Die Welt der Kelten
tödliche Streich fiel, |149| und zornige Worte flogen hinüber und herüber … So kämpften sie den ganzen Tag und hielten nicht inne, bis die meisten edlen
Ritter auf der kalten Erde lagen. Noch weiter ging die Schlacht, bis die Nacht hereinbrach und hunderttausend Tote den Hügel
bedeckten. König Arthur geriet außer sich vor Zorn, dass seine Leute so hingemetzelt wurden und blickte um sich. Da merkte
er, dass von seinem ganzen Heer und allen seinen wackeren Rittern nur noch zwei am Leben waren … Da gewahrte König Arthur,
wie Sir Mordred inmitten eines Haufens toter Männer auf seinem Schwert lehnte … Dann packte der König seine Lanze mit beiden
Händen, sprengte auf Sir Mordred los und rief: Verräter, jetzt hat deine Todesstunde geschlagen! Als Sir Mordred König Arthur
hörte, rannte er ihm mit dem gezückten Schwert entgegen. Mit der Lanze stieß König Arthur Sir Mordred unter dem Schild in
den Leib, dass die Lanze über einen Klafter tief durch ihn hindurchfuhr. Als Sir Mordred spürte, dass er eine tödliche Wunde
empfangen hatte, richtete er sich mit seiner ganzen Kraft auf und hieb mit dem Schwert, das er in beiden Händen hielt, seinem
Vater einen solchen Streich seitlich gegen den Kopf, dass das Schwert Helm und Hirnschale durchschlug. Danach stürzte Sir
Mordred tot zur Erde, und der edle Arthur sank bewusstlos zu Boden.«
Sir Bedivere, sein einziger überlebender Ritter, nahm sich des tödlich verwundeten Königs an und erhielt den Auftrag, dessen
Schwert Excalibur ins Meer zu werfen und ihm zu berichten, was er gesehen habe. Doch mehrmals dauerte es ihn um die kostbare
Waffe und er versteckte sie. Aber Arthur durchschaute ihn und wiederholte seinen Auftrag: »Da ging Sir Bedivere, nahm das
Schwert rasch aus dem Versteck und trat ans Wasser. Dort band er den Gurt um den Griff und warf das Schwert, so weit er nur
konnte ins Meer. Sogleich reckte sich eine Hand aus dem Wasser, griff danach und schüttelte und schwang es dreimal. Dann verschwand
die Hand mit dem Schwert im Wasser.«
Jetzt erst glaubte Arthur seinem Ritter und ließ sich an den Strand tragen. Dort erwartete ihn eine kleine Barke mit »vielen
schönen Frauen«, unter denen drei Königinnen waren. Sie trugen schwarze Kapuzen und klagten um den König. Sir Bedivere legte
Arthur auf die Barke, wo eine Königin seinen Kopf in ihren Schoß nahm. Dem trauernden Ritter sagte Arthur: »Ich will in das
Tal von Avalon gehen, um dort meine schwere Wunde heilen zu lassen. Wenn du nichts mehr von mir hörst, bete für meine Seele.«
Dann entschwand das Schiff in jenes rätselhafte Avalon, und mit ihm der große König in eine unbekannte Welt jenseits des Horizonts.
Aber Sir Thomas Malory erzählte, dass viele Menschen in England glaubten, Arthur sei nicht tot, sondern lebe an einem anderen
Ort, bis er wiederkomme.
In der Literatur des Mittelalters war die Gestalt des sagenhaften Königs |150| seit mehr als 300 Jahren stets wiedergekommen. Da sein Hof als ritterliches Vorbild galt und die Ritter der Tafelrunde Verhaltensmuster
boten, denen man nacheifern oder die man vermeiden sollte, erfreute sich die Arthur- oder Artusdichtung großer Beliebtheit.
Zwischen Sizilien und Island schrieb man unzählige Romane, Versepen, Chroniken und Balladen über den König und seine Helden,
die nicht nur der moralischen Belehrung, sondern auch der spannenden Unterhaltung dienten. Dabei schätzten vor allem die Dichter
in England, Frankreich und Deutschland den Stoff und machten aus dem englischen einen internationalen Heldenkönig. Für sie
stehen stellvertretend die französischen Werke des Chrétien de Troyes sowie die mittelhochdeutschen Versromane
Parzival
Wolframs von Eschenbach und
Tristan und Isolde
Gottfrieds von Straßburg.
Geoffrey von Monmouth und die britischen Könige
Der Begründer der überaus erfolgreichen Artusdichtung hieß Geoffrey und wurde nach seinem Geburtsort im südlichen Wales Geoffrey
von Monmouth genannt. Wenig weiß man von seinem Leben: Geboren um 1100, stammte er aus einer walisischen oder aus einer eingewanderten
bretonischen Familie. Drei Jahrzehnte später tauchte sein Name in Oxford auf, wo er als Geistlicher und Lehrer wirkte. Schließlich
übernahm er einen Bischofssitz in Nordwales. Dort starb er nach wenigen Jahren um 1154.
Der Nachwelt hinterließ er mehrere Werke, die alle auf Lateinisch verfasst worden waren. Als beliebtestes Buch entpuppte sich
schon
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