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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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einem
kleinen Unterschied. Immer wieder musste ich daran denken, dass ich Josh bald
wiedersehen würde, was mir sofort ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Ich
merkte, wie ich in der Bewegung verharrte und dämlich vor mich hingrinste.
Eindeutig verknallter Psycho!
    Die letzte halbe Stunde meiner
Arbeitszeit kam mir unendlich lang vor. Die Sekunden und Minuten verstrichen im
Schneckentempo. So langsam, dass ich schon glaubte, die Uhr müsse kaputt sein.
Aber als ich auf mein Handy schaute, musste ich mit Bedauern feststellen, dass
die Uhr richtig ging. Ich versuchte, mich mit Arbeit abzulenken und die Zeit
dazu zu bringen, schneller zu vergehen. Ohne Erfolg. Noch fünfzehn Minuten. In
einer Viertelstunde würde ich Josh wiedersehen. Ich war mir sicher, dass er
sein Wort hielt und vor der Tür auf mich wartete. Bei dieser Vorstellung schlug
mein Herz gleich im doppelten Tempo, was man von den Zeigern der Uhr leider
nicht behaupten konnte. Die bewegten sich immer noch quälend langsam vorwärts.
    Fünf Minuten vor dem
offiziellen Arbeitsende fuhr ich den Computer runter, räumte meinen
Schreibtisch auf und packte meine Sachen. Die paar Minuten, die ich früher ging,
würde mein Chef schon verkraften. Ich konnte einfach nicht mehr länger hier
sitzen und warten. Selbst wenn das bedeutete, dass ich draußen vor der Tür noch
etwas auf Josh warten musste. Alles war besser, als hier auf heißen Kohlen zu
sitzen.
    Als ich das Büro verließ,
verabschiedete ich mich bei Judi. Nicht, dass sie im Nachhinein doch noch sauer
wurde. Bis zur Tür musste ich mich zusammenreißen, um nicht zu rennen. Von
draußen schlug mir die frische Luft entgegen; ich schaute mich suchend nach
Josh um.
    Als ich mich nach links drehte,
erblickte ich ihn und sofort setzte mein Herz für einen Schlag aus, bevor es zu
rasen begann. Er hatte mich auch erblickt und lächelte mich an. Dieses Lächeln!
Er kam auf mich zu und auch ich setzte mich in Bewegung. Bei jedem Schritt in
seine Richtung wurde mein Strahlen noch größer, und meine Vorfreude wuchs.
    „Wie war dein Tag? Offensichtlich
hat dich dein Chef nicht gefeuert.“ Auf dem Weg nach Hause erzählte ich ihm von
meinem Tag, der eigentlich nichts Besonderes gewesen war. Auch dass mein Chef allem
Anschein nach doch eine nette Seite hatte und mein Wutausbruch vielleicht auch
eine gute Idee gewesen war, erwähnte ich. Er hörte aufmerksam zu und nickte ab
und an. In meinem Wortschwall war ich kaum zu bremsen. Ich glaubte, bisher hatte
ich noch nie so viele Worte an Josh gerichtet. Aber es fühlte sich gut an, ihm
zu erklären, wie es mir ging und was passiert war. Auf ungewohnte Weise fühlte
es sich auch vertraut an und er wirkte, als würde es ihn tatsächlich
interessieren. Daher konnte ich gar nicht aufhören, zu quasseln.
    Erst als wir meine Wohnung
erreichten, hörte ich auf zu plappern. Plötzlich erschien mir der Raum eng und
ich war mir Joshs Präsenz deutlicher bewusst, als auf der Straße unter den
vielen Menschen.
    „Möchtest du was essen, wir
könnten was bestellen. Um ehrlich zu sein, bin ich keine gute Köchin.“ Wenigstens
auf meine gute Erziehung und damit auf meine Gastgeberqualitäten war Verlass.
    Wir einigten uns auf Pizza und
bestellten sie einfach beim Italiener um die Ecke. In den zwanzig Minuten, in
denen wir auf die Pizza warteten, schauten wir die Nachrichten im Fernsehen.
Ich fragte mich, ob ich irgendwann auch in den Nachrichten landete, wenn mir
etwas zustoßen sollte. Oder wäre mein Tod zu belanglos? Zumindest müsste ich
doch in Joshs Welt eine Nachricht wert sein, wenn ich so wichtig war. Kaum zu
glauben, dass ich hoffte, dass mein Tod in seiner Welt in den News landete. So
aufmerksamkeitssüchtig war ich eigentlich nicht, und bei dem Szenario sollte
ich es auch auf keinen Fall sein.
    „Gibt es bei euch eigentlich
auch Nachrichten?“, hörte ich mich fragen.
    „Ja gibt es. Aber sie sind
anders. Sie betreffen nicht unsere ganze Welt. Jede Seite hat ihre eigenen
Nachrichten. Nur der Teil über diese Welt ist größtenteils ähnlich.“
    Diese Antwort überraschte mich.
In seiner Welt existierten auch Nachrichten über diese Welt? Ich fragte mich,
wie es sein konnte, dass sie alles über uns wussten und wir nichts über ihr
Dasein.
    „Gibt es auch Leute von hier,
die bei euch leben?“ Meine Neugier war geweckt. Ich wollte unbedingt mehr von
ihm und seinem Leben erfahren.
    „Nein. Bisher lebt kein einziger
Mensch von hier in unserer Welt. Wir versuchen, sie

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