Die Welt in mir (German Edition)
verstehen und sich dafür zu interessieren,
nicht lohnte. Zum einen war zu viel Interesse, wie erwähnt, für einen selbst
schädlich, zum anderen waren ihre Projekte kurzlebig. Wenn ich sie das nächste
Mal sprach, hatte sie bereits etwas Neues gefunden, was ihre volle
Aufmerksamkeit bekam.
„Und was meinst du?“, fragte
sie mich plötzlich, und schlagartig bekam sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Leider zu spät, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, über was sie
gesprochen hatte.
„Wozu?“ Ich wusste, dass ich
mir damit die Blöße gab, ihr nicht zugehört zu haben.
„Na zum nächsten Mädelstreffen
am kommenden Donnerstag“, wiederholte sie ihre Worte.
Ich willigte ein, auch wenn ich
nicht wusste, ob das so eine gute Idee war. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie
etwas von Josh oder Alex erfuhren. Vielleicht hätte ich meine Beschützer erst
fragen sollen, ob das okay war. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte,
redete Jaqui schon wieder auf mich ein. Diesmal versuchte ich, mich zu
konzentrieren. Noch einmal in die unangenehme Lage zu kommen, keine Ahnung zu
haben, wovon sie sprach, sollte mir nicht passieren. Doch zum Glück waren es
nur noch wenige Sätze, bis sie endlich zum Ende kam und mit „dann bis
Donnerstag“ unser Telefonat beendete.
Hätte ich Josh oder Alex, wobei
mir Josh aufgrund seiner ruhigen Art lieber gewesen wäre, fragen sollen? Ich
meine, ich war schon früher ausgegangen, bevor sie in mein Leben getreten waren.
Da hätte ein weiterer Abend kein Problem darstellen sollen, oder? Andererseits
hatte sich die Lage eventuell verändert, und wenn ich an den Überfall dachte, überkam
mich ein leichter Schauer. Ich sollte Josh einfach später von der Verabredung
erzählen und abwarten, wie er darauf reagieren würde. Wenn er mir sagte, dass
ich mich damit in Gefahr brächte, könnte ich immer noch absagen. Aber wenn er
sein Okay gab, stand dem Mädelstreffen nichts im Weg. Obwohl ich jetzt nicht
besonders scharf darauf war. Aber für einen Abend würde ich mich wohl soweit
zusammenreißen können, um meinen Freundinnen nichts von den neusten Ereignissen
zu erzählen. Immerhin erwarteten sie von mir sowieso keine spannende
Geschichte, da würde es nicht schwierig sein, ihnen klarzumachen, dass
überhaupt nichts Aufregendes passiert war. Und wenn doch eine die Veränderung
an mir bemerken sollte, würde ich einfach die Sache mit meinem Chef erzählen,
wobei ich Alex bei der Geschichte außen vorlassen würde. Glücklich darüber,
einen guten Plan gefasst zu haben, machte ich mich auf den Weg in die
Mittagspause.
Der Rest des Tages verging
überraschend wie im Flug. Heute musste ich nicht wie gestern die quälenden
Minuten zählen. Dennoch steigerte sich genau wie gestern meine Vorfreude auf
Josh mit jeder Minute, die der Feierabend und damit unser Wiedersehen näher rückte,
mehr. Als es endlich soweit war, verabschiedete ich mich von Judi am Empfang
und machte mich mit einem Kribbeln im Bauch auf den Weg nach draußen.
Als ich vor die Tür trat,
wartete Josh auf mich. Diesmal erblickte ich ihn sofort und grinste bei seinem
Anblick. Er kam mit einem Lächeln auf mich zu und hob zwei Tüten in seiner Hand
hoch.
„Ich hoffe, du magst
chinesisches Essen. Ich habe uns was besorgt“, erklärte er den Inhalt der
Tüten.
„Klar! Chinesisch klingt gut.
Ich habe einen Bärenhunger“, antwortete ich, und wir machten uns auf den Weg
nach Hause. Er fragte, wie mein Tag gewesen war und ich antwortete, dass ich
meinen Chef so gut wie nicht gesehen hätte. Die Sache mit dem Mädelstreffen behielt
ich für mich. Das wollte ich lieber zu Hause klären und nicht mitten auf der
Straße.
Als wir zu Hause angekommen waren
und es uns mit dem Essen am Tisch gemütlich gemacht hatten, kam ich auf das
Thema zu sprechen. Ich wollte es endlich hinter mich bringen.
„Übrigens hat Jaqui heute
angerufen und gefragt, ob ich kommenden Donnerstag mit ihr und meinen anderen
Freundinnen, was trinken gehen möchte. Ich habe zugestimmt. Ich hoffe, dass war
okay“, schnitt ich das Thema an.
Josh schaute mich mit in Falten
gelegter Stirn an. Ich hatte bereits Sorge, dass er mich für verrückt erklärte,
weil ich zugesagt hatte, obwohl ich eventuell in Gefahr war.
„Natürlich, ist das okay. Du
musst doch nicht um Erlaubnis fragen. Wir sind da, um dich zu beschützen und
nicht um dich zu bevormunden. Ich werde das mit Alex besprechen. Das wird schon
klappen.“
Woraufhin ich hörbar ausatmete.
Ich
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