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Die Welt ist nicht immer Freitag

Titel: Die Welt ist nicht immer Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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schwedisch, aber fast alle Schweden sprechen englisch. Ich bin damit ziemlich gut gefahren, nur dreimal gab's ein paar Probleme. Vor 12 Jahren, als ich nach einer Woche Prag derart von meiner schwedischen Identität überzeugt war, daß ich dies auch bei der Ausreise angab, gleichzeitig meinen deutschen Paß vorzeigte und daraufhin 12 Stunden an der Grenze festgehalten und verhört wurde. Meine damaligen Mitreisenden sind bis heute deshalb etwas sauer auf mich.
    Vor 8 Jahren in Paris bat mich ein Kellner, für drei Schweden an einem anderen Tisch zu dolmetschen. Damals wollte ich den Schwindel schon gestehen, bemerkte aber noch rechtzeitig, daß die drei anderen Schweden aus Kaiserslautern kamen. Verwandte Seelen. Und meine, privat gesehen, größte Enttäuschung im letzten Jahr, mein Urlaub in Norwegen, als ich feststellen mußte, daß die Norweger gar nichts gegen Deutsche haben, aber Schweden nicht ausstehen können.
Kurzfristig reserviert
    Wenn man innerhalb eines halben Jahres dreimal längere Zugfahrten im Gang stehend verbracht hat, weil kurz vor der Abfahrt doch noch jemand mit einer kurzfristigen Reservierung kam und einen vom mühsam ergatterten Platz verscheucht, dann wird man nachdenklich und irgendwann selbst zum Schwein und spielt eben dieses schändliche Spiel mit. Erst recht, da ich auf der Fahrt noch eine Geschichte schreiben möchte. Es geht um einen friedliebenden, jungen Mann, der zufällig in seinem Garten eine neuartige Pflanze gezüchtet hat, welche heftige Blähungen verursacht. Es stellt sich heraus, daß diese Gase nach dem Austritt aus dem menschlichen Körper schnell in die Atmosphäre aufsteigen und eine Zusammensetzung haben, die dort oben in der Atmosphäre das bedrohliche Ozonloch zur Gänze schließen und damit die gesamte Menschheit retten. Schöne Geschichte, macht Hoffnung, toll.
    Von Schwaben zurück nach Berlin geht die Fahrt. Ich stehe nervös am Hauptbahnhof Stuttgart und warte. Ich habe Angst. Was, wenn der Zug jetzt auf einmal völlig leer ist, dann hätte ich 5 Mark für die Reservierung für nix und wieder nix…, und das in Schwaben! Was würde der Schaffner von mir denken?
    Aber, ich habe Glück, der Zug ist rappelvoll, bis in die Gange stehen sie mit ihren Taschen, Koffern und Snowboard-Beuteln. Mich befällt Zufriedenheit. Diese armen Dummpfropfen, das wird ihnen eine Lehre sein. Waren sie so klug und weltgewandt wie ich, dann hätten auch sie eine kurzfristige Reservierung.
    Trotzdem gebe ich ihnen, während ich mich mit meiner Tasche unter massivem Ellenbogeneinsatz über Koffer, Kinderwägen und Fahrgäste im Gang zu meinem reservierten Platz vorkämpfe, gerne freundliche Lebenshilfe:
    - Platz!!! Platz!!! Ich habe kurzfristig reserviert!!! Jaha, da wird man nachdenklich, was? Vielleicht mal'n bißchen vorausschauender reisen, was? Bißchen umsichtiger planen, wie war das mal zur Abwechslung, nich nur immer fun, fun, fun, auch mal an morgen denken, da kannste was lernen, kurzfristige Reservierung, naja, wer nicht denken will, muß stehen, hä, höhö. Jajajajaa… Junge Leute. Hähä!
    Meine gute Laune erreicht ihren Höhepunkt, als ich bemerke, daß ich von meinem Platz auch noch beste Sicht auf den vollgestopften Gang habe. Stolz und siegessicher marschiere ich dorthin, bis ich bemerke, daß dort eine junge Frau sitzt, die offensichtlich hochschwanger ist. Verdammt! Jetzt heißt es ruhig bleiben, ruhig und souverän einen Ausweg finden, das kann doch nicht so schwer sein.
    - Entschuldigung aber das ist… mein Platz. Ich habe kurzfristig… Warum sind Sie denn schwanger? Das geht doch nicht, aber macht nix, bleiben Sie sitzen, muß halt die Frau neben Ihnen, weil ich, ich bin ja Arzt, jawohl Arzt, das bin ich zufällig. Und da war es doch das vernünftigste, wenn ich während der Fahrt neben Ihnen sitzen würde, nur so für den Fall der Fälle, nicht wahr?
    Brillant. Erwartungsfroh schaue ich auf die etwas ältere Frau neben ihr. Aber es stellt sich heraus, daß sie die Hebamme der Schwangeren ist.
    Die Leute im Gang schauen grinsend zu mir herüber: »Hallo!«
    Da kann ich unmöglich hin zurück. Ich hatte mich in eine Lage manövriert, wie seinerzeit Napoleon Bonaparte bei seinem Rußlandfeldzug, als er auf dem Weg nach Moskau, sämtliche Dörfer und Ortschaften unterwegs gebrandschatzt hatte.
    Nun rund 200 Jahre später ist mein Moskau hochschwanger und damit auch uneinnehmbar. Mich erwartet ein verdammt opferreicher Rückzug durch den Gang. Da soll noch einer

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