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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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Nachfolger wurde von den Druiden gewählt, falls mehrere über ein gleich hohes Ansehen
     verfügten. Nicht selten wurde dann – laut Caesar – auch mit Waffen um die |167| leitende Stelle gekämpft. Außerdem tagten die Druiden zu einer bestimmten Zeit des Jahres an einem geweihten Ort im Gebiet
     der Karnuten, den man für das Zentrum ganz Galliens hielt. In diesem heiligen Wald mutmaßlich in der Gegend von Orléans kamen
     von überall her auch alle die zusammen, die einen Streitfall auszutragen hatten, und unterwarfen sich den Urteilen der Druiden.
    Obwohl die keltischen Priester demnach großen Einfluss ausübten, hinterließen sie in Gallien nur zweifelhafte Spuren. Immerhin
     erwähnt Caesar mit dem Haeduerführer Diviciacus den einzigen namentlich verbürgten historischen Druiden. Aber ausgerechnet
     er entpuppte sich entgegen vieler Klischees als enger Verbündeter der Römer und ihres Statthalters Caesar.
    Die Eichen verehrenden Mistelsammler
    Das populärste Druidenbild verfasste der 79 nach Chr. ums Leben gekommene römische Gelehrte Plinius der Ältere. Nach seinen
     Worten halten sie »nichts für heiliger als die Mistel und den Baum, auf dem sie wächst, wenn es eine Steineiche ist. Schon
     um ihrer selbst willen wählen sie Steineichenhaine und sie verrichten keinen Kult ohne deren Laub und daher scheinen sie auch
     nach der griechischen Bezeichnung benannt worden zu sein«– also »Eichenwissende«. »Denn alles, was daraus hervorwächst, halten
     sie für vom Himmel gesandt und für ein Zeichen, dass der Baum vom Gott selbst erwählt sei. Die Mistel ist jedoch ziemlich
     selten zu finden, und wenn sie gefunden wird, so wird sie mit großer Feierlichkeit geerntet, insbesondere am sechsten Tag
     des Mondes – womit bei ihnen die Monate und Jahre beginnen – und nach dem dreißigsten Jahr eines Zeitabschnitts, weil sie
     dann Kräfte im Überfluss hat und nicht nur die Hälfte. Sie nennen sie in ihrer Sprache Allheilmittel. Nach dem Ritus bereiten
     sie unter dem Baum ein Opfer und Opfermahl vor und führen zwei weiße Stiere herbei, deren Hörner bei dieser Gelegenheit das
     erste Mal bekränzt werden. In weißem Kultgewand besteigt der Priester den Baum und schneidet die Mistel mit einer goldenen
     Sichel ab. Man fängt sie in einem weißen Wolltuch auf. Endlich schlachten sie die Opfertiere, wobei sie beten, dass der Gott
     seine Gabe jenen, denen sie zu Teil wird, zum Glück ausschlagen lasse. Sie glauben, dass durch Mistelabsud jegliches unfruchtbare
     Tier fruchtbar werde und dass er ein Gegengift gegen alle Gifte sei.«
    In der Tat weiß man heutzutage von dieser immergrünen Schmarotzerpflanze, dass sie über heilwirkende Eigenschaften verfügt:
     Sie kräftigt das Herz, senkt den Blutdruck und soll sogar bei der Tumorbekämpfung von Nutzen sein. Diese Tatsache wirft ein
     bezeichnendes Licht auf die Kenntnisse |168| der druidischen Mediziner, die als Meister der Naturbeobachtung bekannt waren. Außerdem griffen sie auf alte Überlieferungen
     zurück, nach denen sich die Mistel seit langem eines besonderen Ansehens erfreute. Immerhin wurden die großen Steinskulpturen
     wie die des Grabhügels von Glauberg bereits ein halbes Jahrtausend früher mit Blattkronen geschmückt, deren Vorbild wahrscheinlich
     das Mistelgewächs war. Unbekannt ist, welche Rolle der Pflanze im Weltbild und in der Mythologie der Kelten zukam. Druiden
     und andere Naturkenner waren sicherlich von deren Eigenart beeindruckt, ihre zähen Lebenskräfte aus einem mächtigen Baum zu
     gewinnen. Ihr immergrünes Äußeres dürfte zudem als vitales Symbol während der kalten und dunklen Winterzeit gegolten haben.
    Solch einer Ehrfurcht gebietenden Pflanze durften sich selbst die Druiden nur unter bestimmten Ritualen nähern. Deren Höhepunkt
     bildete die Mistelernte, die vermutlich im Oktober und November durchgeführt wurde und wie oben geschildert mit einem Stieropfer
     verbunden war. Die Szene von den weiß gewandeten Keltenpriestern, die mit goldenen Sicheln die Eichen erklettern, ist das
     bekannteste Bild, das man sich von den Druiden macht. Darin offenbaren sie sich als anscheinend zutiefst mit der Natur und
     ihren Kräften verbunden. Doch dieser Eindruck ist nur ein Aspekt ihres vielfach schillernden Wesens.
    Die Meister des gesprochenen Wortes und zwanzig Jahre Studium
    Wiederum ist es Galliens Eroberer Caesar, der sie auch als Lehrer beschreibt: Die Druiden nähmen in der Regel nicht am Krieg
     teil und

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