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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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mögen sich die göttlichen Wesen und ihre
     Geschichten von den Ursprüngen der Welt eine feste Fixierung verboten haben. Ihre Niederschrift war tabu, damit das Heilige
     nicht seine ihm innewohnende Kraft verlor. Darum behielt auch die Sprache ihre magische Kraft und wurde zum alleinigen Medium
     der Mythen und des Wissens über Kosmos und Welt. Die Druiden sahen sich als die Pfleger und Wächter dieses Wissens, das ihre
     Macht begründete und sicherte.
    »So ist der Tod die Mitte eines langen Lebens«– Druiden und Seelenwanderung
    Nach den Berichten antiker Autoren gehörte zum Wissen der Druiden die Lehre von einer Seelenwanderung und Wiedergeburt, für
     die der Tod nur eine kurze Übergangsstation darstellt. Nach Lucan bleibt der Geist, die  |171| Seele, gleich, um in einer neuen Gestalt Platz zu finden. Danach ist der Tod nicht mehr als »die Mitte eines langen Lebens«.
     Andere Zeugnisse sprechen von dem keltischen Brauch, bei der Verbrennung von Toten Briefe auf den Scheiterhaufen zu werfen,
     die an verstorbene Verwandte gerichtet seien. Dahinter stehe die Annahme, die Toten könnten in einer anderen Welt und als
     Wiedergeborene solche Post empfangen. Diese Verwendung der Schrift scheint demnach erlaubt gewesen zu sein. Wieder andere
     Quellen behaupten, dass man wegen der Unsterblichkeit der Seele die Rückzahlung von Krediten und alle Arten von Geldgeschäften
     auf das nächste Leben verschieben könne. Dagegen betont Caesar den kriegerischen Aspekt dieses Glaubens: »Der Kernpunkt ihrer
     Lehre ist, dass die Seele nach dem Tod nicht untergehe, sondern von einem Körper in den anderen wandere. Da so die Angst vor
     dem Tod bedeutungslos wird, spornt das ihrer Meinung nach die Tapferkeit ganz besonders an.«
    Während so mancher Geschichtsschreiber der Mittelmeerwelt verwundert dergleichen Anekdoten erzählte, schwiegen sich die Druiden
     natürlich darüber aus. Zwar scheinen sie wie alle Kelten an die Unsterblichkeit der Seele geglaubt zu haben, aber die genaueren
     Vorstellungen dieser Lehre sind unbekannt. Schon die Zeitgenossen des Fürsten von Hochdorf, der um 550 vor Chr. starb, bereiteten
     ihrem Herrn die oben beschriebene prächtige Grabkammer, die er offensichtlich als neue Wohnstätte nutzen sollte. Kritische
     Fragen nach dem Nutzen solcher prächtigen Beigaben, wo der Tote doch sowieso in der Welt wiedergeboren würde, dürften zu stark |172| der modernen Logik verpflichtet sein. Die gläubigen Kelten sahen die Grabkammer möglicherweise als luxuriöse Zwischenstation
     an. Andere Bestattungsbräuche wie die Totenverbrennung stehen dagegen auch logischen Erklärungen nicht im Weg und könnten
     sogar von den Druiden gefördert worden sein.
    Anschauliche Darstellungen, wie man sich die Wanderung einer Seele und ihre Wiedergeburt vorgestellt haben könnte, bieten
     erst irische Erzählungen, die mehr als 1000 Jahre nach der Eroberung Galliens entstanden sind. Sie wortwörtlich mit der Lehre
     der Druiden gleichzusetzen wäre vermessen, denn das Christentum und viele Märchenmotive haben im frühen Mittelalter auch in
     irischen Geschichten deutliche Züge hinterlassen. Dennoch vermitteln diese Texte einen fantasiereichen Eindruck ferner Erinnerung,
     woran die Druiden geglaubt haben könnten.
    In der Erzählung von Túan mac Cairill – Túan, dem Sohn Cairills – gibt der Held als »alter ehrwürdiger Gottesmann« seine Lebensgeschichte
     wieder, die sich über viele Jahrhunderte hinzog. Sie handelt von den zahlreichen Einwanderungen, die Irland im Mittelalter
     angedichtet wurden. Eine von ihnen überlebte Túan als Einziger seines Geschlechts. Lange irrte er in dem öden und menschenleeren
     Land umher, von Hügel zu Hügel, von Klippe zu Klippe und stets wachsam vor den Wölfen. Im Lauf der Jahre wurde aus dem Mann
     ein dürrer Greis, dem die Kraft zum Umherziehen fehlte und der sich in der Wildnis auf Felsen und in Höhlen einen Unterschlupf
     suchte.
    |173| Als neue Siedler an der Küste landeten, versteckte er sich aus Furcht vor ihnen. Aber eines Nachts erblickte er im Schlaf
     sich selbst, wie er die Gestalt eines Hirsches annahm. Wieder jung und fröhlich sprach er die Worte: »Ein stolzes Geweih entwächst
     meinem Haupt, mit 60 Sprossen zu meiner Verteidigung, zu grauem Hirschfell wird meine Haut, ich werde stark, bin ungeschwächt
     vom Alter.« Als Hirsch wurde er das Leittier aller Hirschherden Irlands und zog durch das Land. Dann starben die Einwanderer
     aus, Túan

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