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Die Welt ohne uns

Die Welt ohne uns

Titel: Die Welt ohne uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Weisman
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besteht, dass die Platte je gefunden wird, und noch weniger, dass wir je davon erfahren. Allerdings sind weder die Voyager-Sonden noch ihre Informationsträger die ersten Lebenszeichen von uns, die über unser Planetensystem hinausgelangen. Sogar wenn der unaufhörliche Abrieb durch interstellare Staubpartikel die Sonden und ihren Inhalt nach Jahrmilliarden selbst zu Staub verschlissen hat, bleibt uns noch immer eine Chance, dass man jenseits unserer Welt von uns erfahren wird.
    In den 1890er Jahren ließen Nikola Tesla, ein serbischer Einwanderer in die Vereinigten Staaten, und der Italiener Guglielmo Marconi unabhängig voneinander Geräte patentieren, die drahtlose Signale übermitteln konnten. 1897 demonstrierte Tesla in New York, dass man elektromagnetische Impulse von Schiffen über das Wasser an Land senden kann, während Marconi das Gleiche über den Ärmelkanal hinweg unter Beweis stellte und ihm 1901 dieses Kunststück sogar über die Weite des Atlantiks zwischen Cornwall und Neufundland gelang. Am Ende versuchten sie gerichtlich klären zu lassen, wer die Funktechnik erfunden und wer einen Anspruch auf die Lizenzgebühren hatte. Egal wer recht hatte, zu diesem Zeitpunkt war die drahtlose Kommunikation über Meere und Kontinente bereits Routine.
    Und damit nicht genug: Elektromagnetische Radiowellen – viel länger als die Wellen der schädlichen Gammastrahlen oder des ultravioletten Sonnenlichts – breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit in Gestalt einer expandierenden Kugel aus. Bei ihrer Bewegung nach außen nimmt die Intensität proportional zum Quadrat der Entfernung ab, das heißt, ein von der Erde ausgesandtes Signal ist nach 50 Millionen Kilometern noch viermal so stark wie nach der doppelten Entfernung, also 100 Millionen Kilometern. Trotzdem ist es noch vorhanden. Während sich die Oberfläche dieser elektromagnetischen Kugel immer weiter in die Milchstraße hineinschiebt, absorbiert der galaktische Staub einen Teil der Funkstrahlung, wodurch das Signal zwar weiter geschwächt wird, aber sich immer noch ausbreitet.
    1974 strahlte Frank Drake einen dreiminütigen Funkgruß mit der heute zweitgrößten Radioschüssel der Erde aus, dem Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico mit einem Durchmesser von 305 Metern und einer Sendeleistung von 500 Kilowatt. Die Botschaft bestand aus einer Reihe von binären Impulsen, die ein extraterrestrischer Mathematiker möglicherweise als einfache grafische Anordnung erkennen könnte: die Zahlenfolge von 1 bis 10, das Wasserstoffatom, die DNS, unser Sonnensystem und ein Strichmännchen.
    Das Signal war, wie Drake später erklärte, rund eine Million Mal stärker als eine normale Fernsehübertragung und auf einen Sternhaufen im Sternbild Herkules gerichtet, wo es erst in 22 800 Jahren eintreffen wird. Doch angesichts des nachfolgenden Entsetzens darüber, dass dadurch möglicherweise einer überlegenen, raubgierigen Zivilisation außerirdischer Intelligenzen die Position der Erde enthüllt worden sei, kam die internationale Gemeinschaft der Radioastronomen überein, den Planeten nie wieder durch einen Alleingang einem solchen Risiko auszusetzen. Diese Übereinkunft wurde 2002 von kanadischen Wissenschaftlern missachtet, die ihre Laser himmelwärts richteten. Doch wie Drakes Botschaft bislang noch keine Reaktion hervorgerufen hat, von einem Angriff gar nicht zu reden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand oder etwas auf die gebündelten Laserstrahlen stößt, vernachlässigbar gering.
    Abgesehen davon ist die Katze wahrscheinlich schon längst aus dem Sack. Seit mehr als einem halben Jahrhundert senden wir Signale aus, die sich zwar nur mit einem sehr großen und sehr empfindlichen Empfänger registrieren ließen, was aber für die hochintelligenten Wesen, die wir dort draußen vermuten, keine Schwierigkeit sein dürfte.
    1955, etwas mehr als vier Jahre nach Verlassen eines Fernsehstudios in Hollywood, erreichten die Signale, welche die ersten Töne und Bilder der Comedyserie I Love Lucy transportierten, den Stern Proxima Centauri, der unserer Sonne am nächsten steht. Ein halbes Jahrhundert später waren die Bilder der erfolgreichen Serie mit Lucille Ball mehr als fünfzig Lichtjahre oder rund 500 Billionen Kilometer entfernt. Da die Milchstraße einen Durchmesser von 100000 und eine Dicke von 1000 Lichtjahren hat und da unser Sonnensystem etwa in der Mitte der galaktischen Ebene liegt, folgt daraus, dass die expandierende Kugel von Radiowellen, die Lucy, ihren Mann

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