Die Welt in mir (German Edition)
wartete. Im selben
Moment raste mein Puls, mein Herz hämmerte vor Aufregung. In meinem ganzen
Leben hatte ich mich noch nie so sehr darauf gefreut, endlich aufstehen zu
können. Daher stieg ich fünf Minuten, bevor mein Wecker klingelte aus dem Bett
und huschte ins Bad. Erst nachdem ich mir das Gesicht gewaschen, Zähne geputzt,
Creme aufgetragen und meine Haare gekämmt hatte, traute ich mich ins
Wohnzimmer. Immerhin wollte ich Josh mit meinem morgendlichen Aussehen nicht
verschrecken und war mir zeitgleich sicher, dass er am Morgen genauso gut aussah
wie immer.
Als ich ins Wohnzimmer kam, war
ich enttäuscht. Das Sofa war leer und von Josh weit und breit keine Spur.
Sofort spürte ich leichte Panik in mir hochsteigen. War er etwa weg? Heute
Nacht hatte er auf jeden Fall hier geschlafen, da das Bettzeug auf dem Sofa
zerwühlt war. Vielleicht war er am frühen Morgen gegangen? Ich war wie gelähmt
und starrte auf den leeren Platz, an dem ich Josh erwartet hätte. Ich fühlte mich
traurig und verlassen, obwohl ich wusste, dass es eigentlich albern war.
Immerhin war er mir keine Rechenschaft schuldig oder mir gegenüber verpflichtet.
Dennoch war ich enttäuscht, dass er sich einfach aus dem Staub gemacht hatte,
ohne ein Wort zu sagen. War seine Geschichte von gestern etwa nur leere Worte?
Ich konnte mir kaum vorstellen,
dass er mich hinters Licht geführt hatte. Ich hatte ihn als aufrichtig und
liebenswert eingeschätzt. War sogar bereit, ihm und Alex zu vertrauen und damit
seine Geschichte als wahr anzuerkennen. Offensichtlich war meine
Menschenkenntnis miserabel.
„Guten Morgen. Hast du gut
geschlafen?“
Seine Worte rissen mich aus
meiner Gedankenwelt. Ich schaute von den zerwühlten Laken hoch und direkt in
sein Gesicht. Dort stand er. Am Türrahmen angelehnt und sah so verdammt gut
aus. Seine Jeans saßen locker auf den Hüften, weil er den Knopf nicht
geschlossen hatte. Dazu trug er ein weißes T-Shirt, das etwas zerknüllt aussah
und damit wahnsinnig sexy. Seine Haare waren verwuschelt vom Schlafen und sein
Lächeln einfach zum Dahinschmelzen.
Ich starrte ihn an und schenkte
ihm ebenfalls ein Lächeln. Sein Anblick am frühen Morgen war noch besser, als
ich ihn mir vorgestellt hatte. Sofort war ich wieder glücklich und erleichtert,
dass er nicht wie befürchtet gegangen war. Dass ich ihn nicht auf dem Sofa
vorgefunden hatte, brachte mich so aus dem Konzept, dass ich nicht daran
dachte, dass er in der Küche sein könnte. Der Kaffeeduft war mir entgangen.
„Ich habe gut geschlafen und
selbst?“, antwortete ich und schaute ihn an.
„Dein Sofa ist erstaunlich
bequem. Möchtest du auch einen Kaffee? Ich hoffe, es war okay, dass ich mich
bedient habe.“
„Ja, klar, kein Problem. Ich nehme
gerne einen Kaffee.“
Nachdem Josh in die Küche verschwunden
war, um mir eine Tasse des schwarzen Wunders zu bringen, nutzte ich die
Gelegenheit, um durchzuatmen und auch einmal hemmungslos zu lächeln.
Als Josh wieder ins Wohnzimmer kam
und mir meine Tasse reichte, hatte ich mich wieder soweit zusammengerissen und
mein Lächeln wieder in ein normales Maß gebracht.
„Möchtest du was frühstücken?“
Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich morgens meist nichts esse, was ehrlich
gesagt gelogen war, aber vor lauter Aufregung würde ich sowieso nichts
runterbekommen, ging er ins Bad und ich trank in Ruhe meinen Kaffee.
Mit keinem Wort hatte er unser
Gespräch von gestern erwähnt. Dafür war ich auch irgendwie dankbar, denn ich wusste
immer noch nicht genau, was ich dazu sagen sollte und ob ich ihm wirklich alles
davon glaubte. Aber auf der anderen Seite vertraute ich ihm voll und ganz,
obwohl ich ihn kaum kannte. Dennoch zweifelte ich eigentlich nicht an ihm und
an dem Gesagten. So absurd es auch klang. Woher ich das Vertrauen in einen
Fremden nahm, konnte ich nicht sagen. Es war einfach so ein Gefühl und dieses war
so gut in seiner Nähe, dass ich nicht anders konnte. Es mag naiv gewesen sein,
aber ich hatte keinen Zweifel daran, dass er aufrichtig war.
Als er aus dem Bad kam, wurde
es für mich Zeit, mich für die Arbeit fertig zu machen. Länger als sonst ließ
ich mir dafür Zeit. Nicht etwa, weil ich ihm aus dem Weg gehen wollte, sondern
weil ich im Badezimmer seinen Duft riechen konnte und mich darin gerne
einhüllen ließ. Langsam, aber sicher verwandelte ich mich in einen verknallten
Psycho. Wogegen ich aber absolut nichts machen wollte, denn es fühlte sich so
gut an.
Nachdem ich mich angezogen
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