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Die Welt ohne uns

Die Welt ohne uns

Titel: Die Welt ohne uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Weisman
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Wiederaufbereitungsanlage Savannah River Plant transportiert, wo zwei riesige Gebäude so kontaminiert sind, dass niemand weiß, wie sie entsorgt werden können. Dort werden jetzt hoch radioaktive Abfälle mit Glasperlen eingeschmolzen. Wenn die glühende Masse in Edelstahlbehälter gegossen wird, erstarrt sie zu festen Blöcken aus radioaktivem Glas.
    Dieses Verfahren, die sogenannte Vitrifikation, wird auch in Europa angewandt. Da Glas zu unseren einfachsten und dauerhaftesten Schöpfungen gehört, könnten diese radioaktiven Glasziegel die meisten unserer anderen Werke überdauern. Doch an Orten wie der britischen Anlage Windscale – Schauplatz zweier nuklearer Zwischenfälle, bevor sie endlich geschlossen wurde – wird der vitrifizierte Abfall in Kühlräumen gelagert. Eines Tages, wenn kein Strom mehr fließt, wird sich eine Kammer voll zerfallendem, in Glas eingebettetem Material unaufhaltsam erwärmen – mit verheerenden Folgen.
    Der Asphalt von Rocky Flats, unter dem man die ausgelaufene radioaktive Kühlflüssigkeit begrub, wurde nebst einer metertiefen Erdschicht abgetragen und ebenfalls nach South Carolina verladen. Mehr als die Hälfte der 800 Gebäude wurde abgerissen, einschließlich des berüchtigten »Unendlichkeitsraums«, in dem die Kontamination so hoch war, dass die Instrumente sie nicht mehr messen konnten. Mehrere Gebäude lagen größtenteils unter der Erde; nach der Entfernung von Gegenständen und Geräten wie den Manipulatoren, die man für den Umgang mit den glänzenden Plutoniumscheiben, den A-Bombenzündern, benötigt hatte, wurden alle unterirdischen Geschosse einfach zugeschüttet.
    Darüber hat man ein Gemisch aus hohem Bart- und Moskitogras ausgesät, um einen Lebensraum für einheimische Wapitis, Nerze, Pumas und die bedrohten Wiesenhüpfmäuse zu schaffen, Arten, die in dem knapp 25 000 Hektar großen Sicherheitsgürtel trotz des Unheils, das in seinem Zentrum seinen Lauf nahm, erstaunlich gut gediehen. Ungeachtet des grausigen Geschäfts, das da betrieben wurde, schienen die Tiere keine Probleme zu haben. Doch die Verantwortlichen geben offen zu, dass man zwar vorhat, die Strahlenbelastung der Mitarbeiter des Naturschutzparks zu kontrollieren, aber nicht gedenkt, an den Tieren selbst Gentests vorzunehmen.
    »Uns interessieren die Risiken für die Menschen, nicht aber welche Schäden die Arten erleiden könnten. Den Berechnungen der höchstzulässigen Effektivdosis liegt die Strahlenbelastung bei einer dreißigjährigen Berufstätigkeit zugrunde. So lange lebt kaum ein Tier.«
    Vielleicht nicht, aber ihre Gene geben sie dennoch weiter.
    Alles, was in Rocky Flats so fest verankert oder so aktiv war, dass man es nicht transportieren konnte, betonierte man ein, bedeckte es drei Meter hoch mit Erde und erklärte es zum Sperrgebiet, obwohl man noch nicht entschieden hat, wie man neugierige Besucher des Wildreservats fernhalten will. In der WIPP, wo ein Großteil der Bestände von Rocky Flats endete, ist die amerikanische Energiebehörde gesetzlich verpflichtet, während der nächsten 10000 Jahre jeden daran zu hindern, der Lagerstätte zu nahezukommen. Obwohl man sich darüber klar war, dass menschliche Sprachen sich schon binnen 500 oder 600 Jahren bis zur Unkenntlichkeit verändern, beschloss man trotzdem, die Warnungen in sieben Sprachen zu formulieren, die drohende Gefahr zusätzlich aber auch bildlich darzustellen. Die Hinweise sollen auf siebeneinhalb Meter hohen, 20 Tonnen schweren Granitmonumenten eingemeißelt und auf 23 Zentimeter großen Scheiben aus gebranntem Ton und Aluminiumoxid wiederholt werden, die man überall auf dem Gelände eingraben will. Genauere Informationen über die Risiken, die unter der Erde lauern, werden auf den Wänden dreier identischer Räume zu lesen sein, von denen zwei ebenfalls unterirdisch angelegt werden sollen. Die ganze Fläche von fast anderthalb Quadratkilometern wird mit einem zehn Meter hohen Erdwall umgeben und mit Magneten und Radarreflektoren gespickt, um in alle Zukunft auf jede erdenkliche Weise zu signalisieren, dass unter der Erde Bedrohliches lauert.
    Ob die Wesen, die diese Botschaft eines Tages finden, sie tatsächlich lesen oder erahnen können, ist möglicherweise eine rein akademische Frage: Der Bau dieser komplexen Drohkulisse zur Abschreckung der Nachwelt wird noch Jahrzehnte auf sich warten lassen, bis die Einlagerungskapazität der WIPP ganz ausgeschöpft ist. Außerdem bemerkte man bereits nach fünf Jahren, dass

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