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Die Welt ohne uns

Die Welt ohne uns

Titel: Die Welt ohne uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Weisman
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stehen geblieben, wo sich noch vor hundert Jahren ein Weizenfeld befand. In ihrem schattigen Unterholz wachsen kleine Harthölzer – sehr ägerlich, sagt er, für die Forstleute, die nach dem Aufbruch von Neuenglands Farmern in den Südwesten hierherkamen und glaubten, sie könnten auf Dauer einen Kieferwald heranziehen.
    »Jahrelang versuchten sie vergeblich, die Weymouth-Kiefern von allein zum Wachsen zu bringen. Sie begriffen nicht, dass man, wenn man einen Wald abholzt, einen neuen Wald freilegt, der im Schatten des alten herangewachsen ist. Sie hätten Thoreau lesen sollen.«
    Es ist der Harvard Forest bei dem Dorf Petersham, ursprünglich 1907 als forstwirtschaftliche Forschungsstation gegründet und heute ein Labor, in dem man untersucht, was mit Land geschieht, das von Menschen nicht mehr genutzt wird. David Foster, der Direktor, hat es verstanden, einen Großteil seines Berufslebens in der Natur und nicht in Seminarräumen zu verbringen: Mit seinen fünfzig Jahren sieht er zehn Jahre jünger aus – sportlich, das Haar noch immer dunkel. Er springt über einen Bach, der von einer der seit vier Generationen hier ansässigen Farmerfamilien zur Entwässerung verbreitert wurde. Die Eschen an seinen Ufern sind Pioniere des wiedergeborenen Waldes. Wie Weymouth-Kiefern pflanzen sie sich nicht in ihrem eigenen Schatten fort, daher werden sie in einem weiteren Jahrhundert durch den in ihrem Schatten wachsenden Zuckerahorn ersetzt werden. Doch das hier ist bereits in jeder Hinsicht ein Wald, wie er sein soll: aufregende Düfte, Pilze, die durch altes Laub nach oben drängen, Flecken grüngoldenen Sonnenlichts, hämmernde Spechte.
    Selbst im technisiertesten Teil einer ehemaligen Farm kommt der Wald schon bald zurück. Ein moosüberzogener Mühlstein bei einem Steinhaufen, der einmal ein Schornstein war, verrät, dass hier ein Farmer früher die Rinde von Hemlock-Tannen und Kastanien zermahlte, um Rindshäute zu gerben. Der Mühlteich ist jetzt mit Sedimenten gefüllt. Verstreute Schamottsteine, ein paar Metallteile und Glasscherben sind alles, was von dem Farmhaus übrig geblieben ist. Im offenen Kellerloch wuchern Farne. Die Trockenmauern, die einst offene Felder trennten, schlängeln sich jetzt zwischen 30 Meter hohen Koniferen hindurch.
    Im Laufe zweier Jahrhunderte holzten die europäischen Bauern und ihre Nachkommen zwei Drittel der neuenglischen Wälder ab, darunter auch diesen. Noch drei Jahrhunderte und die Baumstämme sind möglicherweise wieder so dick wie die Ungetüme, welche die ersten Neuengländer in Schiffsplanken und Kirchen verwandelten – Eichen mit einem Durchmesser von drei Metern, Platanen, die doppelt so dick waren, und 75 Meter hohe Weymouth-Kiefern. Die frühen Kolonisten fanden laut Foster so riesige Bäume in Neuengland vor, weil diese kalte Ecke, anders als andere Teile des präkolonialen Nordamerikas, nur spärlich bevölkert war.
    »Es gab hier Menschen. Doch die Belege zeigen, dass es nur wenige vereinzelte Jäger und Sammler waren. Das ist keine Landschaft zum Brandroden. In ganz Neuengland gab es vielleicht 25 000 Menschen und nirgendwo Anzeichen von Sesshaftigkeit. Die Pfahllöcher für ihre Hütten haben nur einen Durchmesser von fünf bis zehn Zentimetern. Diese Jäger und Sammler konnten ein Dorf über Nacht abbrechen und mit ihm weiterziehen.«
    Im Gegensatz zur Mitte des Kontinents, meint Foster, wo sich sesshafte Indianervölker im unteren Mississippi-Tal angesiedelt hatten, wurde in Neuengland vor 1100 n. Chr. kein Mais angebaut. »Die gesamte Maismenge aus archäologischen Fundstätten in Neuengland würde keine Kaffeetasse füllen.« Die meisten Siedlungen lagen in Flusstälern, wo die Landwirtschaft schließlich ihren Anfang nahm, und an der Küste, wo Jäger und Sammler, die sich aufs Wasser hinaustrauten, aus dem Vollen schöpfen konnten: Das Meer bot ihnen immense Bestände an Heringen, Alsen, Muscheln, Krebsen, Hummern und Dorschen, so dick, dass man sie mit der Hand fangen konnte. Lager im Binnenland wurden nur aufgesucht, um vor dem rauen Winterklima an der Küste Schutz zu suchen.
    »Der Rest«, sagt Foster, »war Wald.« Es war eine menschenleere Wildnis, bis die Europäer dieses Land nach ihrer Heimat benannten und sich anschickten, es zu roden. Die Waldgebiete, welche die Pilgrim Fathers vorfanden, waren nach der letzten Eiszeit entstanden.
    »Diese Vegetation kehrt jetzt wieder. Alle bedeutenden Baumarten kommen zurück.«
    Genauso wie die Tiere. Einige, wie der

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