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Die Welt des Ursprungs

Die Welt des Ursprungs

Titel: Die Welt des Ursprungs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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aufgefallen war.
    Um den Stamm eines Urwaldriesen, der im Gegensatz zu allen anderen Bäumen fast frei von Schlingpflanzen war, hing der Rest einer Seilschlinge. DeLlugo begutachtete sie von allen Seiten. Es gab keinen Zweifel darüber, daß sie ein Mensch hierher gehängt hatte. Aber im Augenblick konnte DeLlugo weder sagen, wie lange das her war, noch welchem Zweck sie dienen mochte.
    Er wandte sich um. Er war nicht auf geradem Wege hierher vorgedrungen, sondern hatte einen Viertelkreis beschrieben. Von seinen Fahrzeugen sah er nur mehr die Umrisse.
    Er nickte zufrieden und machte sich auf den Rückweg. Er warf den Brenner über den Wagenrand, stieg hinterher und brummte:
    „Fahren Sie weiter! Es war nichts!“
    Etwas früher als üblich machte er Rast, ließ die fünf Wagen in einem zuvor vom Baumwuchs befreiten Kreis zusammenfahren und hieß die Leute Zelte aufbauen.
    Essen wurde ausgeteilt, die Wachen bestimmt, und allmählich begab sich das Lager zur Ruhe. DeLlugo besaß eines der kleineren Zelte für sich allein, während die Mannschaften zu zwanzig in großen, sturmsicheren Rundzelten zusammen hausten.
    DeLlugo wartete ungeduldig, bis das Lager ruhig wurde. Er bewaffnete sich mit einem kleinen Handscheinwerfer, einem Brenner und einer handlichen Maschinenwaffe.
    Eine Stunde vor Mitternacht brach er auf. Er hatte rechtzeitig dafür gesorgt, daß sein Zelt am Rande des Lagers stand. Obwohl es ihm keine Schwierigkeit gemacht hätte, das Lager unter den Augen der Posten mit irgendeinem Vorwand zu verlassen, zog er es dennoch vor, unbemerkt zu bleiben. Er kauerte sich auf den schwarzen, verbrannten Waldboden und wartete, bis der Posten dieses Abschnitts an ihm vorüber war.
    Dann rannte er los und drang in die Schneise ein, die die Fahrzeuge auf der Anfahrt hinterlassen hatten.
    In sicherer Entfernung vom Lager schaltete er den Scheinwerfer ein. Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten, die Stelle wiederzufinden, an der er vor fünf Stunden seitwärts in den Wald eingedrungen war.
    Sekunden später stand er zum zweitenmal vor dem mächtigen Baum mit der zerrissenen Seilschlinge. Diesmal nahm er sich Zeit, sie genau zu untersuchen, um sich darüber klarzuwerden, welchem Zweck sie gedient hatte.
    Er fügte die beiden zerrissenen Enden zusammen und schätzte, welchen Umfang die Schlinge gehabt haben mochte. Aber auch das führte ihn nicht weiter. Im un-zerstörten Zustand mochte das Seilstück einen etwas größeren Umfang gehabt haben als der Baumstamm.
    DeLlugo war kurz vor dem Resignieren, als er wie durch Zufall an dem Baum hinaufschaute. Im weißen Kegel des Scheinwerferlichtes erkannte er die Schabspuren auf der Rinde, und im gleichen Augenblick war ihm auch die Bedeutung der Seilschlinge klar.
    Jemand hatte das Seil dazu benutzt, um an dem Baum hinaufzuklettern, und nach den Schabspuren zu urteilen, mußte er dies oft getan haben; er hatte sich mit dem Rücken in die Schlinge gelegt und mit den Füßen den Stamm hinaufgeschoben.
    DeLlugo knüpfte die Schlinge zusammen und versuchte, den Wipfel des Baumes auf die gleiche Art zu erreichen. Mangelndes Training in dieser Art der Fortbewegung machte seinen Aufstieg mehr als beschwerlich. Fluchend und schwitzend erreichte DeLlugo schließlich eine Gabelung. Nach kurzer Verschnaufpause kletterte er an dem dicksten Teilstamm, der eine Reihe von abstehenden Ästen besaß, weiter.
    Obwohl der Aufstieg von nun an leichter vonstatten ging, brauchte DeLlugo beide Hände, um sich festzuhalten und weiterzuziehen, und er fühlte sich erbärmlich hilflos, als ihn plötzlich von oben der grelle Strahl einer starken Lampe anblendete.
    „Das ist weit genug!“ sagte eine harte Stimme. „Was wollen Sie?“
    DeLlugo preßte sich fest an den Stamm.
    „Lawrence? Sind Sie das?“
    „Ja!“
    „Lassen Sie mich hinauf! Ich habe mit Ihnen zu reden!“
    „Ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen zu reden. Scheren Sie sich zum Teufel, oder ich schieße Sie ab!“
    „Machen Sie keinen Unsinn, Alter! Die Sache ist wichtig!“
    Lawrence schien zu überlegen.
    „Gut! Geben Sie mir Ihre Waffe herauf, dann können Sie kommen!“
    Mit einiger Mühe zog DeLlugo die Waffe aus dem Gürtel und streckte sie nach oben. Ein paar Sekunden später spürte er, wie sie ihm aus der Hand genommen wurde.
    „So“, lachte Lawrence meckernd. „Jetzt können Sie kommen!“
    DeLlugo schob sich mit aller Anstrengung weiter an dem Ast hinauf, fühlte plötzlich eine Lage kräftiger Bohlen unter der Hand und

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