Nach dem Ende der unruhigen Wikingerzeit entstanden in den keltischen Gebieten Königreiche, die zunehmend Anschluss an den
Kontinent fanden. Sie alle wurden von der wachsenden Macht Englands bedroht und fielen ihr schließlich zum Opfer. Damit endete
die Unabhängigkeit der letzten Keltenreiche. Das Keltische fand sich seitdem mit seinen Besonderheiten in vielen Elementen
der Kultur und Kunst wieder. Ein ausgeprägtes keltisches Selbstbewusstsein sollte jedoch erst viele Jahrhunderte später neu
entstehen.
|146| 6. König Arthur – Die berühmteste keltische Sage und ihre Geheimnisse
Sir Thomas Malory und Arthurs Tod
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts lag das dunkle Zeitalter der englischen Geschichte fast ein Jahrtausend zurück, und die frühgeschichtliche
Kultur der Kelten war längst vergessen. Das Königreich England hatte in seiner jüngsten Vergangenheit eine schattenreiche
Historie blutiger Bürgerkriege und eines mehr als 100 Jahre währenden Krieges mit Frankreich hinter sich gebracht. Die Menschen
waren froh über jedes Jahr im Frieden, in dem sie ungestört das Land bebauen, ihrem Handwerk nachgehen und Handel treiben
konnten. Die Zeit vertrieb man sich an den adligen Höfen, in reichen Bürgerhäusern und auf den armseligen Bauernkaten gern
mit dem Erzählen von Geschichten. Da die wenigsten lesen konnten, ließ sich, wer Geld hatte, etwas vorlesen oder kunstvoll
vortragen. Arm und Reich schätzten gleichermaßen Abenteuerhistorien von edlen Rittern, sittsamen Jungfrauen und blutgierigen
Riesen und Drachen. Am liebsten hörten sie von jenem König Arthur (oder Artus, wie ihn die Franzosen nannten), der einstmals
der mächtigste und ruhmvollste Herrscher Englands gewesen sein sollte – in Wahrheit jedoch ein keltischer Sagenheld war.
In dieser Zeit kam William Caxton aus Westminster die Idee, mit dem alten Sagenkönig Arthur etwas völlig Neues zu wagen: Die
Geschichten um ihn und seine Ritter sollten als Buch herauskommen – nicht etwa von einem teuren Schreiber Seite für Seite
zu Papier gebracht, sondern nach der modernsten Technik seiner Zeit gedruckt. Caxton war der Erste in seinem Land, der die
schwarze Kunst des Buchdrucks beherrschte und mit ihr Bücher produzierte. Und mit König Arthur stieß er sowohl beim Adel als
auch unter den wohlhabenden Bürgern auf eine große Nachfrage. Um diese noch zu steigern, sollte sein Buch nicht nur von Arthur
allein oder von einem seiner Ritter erzählen – es musste möglichst viele Geschichten von den Helden der sagenhaften Tafelrunde
enthalten. Der umtriebige Buchdrucker stieß auf das richtige Werk im literarischen Nachlass von Sir Thomas Malory, einem 1471
gestorbenen englischen Adligen. Caxton arbeitete dessen zahlreiche beschriebene Blätter durch, teilte das Werk übersichtlich
in 21 Bücher mit Kapiteln ein und gab es 1485 unter dem Titel |147|
Le Morte Darthur
(
Der Tod Arthurs
) heraus. Damit erhielt er der Nachwelt ein Werk, das am Ende des Mittelalters fast den gesamten Stoff der Dichtungen um König
Arthur sammelte und zusammenfasste. Wer immer sich im 20. Jahrhundert in Buch, Film oder Musical mit jener Sagenwelt beschäftigte,
der griff auf
Le Morte Darthur
zurück.
Die höfisch-tragische Welt von Camelot
Das dickleibige Werk erzählt von
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